Schweiz
Wahlen 2023

Die Partei-Hochburgen – wo SVP und Co. den grössten Wähleranteil haben

Gefälschtes Dorf
Nein, das Dorf Hochburg gibt es in der Schweiz natürlich nicht.bild: imageo-images.de/watson.ch

Die Partei-Hochburgen: Wo die SVP zugelegt hat und wo die Grünen im Stich gelassen wurden

23.10.2023, 20:1524.10.2023, 13:18
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Die Grünen sind die grossen Wahlverlierer, die SVP die strahlende Siegerin: 3,8 Prozentpunkte und fünf Sitze verloren die Grünen, während die SVP exakt 3,0 Prozentpunkte zulegte und neun Sitze dazu eroberte.

Wer glaubt, dass die Grünen durchs Band verloren haben und die SVP überall zulegen konnte, der irrt. Die Resultate unterscheiden sich zwischen den einzelnen Schweizer Gemeinden teils deutlich. Wir zeigen, wo die Hochburgen der sechs grossen Parteien liegen und wo sie am unbeliebtesten sind.

Doch Vorsicht: In den Hochburgen der einzelnen Parteien wohnen meist nur wenige Menschen. Es lohnt sich also, in den Karten eher die Regionen zu betrachten, in denen die einzelnen Parteien ihren stärksten Rückhalt haben.

Inhaltsverzeichnis

SVP

Die SVP fährt schweizweit einen grossen Sieg ein: 3,0 Prozentpunkte legt sie zu, kommt neu auf 28,6 Prozent im Nationalrat und ergattert neun zusätzliche Sitze. Noch eindrücklicher als ihre Wählerstärke ist der breitflächige Support.

Nur in 13 der 2131 ausgezählten Gemeinden lag der Wähleranteil der SVP unter zehn Prozent, in nur 320 Gemeinden unter 20 Prozent. Dennoch hat natürlich auch die «Sünneli»-Partei ihre Hochburgen: Diese liegen vor allem in den ländlichen Gebieten der Deutschschweizer Kantone Bern, Aargau, Zürich, Thurgau, St.Gallen, Schwyz und Obwalden.

Den grössten Wähleranteil holte die SVP aber im kleinen jurassischen Bauerndorf Ederswiler, der einzigen deutschsprachigen Gemeinde im Kanton. 93,48 Prozent aller Stimmen gingen an die SVP – in absoluten Zahlen 86 von 92. Am wenigsten Stimmen holte die grosse Wahlsiegerin dagegen in den Gemeinden des Kantons Appenzell Innerrhoden. In Gonten AI stimmte gar nur eine einzige Person für die SVP.

Die Hochburgen der SVP:

  1. Ederswiler JU – 93,5 Prozent
  2. Berken BE – 80,8 Prozent
  3. Schangnau BE – 80,0 Prozent
  4. Lütschental BE – 78,4 Prozent
  5. Hundwil AR – 73,1 Prozent

Im Vergleich zu 2019 verlor die SVP den grössten Wähleranteil in den Gemeinden der Kantone Nidwalden und Appenzell Innerrhoden, beides sind Majorzkantone und Hochburgen der Mitte. Am meisten Stimmen dazu gewann die SVP in der Walliser Gemeinde Törbel oberhalb von Stalden VS. Um 25 Prozent nahm ihr Wähleranteil dort zu. Beachtet wurden allerdings nur Gemeinden, in denen es 2019 bereits SVP-Stimmen gab.

SP

Die SP hat ihre Hochburgen – ganz anders als die SVP – vor allem in den grossen städtischen Zentren. In Bern, Basel und Zürich holten die Sozialdemokraten jeweils über 30 Prozent aller Stimmen. Auf dem Land hat die SP vor allem in der Deutschschweiz einen schweren Stand, etwas anders sieht es dagegen in der Westschweiz aus. Vor allem im Jura und in der Waadt ist die SP auch in ländlichen Regionen sehr beliebt.

Dort liegen auch die Gemeinden mit dem höchsten SP-Wähleranteil. Mit 46,3 Prozent setzt sich wie bei der SVP ein jurassisches Dorf an die Spitze. Fontenais JU hat mit Ederswiler aber nicht allzu viel gemein: Das «Brunnendorf» ist französischsprachig, gehört mit 1674 Einwohnern zu den grössten Gemeinden des Kantons und ist stark von der Uhrenindustrie geprägt.

