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Waldbrand Bitsch im Wallis: Der Stand der Dinge am Dienstagabend

«Müssten einen Stausee über dem Wald auskippen» – so steht es um den Waldbrand im Wallis

18.07.2023, 15:35
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Seit der Nacht auf den Dienstag wütet im Oberwallis oberhalb der Walliser Dörfer bei Bitsch und Ried-Mörel ein Waldbrand. Nun haben die Walliser Behörden ein weiteres Mal über die aktuelle Lage, die evakuierten Personen und die Einsatzkräfte informiert. Der Einsatz läuft derweil weiterhin, wie das Summen der Rotorblätter der Einsatzhelikopter im Hintergrund verdeutlicht. Was wir bislang zum Brand wissen:

Zum Stand der Dinge

De la fumee et des flammes s'echappent de la foret en feu au dessus des communes de Bitsch et Ried-Moerel ce lundi 17 juillet 2023 a Bitsch. Un incendie de foret s'est declare lundi au-dessu ...
Das Feuer wütet in der Nacht auf Dienstag oberhalb von Bitsch und Ried-Mörel im Wallis. Bild: keystone
«Die Löscharbeiten gehen weiter. In der Nacht werden wir die Löschflüge der Helikopter wegen beschränkter Sicht reduzieren müssen.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Im Laufe des Tages konnten die Einsatzkräfte weitere Erfolge im Kampf gegen das Feuer oberhalb von Bitsch verzeichnen. Doch das Wetter macht den Behörden Sorge:

«Leider ist wieder etwas Wind aufgekommen, bisher hat sich die Situation aber noch nicht stark verändert. Ich hoffe weiterhin, dass wir das Feuer unter Kontrolle halten können.»
Edgar Kuonen, Gemeindepräsident Bitsch

Gute Nachrichten gab es hingegen für einen Teil der evakuierten Personen. Etwa 150 Personen dürften wohl bereits heute Abend in ihr Zuhause zurückkehren. Trotzdem hält Einsatzleiter Schaller fest:

«Die Lage ist noch nicht unter Kontrolle. Wir hatten durch den Tag hindurch gute Löscherfolge, aber der Wind macht uns Sorgen. Solange es noch Glutnester hat, kann es wieder zu Entfachungen von Bränden kommen. Dies wird nun über Tage noch so bleiben.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Um den Aufwand zu verdeutlichen, der hinter den Löscharbeiten steckt, zeichnet Schaller folgendes Bild:

«Wenn wir den gesamten brennenden Wald aufs Mal löschen wollten, müssten wir einen Stausee darüber auskippen.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr
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Ein Löschhelikopter füllt Wasser am Gibidum-Damm nach, bevor es zum Löschen wieder nach Bitsch geht.Bild: keystone

Glücklicherweise gibt es aber auch gute Nachrichten:

«Bis jetzt gibt es noch keine Meldungen darüber, dass Menschen oder Gebäude zu Schaden kamen.»
Adrienne Bellwald, Pressechefin Kapo Wallis

Zum Einsatz in der Nacht: Man habe zuerst die Personen evakuiert und dann die Weiler oberhalb von Bitsch auf das Feuer vorbereitet.

«Zuerst wurden die Bewohner evakuiert. Dann wurden brennbare Materialien um die Gebäude und Fahrzeuge weggestellt. Wir haben das Gras um die Gebäude und die Häuser selbst mit Wasser benetzt. Ohne diese Arbeiten wären einige Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Zu den Menschen vor Ort

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Am Dienstagmorgen informierten von vorne nach hinten: Mario Schaller (Einsatzleiter Feuerwehr), Adrienne Bellwald (Pressechefin Kantonspolizei Wallis), Edgar Kuonen (Gemeindepräsident Bitsch) und Peter Albrecht (Gemeindepräsident Riederalp).Bild: keystone
«Gestern Abend haben wir 205 Personen evakuiert. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Meldungen zu Personenschäden.»
Adrienne Bellwald, Pressechefin Kapo Wallis

