Bei der Schneesituation am Montag herrschte eine Art Daueralarm in den Bergen. Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos warnte mit der selten herausgegebenen höchsten Stufe 5 «sehr gross» vor Lawinen. Betroffen waren östliche Gebiete des Berner Oberlandes, die Innerschweiz, das Glarnerland und grosse Teile Graubündens. Zudem wehte in den Bergen zeitweise ein starker Wind.
Das Winter-Wetter sorgt weiter für Schlagzeilen. Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
Im Gebiet «Crosets» bei Morgins im Wallis wurde ein 24-jähriger Schweizer mit Wohnsitz im Unterwallis von einer Lawine erfasst und tödlich verletzt. Er und ein weiterer Pisten-Patrouilleur wollten das Skigebiet mit Schneesprengungen sichern, als sich gegen 11.30 Uhr eine grosse Lawine löste, die sich laut Polizei über 275 Meter ausdehnte und 156 Meter breit war.
Während sich der eine Patrouilleure selber aus den Schneemassen befreien konnte, wurde der andere Verschüttete unter einer 1,4 Meter tiefen Schneedecke geortet. Er konnte jedoch nur noch tot geborgen werden.
In Montana im Wallis riss eine Lawine am Montag zwei Skifahrer ausserhalb der markierten Pisten mit. Die Verschütteten konnten sich selber aus den Schneemassen befreien und blieben unverletzt.
In Jaun im Kanton Freiburg löste eine dreiköpfige Skigruppe abseits der Pisten eine Lawine aus. Ein 22-jähriger Skifahrer aus der Region wurde verschüttet. Er konnte unter einer mehr als drei Meter dicken Schneeschicht geborgen werden. Ein Helikopter flog ihn mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital.
In der Ortschaft Platta im Bündner Oberland hatten sich bereits am Sonntag bei einem Lawinenabgang ein 41-jähriger Eiskletterer schwer und ein 48-jähriger leicht verletzt. Der dritte Kletterer schlug Alarm.
Für Dienstag rechnete das SLF dank dem Abflauen der Niederschläge mit einer geringfügigen Entspannung der Situation. Die Lawinengefahr bleibt aber auf der zweithöchsten Gefahrenstufe und gilt für praktisch den ganzen Alpenraum. Vorerst seien aber weiterhin verbreitet einzelne sehr grosse bis extrem grosse spontane Lawinen möglich.
Besonders in den östlichen Alpen liegt überdurchschnittlich viel Schnee für diese Jahreszeit, zum Beispiel in #Arosa fast dreimal so viel. #meterhochSchnee #sehrgrosseLawinengefahr ^sba pic.twitter.com/lLp8Lepe5k
— SRF Meteo (@srfmeteo) 14. Januar 2019
Gemäss SLF waren seit Samstagabend oberhalb von rund 1500 Metern am nördlichen Alpenkamm, in Teilen des Wallis, in Nordbünden und im Unterengadin verbreitet 60 bis 10 Zentimeter Schnee gefallen, lokal auch noch mehr.
So war Disentis im Bündner Oberland den ganzen Montag über wegen Lawinengefahr weder auf der Strasse noch auf der Schiene erreichbar. Am frühen Abend teilte die Gemeinde mit, die Sperre der Kantonsstrasse werde aufgehoben. Die Bahnstrecke nach Disentis wurde kurz vor 18 Uhr wieder freigegeben.
#Neve #Grigioni Finito l'isolamento dell'alta Surselva. Riaprono linea ferroviaria e strada tra #Sumvitg e #Disentis https://t.co/JYZWmH04ZQ pic.twitter.com/l030va7OMo
— RSI News (@RSInews) 14. Januar 2019
Die Situation auf dem Bündner Strassennetz blieb am Montag unverändert kritisch. Der Julierpass, die wichtigste Strassenverbindung ins Engadin, war gesperrt. Zudem gab es zwischen dem Ober- und dem Unterengadin kein Durchkommen, weder auf der Strasse noch auf der Schiene. Aus Sicherheitsgründen gesperrt waren überdies die Ofenpassstrasse sowie die Strasse nach Samnaun.
Auch die Rhätische Bahn (RhB) bekam den grossen Schnee zu spüren. Auf mehreren Linien konnten aus Sicherheitsgründen keine Züge fahren. Die wichtige Strecke zwischen Landquart und Davos wurde am Nachmittag freigegeben, musste aber kurz darauf wieder geschlossen werden. Der Wind hatte Bäume umstürzen lassen und grosse Mengen Schnee verfrachtet. Noch nicht erreichbar war am frühen Montagabend das Engadin via Albulatunnel.
Heftig geschneit hatte es auch in der Zentral- und Ostschweiz. Im Kanton Uri legten die grossen Schneemengen das Urserental lahm. Andermatt war nur noch per Bahn erreichbar, die Schule zu, der Dorfbus fuhr nicht, und die Kehrichtabfuhr stellte den Betrieb ein. Hospental und Realp waren ganz von der Umwelt abgeschnitten.
Im Glarnerland war die Ortschaft Elm wegen Lawinengefahr von der Umwelt abgeschnitten. Ausserdem wurde die Passstrasse von Linthal hinauf auf den Urner Boden für den Verkehr gesperrt.
Auf der Schwägalp sind die Lawinen-Räumungsarbeiten am Montag wegen anhaltender Schneefälle und Orkanböen aus Sicherheitsgründen unterbrochen worden. Die Zufahrtsstrasse ab der Passhöhe blieb wegen Lawinengefahr gesperrt.
Beim Abgang einer riesigen Lawine vom Säntis-Nordhang auf die Schwägalp waren letzten Donnerstag drei Personen leicht verletzt worden. Das 2015 gebaute Hotel bei der Säntisbahn-Talstation und zahlreiche parkierte Autos wurden beschädigt.
Wegen der Wettervorhersagen für die kommenden Tage bekamen rund 130 Schülerinnen und Schüler aus dem Obertoggenburg im Kanton St. Gallen am Montag und Dienstag schulfrei.
Für die Kinder von Unterwasser und Alt St. Johann könne die Sicherheit auf dem Schulweg aufgrund der Wetterlage nicht gewährleistet werden, hiess es. Um den Schulbus zu erreichen, müssen manche Kinder zu Fuss bis zu 30 Minuten durch den Schnee gehen. (sda)
(rst/mlu/sda/dpa)