Die Hochburgen der SP:

  1. Fontenais JU – 46,3 Prozent
  2. Berolle VD – 39,4 Prozent
  3. Chavannes-près- Renens VD – 39,0 Prozent
  4. Courchapoix JU – 37,9 Prozent
  5. Bern BE – 37,7 Prozent

Zulegen konnte die SP im Vergleich zu 2019 vor allem in der Westschweiz. Doch auch in der Deutschschweiz kam die linke Partei mit ihrer Politik stellenweise an. Fast im ganzen Kanton Bern und Zürich stieg ihr Wähleranteil – wenn auch nur geringfügig. Eingebüsst hat die SP von den grösseren Schweizer Gemeinden mit über 1000 Wählenden am meisten in Obergösgen SO, wo ihr Wähleranteil um satte 15 Prozentpunkte schrumpfte. Auch hier wurden nur Gemeinden betrachtet, in denen es 2019 bereits SP-Stimmen gab.

FDP

Erneut Wähleranteile eingebüsst hat die FDP: Mit 14,4 Prozent und 28 Sitzen im Nationalrat ist die einst dominierende Kraft der Schweizer Politik nur noch die viertstärkste Partei im Land. Ihre Hochburgen schrumpfen: Am ausgeprägtesten sind sie noch in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Obwalden, sowie in Teilen der Waadt und Tessin. Grosse Wähleranteile besitzt die FDP auch noch an der Zürcher Goldküste, in Ausserschwyz und im Oberengadin.

Die Hochburgen der FDP:

  1. Rossenges VD – 60,5 Prozent
  2. Trogen AR – 54,3 Prozent
  3. Sachseln OW – 52,0 Prozent
  4. Sarnen OW – 52,0 Prozent
  5. Speicher AR – 49,1 Prozent

Stimmen gewinnen konnten die Liberalen bei den diesjährigen Wahlen im Berner Jura, im Oberwallis sowie in Graubünden. Allerdings halten sich dort ihre Gewinne vielerorts in Grenzen. Am stärksten stieg der Wähleranteil in allen Gemeinden des Kantons Obwalden sowie in Visperterminen VS und Avers GR. Am stärksten gefallen ist er dagegen in Reute AR und Grub AR, wo er von über 50 Prozent auf etwas über 25 Prozent zurückging.

Mitte

Neben der SVP gehört die Mitte zu den grossen Gewinnern der Eidgenössischen Wahlen 2023: Dank eines Zuwachses von 0,8 Prozent und des Gewinns eines Sitzes ist die Fusionspartei aus CVP und BDP neu die drittstärkste Kraft im Land. Die Hochburgen sind auf der Karte klar ersichtlich: Die Anhängerschaft lebt vor allem in den Kantonen Wallis, Luzern, Nidwalden, Uri, Appenzell Innerrhoden, Solothurn, Jura sowie in der Surselva im Kanton Graubünden.

Die Gemeinden mit dem höchsten Mitte-Wähleranteil stammen allesamt aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden. Spitzenreiter Gonten AI kommt dabei auf sagenhafte 91,8 Prozent, von den 267 gültigen Stimmen gingen 245 an die Mitte. Allerdings standen dort auch nur zwei Kandidaten zur Wahl.

Die Hochburgen der Mitte:

  1. Gonten AI – 91,8 Prozent
  2. Schlatt-Haslen AI – 87,9 Prozent
  3. Schwende-Rüti AI – 86,9 Prozent
  4. Appenzell AI – 86,0 Prozent
  5. Oberegg AI – 84,0 Prozent

Kaum Wählende hat die Mitte dagegen in der Westschweiz und in den Kantonen Bern und Zürich. Anders als im Kanton Bern konnte die Fusionspartei im Vergleich zu 2019 (als CVP und BDP) in Zürich und in der Waadt leicht zulegen. Am stärksten ging die Wählerschaft in Glarus Nord zurück, von den grösseren Gemeinden am meisten zulegen konnte man in Altdorf UR.

