Vor drei Monaten warnte der private US-Wetterdienst AccuWeather vor einem Hitzesommer in Europa – heisser und trockener als im Rekordsommer 2018 sollte es werden.
Die überwiegende Mehrheit der Meteorologen hielt die Prognose damals für verrückt. Ihrer Meinung nach sind Voraussagen, die weiter als 7 bis 10 Tage in die Zukunft blicken, vor allem eines: nutzlos.
Nun. Mit dem Schneefall in den Alpen scheint der Sommer 2019 definitiv vorbei. Zeit für einen Vergleich: Was taugte die Prognose von AccuWeather?
Meteorologe Stephan Bader von MeteoSchweiz hat uns die tatsächlich gemessenen Temperaturwerte des Sommers zur Verfügung gestellt. Wir vergleichen sie mit der Prognose, die wir am 4. Juni 2019 bei AccuWeather abgerufen haben.
Erwartungsgemäss stimmte die Prognose die ersten fünf Tage noch relativ gut überein. Schon am sechsten Tag lag AccuWeather jedoch deutlich daneben: Der Dienst sagte für Zürich 26 Grad voraus, gemessen wurden gerade mal 15.4 Grad.
Für die restlichen gut 80 Tage war die Prognose ähnlich gut wie die eines Zufallsgenerators. Marshall Moss, Vize-Präsident von AccuWeather sagt auf Anfrage von watson: «Im Allgemeinen ist die 90-Tage-Vorschau für Trends da und damit man eine generelle Idee des Wetters erhält. Auf der Grafik sieht man, dass wir die allgemeinen Trends mit wärmer oder kälter mehr oder weniger richtig hatten.» Hmm, eine spezielle Sicht der Dinge.
So sagte AccuWeather beispielsweise Hitzetage für Mitte Juni voraus – in derselben Zeitperiode hat MeteoSchweiz jedoch die tiefsten Tageshöchstwerte dieses Sommers gemessen.
Diesen Sommer haben wir zwei deutliche Hitzewellen erlebt: Ende Juni und dann nochmals Ende Juli schwitzte die Schweiz bei flächendeckend über 30 Grad Celsius. Davon war in der AccuWeather-Prognose keine Spur zu sehen.
Auch in Bergregionen lag AccuWeather deutlich daneben. Für den 26. Juni prognostizierte der amerikanische Privatanbieter für Davos kühle 17 Grad. Die Realität: Mit heissen 29.8 Grad knackte der Tag die Hitzetag-Marke knapp nicht.
Die 90-Tage-Prognose warf hohe Wellen auf, geglaubt werden darf ihr aber nicht. Für die längerfristigen Temperaturvorhersagen könnte man wohl auch zwei Würfel werfen – mit gleicher Genauigkeit. Die Erklärungsversuche von AccuWeather mit der angeblichen Richtigkeit der Wärmer-/Kälter-Trends lassen uns fragend zurück.
Aber: Nebst den genauen Temperaturen sagte AccuWeather anfangs Juni auch Hitzerekorde für Spanien und Portugal voraus – und damit behielten sie teilweise Recht. In der Stadt Lleida in Nordosten Spaniens kletterte das Thermometer auf 43.4 Grad Ende Juni, das ist der zweithöchste je gemessene Wert.
Ob das jetzt Glück war oder nicht, darf jeder selber entscheiden.
AccuWeather prognostizierte für den europäischen Sommer ausserdem Waldbrandgefahr und Hitzeperioden, teilweise schlimmer als im Jahr 2018. Einige Temperaturmessungen in der Schweiz gingen tatsächlich in die Geschichtsbücher ein und der Bund hat für einige Regionen Feuerverbote ausgerufen.
Allerdings gab es in den letzten Jahren kaum einen Sommer, in dem das nie der Fall war – eine allzu waghalsige Aussage lieferte AccuWeather damit also nicht.
Übrigens: Zu den Prognosen von AccuWeather wollte Meteorologe Stephan Bader keine Stellung nehmen, da keine wissenschaftliche Grundlage zu der Prognose veröffentlicht wurde. AccuWeather selbst sagt: «Die Methode ist eine Kombination von Wettermodellen, historischen Daten, Klimatologie und menschlichen Wettervorhersagen.»
Marco4400
Traue keiner Statistik/Prognose die du nicht selbst gefälscht hast
Magd
Zerschmetterling