Wer gestern zu Hause geblieben ist, hat wohl die richtige Entscheidung getroffen: Eine eisige Bise fegt momentan durch die Schweiz. Hier die wichtigsten Fragen (und Antworten) zum Thema.
Grund für das kalte «Lüftlein» ist ein Zusammenspiel zwischen einem Hochdruckgebiet über Grossbritannien, welches sich im Uhrzeigersinn dreht, und einem Tief über dem Mittelmeer. Durch die Druckunterschiede entsteht ein Luftstrom (also Wind) aus dem Nordosten, der dann durch die Schweiz strömt.
Im Jura und den Alpen wird die durchströmende Luft kanalisiert und fliesst darum schneller. Experten sprechen dabei vom sogenannten «Düseneffekt». Die Luft wird in den hohen Lagen «eingequetscht» und drückt darum mit erhöhter Geschwindigkeit zwischen den Bergen durch.
Am Sonntag fegte die Bise hart übers Land: Auf dem Gipfel La Dôle VD wurde eine Windgeschwindigkeit von bis zu 148 km/h gemessen – die höchste in der Schweiz. Auf der Beaufort-Skala fällt die Bise somit in die Kategorie 13, also Orkan. Im Rest der Schweiz war die Windstärke allerdings nicht ganz so hoch.
So wurden im Flachland zwar lokal Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h gemessen, im Schnitt erreichte die Bise dort aber zwischen 60 und 80 km/h. Grundsätzlich ist die Westschweiz aufgrund des Reliefs stärker betroffen als die Ostschweiz.
Auch temperaturmässig leidet die Schweiz – wenn auch nicht ganz so, wie es scheint. Wer sich wundert, dass zwar leicht unter null Grad gemessen wird, es sich aber nach viel kälter anfühlt, dem hilft der «Windchill-Effekt». Dieser besagt, dass durch die erhöhte Windgeschwindigkeit Körperwärme schneller abfliesst. Deshalb friert man bei Wind auch schneller. So werden die momentan im Mittelland gemessenen null Grad eher als -11 Grad wahrgenommen, wie MeteoNews schreibt.
Hier noch eine Umrechnungstabelle für die gefühlten Temperaturen (Windchill). Bei derzeitigen 0 Grad und Böen von rund 50 km/h fühlt es sich also wie –8 Grad an 🥶 pic.twitter.com/UrZwlOxdDW
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) February 27, 2023
Besonders im Kanton Bern waren die heftigen Böen am Werk und haben erheblichen Sachschaden verursacht. Bei der Kantonspolizei BE waren bis am Montagmorgen über 60 Meldungen im Zusammenhang mit dem Sturm eingegangen.
In vielen Fällen ging es um umgestürzte Bäume. Auch fielen Bahnschranken um, Gegenstände wurden auf die Fahrbahn gewirbelt, und in mehreren Fällen wurden parkierte Autos durch herumfliegende Gegenstände beschädigt. Über verletzte Personen hatte die Kantonspolizei Bern keine Kenntnis.
Auch in Genf wütete die Bise: Der See hatte im wahrsten Sinne des Wortes Seegang und die Wellen spülten bis auf die Promenade. Auch dort kippten Schilder und Bäume.
La #Bise frappe à #Genève ! 🥶😱@srfmeteo pic.twitter.com/4RkvlDRuDE
— Adrian ou Adi, c'est selon.🇨🇭✏ (@AdrianZublin) February 26, 2023
Auch heute ist die Bise noch ein Thema, wie Roger Perret von MeteoNews berichtet. Im Westen pfeifen die Böen zwar nicht mehr so stark wie gestern, im Osten aber weiterhin mit rund 50-70 km/h. Der Windchill-Effekt greift aber weiterhin, darum: Weiter warm anziehen!
Morgen dürfte sich die Situation weiter beruhigen. Meteonews rechnet mit Geschwindigkeiten von rund 40 km/h im Flachland. Ab dem Mittwoch treten Böen nur noch vereinzelt auf, danach sollte die Bise kein Thema mehr sein.
(cpf)