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So viele falsche Wölfe wurden im Wallis abgeschossen

So viele falsche Wölfe wurden im Wallis abgeschossen

24.11.2024, 08:2324.11.2024, 17:39
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Im Kanton Wallis wurden bei einer ersten präventiven Jagd 27 Wölfe erlegt. Wie der «Blick» berichtet, lief dabei aber einiges falsch: So sollen 11 der geschossenen Wölfe gar nicht zu denjenigen Rudeln gehören, die vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) zum Abschuss freigegeben wurden. Das geht aus genetischen Verwandtschaftsanalysen aus einem Labor der Universität Lausanne hervor.

In der Schweiz ein Politikum: Ein Wolf im Wildpark Bruderhaus, aufgenommen am Montag, 5. Februar 2024 in Winterthur.
Bei der Jagd im Wallis wurden auch Wölfe getötet, die nicht zu den freigegebenen Rudeln gehörten. (Symbolbild)Bild: keystone

Bei den fälschlicherweise getöteten Tieren soll es sich um fünf Welpen und sechs ausgewachsene Wölfe handeln. Die Jungtiere gehören zu Rudeln, deren Streifgebiet an das Territorium von den zur Regulierung freigegebenen Rudeln grenzt. Bei den erlegten ausgewachsenen Wölfen ist die Abstammung unklar. Womöglich handelt es sich um Tiere auf Durchreise, die sich zum Zeitpunkt der Jagd in einem Abschussgebiet aufhielten.

Kritik von Wolfsschützer

Für diese falschen Abschüsse erntet der Kanton Wallis nun Kritik. «Der Kanton kennt die Streifgebiete der Rudel nicht oder interpretiert sie falsch», so David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz, gegenüber dem «Blick».

HANDOUT THEMENBILD ZUR SESSION THEMA WOLF UND JAGDGESETZ - Ein Wolf, mutmasslich "M35", aufgenommen beim Dorfeingang von Bellwald im Obergoms, Wallis, am 28. Mai 2013. (KEYSTONE/Marco Schmid ...
Ein Wolf im Kanton Wallis.Bild: KEYSTONE

Das Wallis habe das Monitoring der Tiere nicht im Griff, sagt er. Zudem wirft er den kantonalen Behörden vor, kein Interesse an einer guten Überwachung der Abschüsse zu haben. «Die Politik will so viele Wölfe wie möglich erwischen», sagt Gerke. «Für die Wolfsgegner im Wallis ist nur ein toter Wolf ein guter Wolf.»

Abschüsse nicht illegal

Obwohl die abgeschossenen Tiere teils nicht zu den definierten Rudeln gehörten, sind die Abschüsse legal. Dies, weil die Gebiete, wo die Wölfe getötet wurden, zu den vom Kanton definierten und vom Bafu bewilligten Abschussgebieten gehören.

Kanton und Bund halten sich zu den falschen Abschüssen derweil bedeckt. Der Kanton Wallis beantwortete Fragen des «Blicks», wie es zu den vielen toten Wölfen kommen konnte, die keinem regulierten Rudel angehörten, und wie solche künftig verhindert werden sollen, nicht. Das Bafu bestätigte, über die Fehlschüsse informiert worden zu sein, wollte sich dazu aber nicht äussern. Die Wolfsregulierung sei Sache der Kantone, so die Begründung.

Im Wallis läuft derzeit eine zweite präventive Wolfsjagd, die noch bis Ende Januar dauert. Dafür wurden die Vorschriften trotz der Fehlschüsse weiter gelockert. Abschüsse in überlappenden Gebieten zwischen Territorien zweier Rudel sind nun nicht mehr verboten, sondern einfach «zu vermeiden». (dab)

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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Troxi
24.11.2024 09:01registriert April 2017
Überrascht das irgendwen? Also mich nicht, ich habe dies so erwartet. Dass die Quote trotzdem nur 40% zählt hingegen überrascht, ich habe mit +50% falschen Wölfen gerechnet.
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Phuphi
24.11.2024 09:17registriert Juni 2020
Schade haben die Walliser nicht die entsprechende Kompetenzen um diese Thematik selbst in die Hand zu nehmen. Mir scheint als würde da zuerst mal geschossen und danach wird erst geschaut auf was. Ch bin für schärfere Prüfungen bezüglich Jagdscheine und offenbar besteht auch bei der kantonalen Behörde Schulungsbedarf. Wer nicht weiss auf was er schiesst sollte nicht jagen dürfen. Und wer wissentlich auf geschützte Tiere schiesst gehört hinter Gitter. Wir können das sicher besser als unsere Vorfahren.
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el cóndor terminado
24.11.2024 09:10registriert Juni 2021
War wohl ein Versehen...
Und dies im Wallis😉🤭
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