Wie die Rekordhitze über dem Mittelmeer Regen und kühles Wetter in die Schweiz bringt
Experten sprechen bereits von «einer der grössten je beobachteten Wetteranomalien»: Gemeint sind die Oberflächentemperaturen des Mittelmeers im Juli 2025. Das spanische Zentrum für Umweltstudien im Mittelmeerraum (CEAM) meldet für die Südtürkei sogar Oberflächentemperaturen von fast 30 Grad.
Auch rund um Italien bewegen sich die Wassertemperaturen zwischen 26 und 28 Grad. Von einem Sprung ins kühle Nass kann aktuell also nicht gesprochen werden. Und es bleibt heiss in der Region: Mindestens bis am Wochenende sind für Rom Maximaltemperaturen zwischen 32 und 36 Grad prognostiziert. In Palermo soll es am Freitag gar 40 Grad heiss werden.
The ongoing marine heatwave in the Mediterranean Sea is one of the largest marine anomalies observed globally
— Melaine Le Roy (@subfossilguy) June 29, 2025
Via @IanHall_CU pic.twitter.com/3V2FB7b0oq
In Griechenland herrschen während der heissesten Mittagsstunden vielerorts Arbeitsverbote. Zudem bleiben städtische klimatisierte Räume für jedermann geöffnet - für den Fall, dass man zu Hause keine Klimaanlage hat. Ärzte warnen, dass sich vor allem Ältere und kleine Kinder nicht im Freien aufhalten sollten, dass die Menschen ausreichend Wasser trinken sollen und Alkohol unbedingt zu vermeiden ist. In der Türkei wächst derweil angesichts der anhaltenden Trockenheit die Angst vor grossen Waldbränden.
Das hat auch Auswirkungen auf die Wetterentwicklung weiter im Norden. «Die Hitze staut sich im Mittelmeerraum, kommt nicht zu uns. Zum Problem werden auch für uns die viel zu hohen Wassertemperaturen dort. Die starke Verdunstung sorgt dafür, dass immer mehr Feuchtigkeit in die Atmosphäre gelangt. Das sorgt für Tiefdruckgebiete, die zu uns ziehen und Regen und heftige Gewitter mitbringen», sagt Meteorologe Dominik Jung zur «Bild»-Zeitung.
Das Wetter in der Schweiz
Genau das erleben wir aktuell. Der Mittwoch dürfte mit Maximaltemperaturen von bis zu 25 Grad und etwas Sonnenschein der schönste Tag der Woche werden. Die Hitze verharrt aber weiterhin über dem Mittelmeerraum, die Schweiz erwartet für die zweite Hälfte der Woche mehrere Tage mit Höchsttemperaturen von 21 bis 23 Grad. Dazu gibt es besonders in der Deutschschweiz bis am Wochenende viel Regen und Gewitter, meldet MeteoSchweiz.
Wie es nach dem Wochenende ausschaut, ist unsicher. Aktuell gehen die Wettermodelle aber von etwas sonnigeren Bedingungen aus. Die Temperaturen dürften sich zwischen 21 und 25 Grad bewegen. Danach bringen ein Hochdruckgebiet über dem Atlantik und ein Tiefdruckgebiet über Osteuropa eine nördliche Strömung und damit sonniges sowie trockenes Wetter in die Schweiz.
Langfristige Aussichten
Eine Hitzewelle, wie wir sie im Juni erlebt haben, ist damit vorerst nicht in Sicht. Interessanterweise weist der Sommerverlauf 2025 damit ziemlich viele Ähnlichkeiten mit dem Rekordsommer von 2003 auf, wie MeteoNews schreibt: «Vergleicht man die durchschnittlichen Druckverteilungen vom Juni 2003 und Juni 2025, so sieht man einige Ähnlichkeiten.»
Und auch der Juli folgt bislang ziemlich genau der Entwicklung von damals. Auch 2003 gab es für die Schweiz im Juli eine Verschnaufpause, während besonders in Nordeuropa und im Mittelmeerraum Rekordtemperaturen gemessen wurden. Das kommt uns doch reichlich bekannt vor, spiegelt das doch genau die Verhältnisse der letzten Tage wider.
2003 folgte dann ein Hitzerekord im August, mit Temperaturen von über 35 Grad auf der Alpennordseite. «Damals war die Wetterlage über Mitteleuropa blockiert, ein Hochdruckrücken wölbte sich auf. Die Luftmassen waren quasi stationär und konnten sich wie unter einer Käseglocke aufheizen», schreibt der Wetterdienst.
Wie sieht es dieses Jahr aus? «Erste Modelle prognostizieren für August ebenfalls hochdruckbestimmtes Wetter für die Britischen Inseln. Sollte sich dies bewahrheiten, so könnten die Störungen vom Atlantik wieder nach Norden abgelenkt werden», schreibt MeteoNews. Auch hier sind also gewisse Ähnlichkeiten mit 2003 zu erkennen. (leo mit Material der sda)