Grüne

Die Grünen haben eine sehr schwierige Wahl hinter sich. Nach dem riesigen Zuwachs 2019 büsste die Partei ordentlich ein: 3,8 Prozentpunkte und fünf Sitze im Nationalrat gingen flöten. Das konnten auch die weit verstreuten grünen Hochburgen in den Kantonen Zug, Jura und Neuenburg sowie in der Waadt und im Tessin nicht verhindern.

Zwar wählten noch immer einige Schweizer Gemeinden sehr grün. In Schelten BE beispielsweise holten die Grünen mehr als ein Drittel aller Stimmen und legten fast sechs Prozentpunkte zu. Doch in vielen anderen Hochburgen büssten sie teils krass Stimmen ein. In Oltingen BL ist der Stimmenanteil mit 25,2 Prozent zwar weiterhin hoch, vor vier Jahren betrug er dort allerdings noch fast 40 Prozent.

Die Hochburgen der Grünen:

  1. Schelten BE – 36,6 Prozent
  2. Les Enfers JU – 33,6 Prozent
  3. Ferreyres VD – 27,6 Prozent
  4. Oltingen BL – 25,2 Prozent
  5. Enges NE – 25,1 Prozent

Fast flächendeckend haben die Grünen Wähleranteile eingebüsst. Am meisten wie bereits erwähnt in den eigentlichen Hochburgen Basel-Landschaft, Waadt und Genf. Am krassesten war die Talfahrt in Campo (Vallemaggia) TI (–33,8 Prozent), Tenniken BL (–30,6 Prozent) und Perly-Certoux GE (–26,8 Prozent). Den grössten Zuwachs verzeichneten die Grünen dafür in Rüti bei Lyssach BE, wo sie vor vier Jahren keine einzige, nun aber 230 Stimmen holten.

GLP

Zu den grossen Verlierern gehörte neben den Grünen auch die GLP. Zwar büsste man nur 0,6 Prozentpunkte des Wähleranteils ein, dafür musste die GLP gleich sechs Sitze im Nationalrat abgeben. Gewählt wurde die 2004 gegründete Partei vor allem in den Kantonen Bern, Aargau, Luzern, Bern, Basel-Stadt und Waadt.

Den höchsten Wähleranteil konnte die GLP in Vaux-sur-Morges VD erobern. Fast 22 Prozent des 200-Seelen-Dorfs wählten die Grünliberalen. Knapp an der 20-Prozent-Marke vorbei schrammte man hingegen im zürcherischen Otelfingen zwischen Zürich und Baden AG.

Die GLP-Hochburgen:

  1. Vaux-sur-Morges VD – 21,9 Prozent
  2. Otelfingen ZH – 19,0 Prozent
  3. Trélex VD – 17,8 Prozent
  4. Chigny VD – 17,7 Prozent
  5. Bremgarten bei Bern BE – 17,3 Prozent

Insgesamt büsste die GLP in ihren beiden wählerstärksten Gemeinden aber Stimmen ein, wobei sich der Verlust mit zwei Prozentpunkten in Grenzen hielt. Den höchsten Verlust an Wähleranteilen gab es in Fideris GR, wobei derjenige in Zürich wohl am meisten schmerzen dürfte. Im Gegensatz zu den anderen grossen städtischen Zentren Bern, Basel und Genf verlor man in Zürich ebenfalls rund zwei Prozentpunkte, was einem Gegenwert von fast 21'000 Stimmen entspricht.

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pinsi
23.10.2023 21:40registriert November 2015
Die Hochburg der Grünen (Schelten BE) hat 32 Einwohner. Bei einer so tiefen Einwohnerzahl braucht es keine grosse Veränderung, damit sich diese prozentual stark auswirkt.
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closer2edit
23.10.2023 20:56registriert September 2023
Ist schon spannend, überall dort wo das Geld verdient wird, also der Wohlstand der Nation herkommt, weit in breit keine SVP. Dorthin wo die Gelder dann fliessen jedoch schon...jajaja ich weiss bashing und so. Aber es fiel mir einfach auf ohne das ich es wollte, bin ein visueller Mensch...geht mir auch oft so im öffentlichen Raum.
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SpitaloFatalo
23.10.2023 22:43registriert März 2020
Ein Wählender ist einer, der gerade sein Stimmcouvert ausfüllt. Gemeint sind hier wohl Wählerinnen und Wähler.
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