Das ist Callista Gingrich, die neue US-Botschafterin in Bern
Der US-Senat hat in der Nacht auf Freitag Callista Gingrich als neue US-Botschafterin für die Schweiz und Liechtenstein bestätigt. Donald Trump mag derzeit nicht sehr gut auf die Schweiz zu sprechen sein. Die künftige amerikanische Botschafterin in Bern aber liebt unser Land. Als «wundervoll» bezeichnete Callista Gingrich vor einigen Monaten im Gespräch mit CH Media die Schweiz. Auch sagte sie: Die Schweizerinnen und Schweizer könnten sich glücklich darüber schätzen, in einem derart schönen Land zu leben.
Das sind gute Vorzeichen für eine Amtszeit, schon bald beginnt. Noch besser für die Schweiz ist: Gingrich, 59 Jahre alt, ist keine Anfängerin, die vom Präsidenten nur dank grosszügigen Geldgeschenken mit dem Botschafterposten in Bern belohnt wurde. Sie hat bereits Erfahrung als Diplomatin, und besitzt ausserdem einen direkten Draht ins Oval Office des Weissen Hauses.
«Newt macht es immer richtig», sagte Trump kürzlich
Dafür ist in erster Linie ihr Gatte verantwortlich, der 82 Jahre alte Newt Gingrich. Der ehemalige Speaker des Repräsentantenhauses, im Amt von 1995 bis 1999, gilt als Gründervater der modernen Republikanischen Partei. Mit seinen kantigen Auftritten ebnete der selbsternannte Revolutionär den Weg für die Präsidentschaft von Donald Trump.
Und obwohl seine politische Karriere schon lange zu Ende ist, nachdem eine Kandidatur für das Präsidentenamt im Jahr 2012 scheiterte – als politischer Kommentator und Buchautor ist Gingrich im rechten Amerika immer noch ein gefragter Mann. Er geniesst das Vertrauen des Präsidenten. «Newt macht es immer richtig», schrieb Trump jüngst in einer Widmung für das neuste Buch des alten republikanischen Schwergewichts.
Verheiratet sind Callista und Newt seit nunmehr 25 Jahren, wie die beiden kürzlich auf dem Internet-Dienst X bekannt gaben. Ein Paar sind sie aber schon länger. Die beiden begannen im Jahr 1993 eine Affäre, als er in zweiter Ehe verheiratet war und sich im Repräsentantenhaus auf den Sprung nach ganz oben befand. Sie war damals eine Parlamentsmitarbeiterin, deutlich jünger als der republikanische Star.
Angeblich wussten viele Menschen im Capitol in Washington über diese langjährige Affäre Bescheid; publik wurde sie aber erst nach dem republikanischen Amtsenthebungsverfahren gegen den damaligen Präsidenten Bill Clinton, das sich auch um eine aussereheliche Beziehung gedreht hatte.
Ein eingespieltes Ehepaar
Man könnte diesen Widerspruch heuchlerisch nennen, auch weil Callista Gingrich immer wieder ihre Religiosität betont. Sie stammt aus einem katholischen Elternhaus in Wisconsin, ihr Vater hatte polnische, ihre Mutter schweizerische Vorfahren.
As a Swiss American, I am honored that the 🇺🇸 flag was projected onto Switzerland’s iconic #Matterhorn as a sign of solidarity in the fight against #COVID19. pic.twitter.com/iiQCONay56
— Callista Gingrich (@CallyGingrich) April 17, 2020
Aber für viele Republikaner ist die Affäre schon lange Schnee von gestern. Sie verweisen auf das politische Engagement des Ehepaars Gingrich und auf den publizistischen Output der beiden. Er schreibt im Jahres-Rhythmus ein neues Sachbuch über Trump. Und sie verfasste in den vergangenen Jahren zahlreiche Kinderbücher über wichtige Kapitel der US-Geschichte. Auch produzierten die Gingrichs Dokumentarfilme über Figuren der Zeitgeschichte wie Ronald Reagan und Johannes Paul II.
Und vor allem verweisen die Unterstützer von Callista Gingrich auf die Arbeit, die sie als US-Botschafterin beim Heiligen Stuhl von 2017 bis 2021 geleistet habe. Auch diesen Posten verdankte sie Trump, der das Ehepaar Gingrich für die loyale Unterstützung im Präsidentschaftswahlkampf 2016 belohnen wollte.
Während ihres Gastspiels in der US-Botschaft, die sich in Rom befindet, flocht sie enge Kontakte zum damaligen Papst. Auch setzte Callista Gingrich sich für die Religionsfreiheit ein und engagierte sich im Kampf gegen Menschenhandel. In ihrer Freizeit bereiste das berühmte Ehepaar zudem den ganzen Kontinent, wie zahlreiche Bilder auf dem Internet-Dienst X beweisen.
Lunch date with @newtgingrich in Cornwall 🇬🇧 pic.twitter.com/JvnJj6JenL
— Callista Gingrich (@CallyGingrich) March 30, 2019
Dieses Engagement wurde nicht nur im Weissen Haus zur Kenntnis genommen, sondern auch im Kapitol. Als die aussenpolitische Kommission des Senats im Mai die Nomination von Callista Gingrich zur US-Botschafterin in der Schweiz und Liechtenstein beriet, da bekam sie auch die Stimmen von einigen Demokraten. (aargauerzeitung.ch)