Adrienne Bellwald konnte an der Orientierung weitere gute Nachrichten verkünden: Beim Brand kamen bisher keine Personen und keine Nutztiere zu Schaden. Trotzdem sei weiterhin Vorsicht geboten:

«Wir bitten die Bevölkerung und die Gäste, sich nicht in das Gebiet des Brandes zu begeben.»
Adrienne Bellwald, Pressechefin Kapo Wallis

Die meisten Evakuierten wurden während der Nacht von Verwandten und Bekannten untergebracht. Die Behörden versorgten etwa ein Dutzend Personen und brachten diese in einer Zivilschutzanlage unter:

«Der grösste Teil der evakuierten Personen konnten sich privat organisieren. Wir verpflegen etwa ein Dutzend Personen, welche in Mörel absteigen konnten. Diese Menschen fragen sich jetzt: ‹Wann kann ich wieder nach Hause?› Die Beantwortung dieser Frage hat unsere höchste Priorität.»
Edgar Kuonen, Gemeindepräsident Bitsch
«Wir hoffen, dass wir die Leute heute während des Tages wieder nach Hause schicken können.»
Peter Albrecht, Gemeindepräsident Riederalp

In einer weiteren Information um 11 Uhr äusserte sich Einsatzleiter Mario Schaller zu den Arbeiten in den Weilern oberhalb von Bitsch:

«Wir gehen nun verschiedenen Meldungen der evakuierten Personen nach und suchen zurückgelassene Haustiere. In einem Fall mussten wir zum Beispiel überprüfen, ob eine Person den Herd angelassen hat.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Am Dienstagabend dürfte ein Grossteil der evakuierten Bevölkerung in ihre Häuser zurückkehren.

Zu den Einsatzkräften

epa10753042 A helicopter pours water on the still burning forest above the communes of Bitsch and Ried-Moerel, in Bitsch, Switzerland, 18 July 2023. A forest fire broke out above Bitsch/Ried-Moerel in ...
Die fünf Helikopter fliegen unermüdlich einen Einsatz nach dem anderen.Bild: keystone
«Wir haben drei Grosshelikopter und zwei Kleinhelikopter im Einsatz. Die Erkundungsflüge haben gezeigt, dass sich das Feuer nicht weiter ausbreitet. Wir haben aber punktuell immer noch Feuer, die wieder aufflammen.»
Schaller

So der Stand der Einsatzkräfte im Moment. Auf Social Media kursierte der Vorwurf, dass der erste Super-Puma viel zu spät zum Einsatz kam. Dazu meint der Einsatzleiter:

«Die Fachleute bestimmen die Mittel und wir vertrauen darauf. Der Einsatz läuft also immer in Absprache mit den Einsatzkräften und den Piloten.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Es seien Feuerwehrleute aus dem ganzen Kanton Wallis im Einsatz. Zudem hätten sie Angebote aus verschiedenen Forstgebieten erhalten, diese würden ihre Spezialisten zur Verfügung stellen. Doch der Einsatz könnte sich über mehrere Tage hinziehen:

«Der Einsatz wird über längere Zeit gehen. Wir planen bereits jetzt die nächste Schicht für den Abend. Es kann zu Stockbränden kommen, wir werden diese punktuell löschen müssen. Das wird seine Zeit in Anspruch nehmen, wofür wir Spezialisten brauchen.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Bei solchen Bränden helfen auf der Alpensüdseite immer wieder italienische Löschflugzeuge aus. Warum diese bei diesem Waldbrand nicht zum Einsatz kamen, erklärt der Einsatzleiter wie folgt:

«Die Flugzeuge sind hier nicht effizient, da wir über keine Seen verfügen, die gross genug sind, um sie zu befüllen. Die Grosshelikopter bedienen sich im Stausee, die Kleinhelikopter holen das Wasser aus fixen Waldbrandbekämpfungsbecken, diese stehen in der ganzen Region. Der Stausee ist zu kurz für die italienischen Löschflugzeuge.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Sowieso sei man mit der Effizienz der Helikopter zufrieden, der Einsatz der Maschinen könne aber nicht unendlich hochgefahren werden:

