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Airbnb erobert Schweiz –doppelt so viele Gäste und Kritik

Airbnb erobert die Schweiz –doppelt so viele Gäste und harsche Kritik

17.05.2016, 15:1617.05.2016, 15:34
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Airbnb, der grösste Online-Vermittler von privaten Wohnungen, wächst in der Schweiz rasant: Im vergangenen Jahr mieteten mehr als 300'000 Gäste eine Unterkunft über Airbnb in der Schweiz. Das sind fast doppelt so viele wie ein Jahr zuvor.

Es ist das erste Mal, dass Airbnb Gästezahlen für die Schweiz bekannt gibt. Die Schweiz am Sonntag hatte in ihrer jüngsten Ausgabe über die Zahlen berichtet.

Airbnb-Gründer Brian Chesky während einer Ansprache in San Francisco. 
Airbnb-Gründer Brian Chesky während einer Ansprache in San Francisco. Bild: Jeff Chiu/AP/KEYSTONE

In der Schweizer Tourismusbranche dürfte Airbnb einer der einzigen Anbieter sein, für den das letzte Jahr erfreulich verlief. Die Hotels litten unter dem starken Franken, der die Gäste aus Europa fernhielt. Auch Bed-and-Breakfast-Betriebe, Campingplätze und Jugendherbergen waren deutlich schlechter besucht.

Bei Hotelleriesuisse hatte man Airbnb vor drei Jahren noch als «Nischenprodukt» bezeichnet. Damals war das Angebot von Airbnb in der Schweiz allerdings auch noch überschaubar: Erst rund 2000 Gastgeber gab es hierzulande.

17'000 Inserate, darunter Exoten 

Unterdessen gebe es in der Schweiz über 17'000 Inserate. Grösstenteils würden einzelne Zimmer, Wohnungen oder Häuser vermietet. Es gebe aber auch aussergewöhnliche Unterkünfte wie Baumhäuser oder Iglus.

Nicht nur in den USA, wo, wie im Bild, Zimmer in geparkten Campern gebucht werden können, boomt die Idee. 
Nicht nur in den USA, wo, wie im Bild, Zimmer in geparkten Campern gebucht werden können, boomt die Idee. 
Bild: Richard Drew/AP/KEYSTONE

Der typische Schweizer Gastgeber sei 40 Jahre alt. Und 87 Prozent der Gastgeber in der Schweiz hätten nur ein Inserat bei Airbnb eingestellt. Dies dürften zu einem grossen Teil Privatpersonen sein, die ihre Wohnung oder ein Zimmer vermieten. Hat ein Anbieter mehr als ein Inserat geschaltet, ist dies ein Indiz, dass es sich um einen professionellen Nutzer – beispielsweise eine Immobilienfirma – handelt.

Airbnb soll Kurtaxe zahlen 

Mit dem rasanten Wachstum und der zunehmend auch professionellen Nutzung hat sich Airbnb neue Kritiker eingehandelt: Längst verlangen die Schweizer Hoteliers, dass auch Airbnb-Gastgeber Abgaben wie die Kurtaxe leisten sollten. Die Beschwerden werden umso lauter, je mehr Airbnb zu einem echten Konkurrenten wird.

In den USA gab es bereits Demonstrationen gegen das Unternehmen. 
In den USA gab es bereits Demonstrationen gegen das Unternehmen. 
Bild: JUSTIN LANE/EPA/KEYSTONE

Dass dies zunehmend der Fall sein dürfte, zeigt das Durchschnittsalter der Kunden: Der typische Airbnb-Gast in der Schweiz sei 35 Jahre alt, teilte die Firma mit. Es sind also längst nicht mehr nur Studenten mit wenig Geld, die über die Plattform eine Unterkunft suchen.

Zudem bleiben die Airbnb-Gäste – von denen in der Schweiz fast zwei Drittel aus Europa kommen – länger als die Hotelgäste: 4,5 Nächte bleibt der typische Airbnb-Gast in der Schweiz. In den Hotels betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im letzten Jahr nur 2 Nächte, wie Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen. (sda)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Alf
17.05.2016 15:32registriert Februar 2014
Hotelleriesuisse und die Schweizer Tourismusbranche soll einfach nicht dem Irrglauben erliegen, dass eine Airbnb-Übernachtung eigentlich eine Hotel-Übernachtung gewesen wäre (wenn nur diese SharingEco-Konkurrenz nicht wäre).
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Bijouxly
17.05.2016 15:55registriert Dezember 2014
Ou hier viel weniger Kommentare als bei den Taxifahrern mit Uber - warum?
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    Rendite-Deckel: Initiative will Kostenmiete durchsetzen und Mietzinskontrolle einführen
    Überrissene Mietzinse sind laut Gesetz untersagt. Und doch sind sie weit verbreitet. Das will der Mieterinnen- und Mieterverband mit einer Initiative ändern. Der Hauseigentümerverband auf der andern Seite warnt mit drastischen Worten vor den Folgen des Volksbegehrens.

    «Die Entwicklung der Mieten kennt nur eine Richtung», sagt Michael Töngi, «nach oben». Und dies schon seit Jahren. Das belegten die Zahlen des Bundesamts für Statistik. «Im Durchschnitt bezahlen Mieterinnen und Mieter heute 360 Franken pro Monat zu viel», erklärt der Vizepräsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz. Allein im Jahr 2023 hätten Vermieterinnen und Vermieter «über 10 Milliarden Franken für missbräuchlich hohe Mieten kassiert».

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