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Inflation in der Schweiz 2024 klar gesunken

Inflation in der Schweiz 2024 klar gesunken

07.01.2025, 08:3407.01.2025, 11:28
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Die Inflation in der Schweiz ist im Dezember leicht gesunken, im Jahresdurchschnitt 2024 ging sie gar deutlich zurück. Weitere Zinssenkungen der Nationalbank sind daher zu erwarten.

Im Dezember und damit im letzten Monat des Jahres 2024 betrug die Jahresteuerung noch 0,6 Prozent nach 0,7 Prozent im November, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte. Inlandgüter kosten dabei 1,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist, während Importgüter 2,2 Prozent billiger waren als im Dezember 2023.

Die sogenannte Kerninflation ist im Dezember ebenfalls gesunken - und zwar auf 0,7 Prozent von 0,9 Prozent im November. Hier werden die Preisveränderungen für Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet, die oft sehr volatil sind. Notenbanken schauen bei der Bekämpfung der Teuerung oft mehr auf diesen Wert als auf die allgemeine Inflationszahl.

Ein grosser Teil der aktuellen Inflation geht auf die Wohnungsmieten zurück, die zuletzt 3,4 Prozent teurer waren als vor Jahresfrist. Werden sie aus der Index-Berechnung genommen, wäre die Inflation im Dezember nur noch bei 0,0 Prozent gelegen. Erdölprodukte waren im Dezember derweil um 4,5 Prozent billiger als im Vorjahresmonat. Diese herausgerechnet, wäre die Inflation gemäss den BFS-Zahlen bei 0,8 Prozent gewesen.

Klarer Rückgang gegenüber 2023

Im Jahresdurchschnitt 2024 betrug die hiesige Inflation 1,1 Prozent, wobei der Höchstwert bei 1,4 Prozent (April, Mai) und der Tiefstwert bei 0,6 Prozent (Oktober, Dezember) lag. Das heisst: Hiesige Güter waren 2024 im Jahresdurchschnitt 1,1 Prozent teurer als im Jahr davor.

Dieser Anstieg ist laut BFS insbesondere auf höhere Preise für Wohnungsmieten und Elektrizität zurückzuführen. Demgegenüber sind die Preise für Medikamente, Gas und Occasion-Automobile gesunken. Die Preise der einheimischen Produkte erhöhten sich dabei im Jahresdurchschnitt um 1,9 Prozent, jene der Importgüter sanken um 1,9 Prozent.

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Dieser Anstieg ist insbesondere auf höhere Preise für Wohnungsmieten und Elektrizität zurückzuführen.Bild: APA

Im Vergleich zu den beiden Jahren davor war die Inflation 2024 deutlich tiefer. 2023 betrug der Wert 2,1 Prozent, 2022 sogar 2,8 Prozent. Der Höchststand im jüngsten Zyklus war im August 2022 mit einer Inflation von 3,5 Prozent, als der Überfall von Russland auf die Ukraine die Energiepreise kurzfristig weltweit massiv in die Höhe getrieben hatte.

Negative Monatsraten nicht auszuschliessen

Seither ging es aber stetig zurück auf die aktuell wieder sehr tiefen Werte. Der Trend ist zudem weiterhin abwärtsgerichtet, so dass die SNB mittelfristig gar wieder in eine unkomfortable Situation mit deflationären Tendenzen geraten könnte.

Die Wohnungsmieten jedenfalls, die wie erwähnt derzeit noch den grössten Teil der Inflation ausmachen, werden wohl bald wieder sinken. Der hypothekarische Referenzzinssatz wurde vor Monatsfrist zwar noch bei 1,75 Prozent bestätigt, dürfte aber bei der nächsten Berechnung Anfang März sinken. Zudem sind bei der Elektrizität Preisabschläge bereits auf Anfang Jahr in Kraft getreten.

Die Nationalbank hat bekanntlich deswegen im Dezember den Leitzins gleich um einen halben Prozentpunkt auf 0,5 Prozent gesenkt. Sie erwartet für dieses Jahr im Durchschnitt noch eine Inflation von lediglich 0,3 Prozent.

Weitere Zinssenkungen

Auch Ökonomen erwarten eine weiter sinkende Teuerung. Im laufenden Monat dürften die tieferen Strompreise die Jahresinflation um einen halben Prozentpunkt reduzieren und damit nahe an die Nullmarke bringen, meint beispielsweise Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile. Monate mit negativer Inflation seien 2025 nicht ausgeschlossen. Er liegt denn auch mit seiner Prognose von 0,2 Prozent im Jahresmittel 2025 noch tiefer als die SNB.

Fredy Hasenmaile, Chefökonom bei der Raiffeisen-Gruppe.
Gemäss Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile dürften im laufenden Monat die tieferen Strompreise die Jahresinflation reduzieren.Bild: zvg

«Die Schweiz hat weniger das Problem von zu viel als von zu wenig Inflation», fasst Hasenmaile die Situation zusammen. Etwas wenig dramatisch sieht es dagegen UBS-Ökonom Alessandro Bee. Ein Lohnwachstum von rund 1,4 Prozent im Jahr 2025 gemäss der UBS-Lohnumfrage sollte dazu beitragen, die Inflation in diesem Jahr im positiven Bereich zu halten, glaubt er.

Trotzdem sind sich Experten ziemlich einig, dass die Nationalbank die Leitzinsen weiter senken wird. ZKB-Ökonom Kevin Gismondi etwa rechnet weiterhin mit einer nächsten Zinssenkung um 25 Basispunkte im März, bevor der Leitzins im Juni auf 0 Prozent fallen dürfte. Ähnlich sieht es Gero Jung von Mirabaud: Der Trend zu weniger Inflation halte an, entsprechend erwarte er eine weitere Zinssenkung der SNB dieses Quartal, sagte er. (awp/sda)

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