«Die Helikopter sind sehr effizient. Wir haben heute Morgen den Erfolg gesehen. Es braucht gewisse Sicherheitsabstände zwischen den Helikoptern und es wird eine gewisse Sicherheitsreserve eingeplant. Man kann die Anzahl Maschinen also nicht einfach so hochfahren.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Auch die Gemeindepräsidenten zeigen sich ob des Einsatzes der Behörden beeindruckt:

«Ich möchte mich bei den Einsatzleuten bedanken. Hier sind wirklich Fachleute am Werk.»
Peter Albrecht, Gemeindepräsident Riederalp

Um 11 Uhr bestätigte der Einsatzleiter, dass weitere Super-Pumas vor Ort eintreffen sollen. Diese werden aber vorerst nicht zum Einsatz kommen, da sie die Löscharbeiten nur situativ unterstützen können:

«Im Moment sind zwei Super-Pumas im Einsatz.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Zur Brandursache

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Wie entstand der Brand? Diese Frage beschäftigt die Einsatzkräfte nun. Bild: keystone
«Es ist zu früh, um über irgendwelche Brandursachen zu sprechen. Wir können keine Angaben dazu machen.»
Adrienne Bellwald, Pressechefin Kapo Wallis

Zum Ursprung des Brandes konnten die Behörden keine weiteren Angaben machen. Man sammle bislang alle Informationen und die Untersuchung laufe. Bisher sei die Lage aber noch unübersichtlich:

«Die Ausbreitung ging so schnell, dass man den Ursprung des Feuers nicht genau festmachen kann.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Um 11 Uhr wiederholt Pressechefin Bellwald erneut, dass man zur Brandursache noch keine Auskunft geben könne. Auch das Gerücht, dass eine Stromleitung der Ursprung sein könnte, will sie nicht kommentieren:

«Wir haben keine Resultate.»
Adrienne Bellwald, Pressechefin Kapo Wallis

Am Abend konnte die Polizeisprecherin immerhin verkünden, dass die Staatsanwaltschaft «eine Untersuchung gegen Unbekannt» eröffnet habe.

Zum Einsatzgebiet

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Über 100 Hektaren sollen sich Brand und Schäden erstrecken.Bild: keystone
«Der Wald ist topografisch sehr exponiert. Die Einsatzkräfte arbeiten hier nicht. Die Gründe dafür sind, dass Helikopter Löschwasser abwerfen, dazu kommt die Steinschlaggefahr. Es ist einfach nicht sicher.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Deshalb übernehmen besonders die Helikopter die Löscharbeiten. Die Einsatzkräfte am Boden kümmern sich besonders um den Gebäude- und Personenschutz. Zur Grösse des Brandes meinten die Behörden:

«Wir sprechen etwa von einer Fläche von 100 Hektaren. Es gibt hier aber auch Waldstücke, die intakt sind. Die komplette Fläche, über die sich der Brand ausgebreitet hat, konnten wir noch nicht bestimmen.»
Mario Schaller, Gesamteinsatzleiter Feuerwehr

Um 19 Uhr sollen weitere Informationen zum Waldbrand im Wallis folgen.

(leo)

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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GrüeziMitenand
18.07.2023 11:02registriert September 2022
Eigentlich gibt es momentan mit Sicherheit nur eines zu sagen: Vielen Dank an die alle Einsatzkräfte für ihren unermüdlichen Einsatz!
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Der Micha
18.07.2023 11:40registriert Februar 2021
Alle Menschen, die jetzt im Einsatz sind um den Brand zu bekämpfen, wünsche ich viel Glück und ich hoffe das niemanden etwas passiert.

Das muss mal gesagt werden.
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DasWölfchen
18.07.2023 11:34registriert April 2023
100 Hektaren Wald, was für eine Katastrophe für Mensch und Tier. 1 Mio Quadratmeter, die brennen oder zu Schaden kamen - bis jetzt.
Ich hoffe auf ein rasches Eindämmen des Feuers und dass niemand zu Schaden kommt!
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