13 Kinder im Spital: Das war die Bilanz nach einem Schulausflug bei Rünenberg BL. Die Neun- bis Elfjährigen kamen im Wald mit einer unbekannten Substanz in Kontakt – diese löste allergische Reaktionen aus.
Schnell kam der Verdacht auf, dass die Kinder wohl mit den Haaren von Raupen des Eichenprozessionsspinners in Kontakt gekommen waren. Diese sind dafür bekannt, allergische Reaktionen auszulösen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
«Zurzeit beschränkt sich das Vorkommen des Eichenprozessionsspinners in der Schweiz nur auf kleine und lokale Befallsherde», wie Simon Blaser von der Eidg. Forschungsanstalt WSL Waldschutz Schweiz auf watson-Anfrage mitteilt.
Die «Häufigkeit und Intensität des Auftretens» hat jedoch in den letzten Jahren zugenommen. Dadurch dürfte sich das Risiko eines Kontaktes von Menschen oder Tieren mit den Brennhaaren erhöht haben, so Blaser.
Der Eichenprozessionsspinner liebt die Wärme. Der prognostizierte Temperaturanstieg durch den Klimawandel könnte zu einem verstärkten Auftreten der Raupen führen.
Der Falter des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea) selbst ist ungefährlich, doch die feinen Raupenhaare sind für den Menschen gesundheitsgefährdend. Denn die sogenannten Brennhaare enthalten ein Nesselgift (Thaumetopoein), das bei Berührung mit der Haut Juckreiz, Bläschen und Ausschläge auslösen kann (Raupendermatitis), die tagelang anhalten können.
Die Reaktionen sind von Mensch zu Mensch verschieden. Seltener sind Reizungen der Atemwege. Hier kann es zu Husten, Atemnot und Asthma kommen. Gelangt das Nesselgift ins Auge, kann das zu Rötungen, Quaddeln und sogar einer schmerzhaften Bindehautentzündung führen. Die feinen Härchen können auch allergische Schockreaktionen auslösen.
Die Raupen der Eichenprozessionsspinner richten auch forstwirtschaftliche Schäden an. Im Frühjahr können sie einzelne Eichen und auch ganze Eichenbestände kahl fressen. Die Raupen schlüpfen im Frühling, sobald die Temperaturen ausreichend hoch und stabil sind. Das ist oftmals schon Mitte April der Fall. Genau zu diesem Zeitpunkt müssen bereits die ersten Massnahmen gegen die Schmetterlingsart durchgeführt werden, da ihre Ausbreitung sonst nicht mehr verhindert werden kann.
Vor dem Waldbesuch sollte man Kinder «möglichst gut über die mögliche Gefahr aufklären und ihnen Bilder der Gespinstnester und Raupen zeigen, welche auf keinen Fall angefasst werden sollen», so Blaser.
Die sogenannten Brennhaare der Raupen können ihre Toxizität über mehrere Jahre behalten.
Besonders häufig werden laut Blaser frei stehende Eichen oder Eichen südexponierter Waldränder befallen. «An solchen Standorten gilt also besondere Vorsicht gegenüber dem Eichenprozessionsspinner.»
Wenn man mit den Brennhaaren der Raupen in Kontakt kommt, sollte man sofort die Kleider wechseln und die kontaminierten Sachen bei 60 Grad waschen. Haare und gereizte Augen sollte man mit Wasser ausspülen.
Kommt es nach Kontakt mit den Raupenhaaren zu einem Hautausschlag, sollte man möglichst schnell einen Arzt aufsuchen. Er verschreibt Medikamente gegen allergische Reaktionen und kortisonhaltige Salben, die rasch die Beschwerden lindern. Die betroffenen Hautstellen zu kühlen, kann die Symptome ebenfalls abschwächen.
Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer Nachtfalter, der Wärme liebt und für die Eiablage frei stehende Eichen bevorzugt.
Die Raupen aus der Ordnung der Schmetterlinge sind im April und im Mai in Gruppen kriechend – wie in einer Prozession – auf Nahrungssuche. Daher stammt auch der Name des Prozessionsspinners. Die Körperlänge der Raupen kann bis zu 5 cm betragen, die weissen Haare können bis zu 1 cm lang sein. Ein schwarzer Strich sowie gelbbraune warzenähnliche Wucherungen zieren den Rücken der Raupe.
Die Raupen leben in grossen Nestern zusammen, in denen sie sich gemeinsam verpuppen. Auch lange nach dem Larvenstadium, also nachdem die Falter geschlüpft sind, bleiben die sogenannten Gespinstnester noch an den befallenen Eichen haften.
Ausgewachsene Eichenprozessionsspinner sind zwischen 25 und 35 Millimeter (Flügelspannweite) gross. Ihre Vorderflügel sind grau, die Hinterflügel weisslich, mit beigen bis braunen Flecken auf der Innenseite. Bei den Weibchen sind die Flügel schwach gekämmt, bei den Männchen hingegen stark.
Die Nester befinden sich nicht nur direkt am Stamm. Die Weibchen bauen sie teilweise auch in Astgabeln. Wichtig für sie ist, dass ihr Gelege ausreichend vor der Witterung und zugleich vor Fressfeinden geschützt ist. Einige Weibchen legen ihre Eier jedoch auch in Nistkästen, Vogelhäuschen oder Meisenkästen ab. Es ist daher wichtig, diese Gegenstände regelmässig zu reinigen.
Zwar haben Hunde ein dichtes Fell, das sie vor den Brennhaaren der Raupen schützt. Allerdings kann das Gift des Eichenprozessionsspinners durch Schnuppern und das Ablecken des Fells leicht an die Schleimhäute gelangen. Bei Kontakt mit dem Nesselgift kann es zu Schwellungen am Kopf und zu Atemnot kommen. Sind die Reaktionen heftiger, sollte man dringend zum Tierarzt – Antihistaminika verschaffen Linderung.
Hunde sollte man am besten um befallene Gebiete herumführen und besonders auf Gespinste an den Bäumen achten. Sollte ein Hund dennoch in Kontakt mit den Raupen gekommen sein, sollte man das Fell ausspülen und bei akuten Symptomen schnell einen Tierarzt verständigen.
Auch bei Katzen können die Brennhaare zu schweren gesundheitlichen Reaktionen führen. Allerdings sind die Tiere sehr vorsichtig und weichen Anhäufungen der feinen Gifthaare aus. Sollte es dennoch zu Reaktionen kommen, sollte man umgehend zum Tierarzt.
Mit Material von t-online
Da dachte ich zuerst an Freikirchliche Aktivitäten unter Bäumen!😂