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Wirtschaft

Veloverkäufe in der Schweiz weiter auf dem Rückgang

Dan Ndoye, vorne, Xherdan Shaqiri, links, Remo Freuler, rechts, und ihre Teamkollegen kommen mit dem Fahrrad zum Training, am Mittwoch, 20. Maerz 2024 in Cartagena, Spanien. Die Schweizer Fussball Nat ...
Sie fahren noch Velos ohne Motörli: Die Schweizer Fussballnati im Trainingslager im März 2024 in Spanien.Bild: keystone

Wieder weniger Velos verkauft – aber etwas fällt auf

Das Corona-Hoch ist definitiv vorbei. Zum vierten Mal in Folge wurden in einem Jahr (deutlich) weniger Velos verkauft als im Vorjahr. Auch E-Bikes-Verkäufe sind rückläufig – obwohl diese bald 50 Prozent des Geschäfts ausmachen.
17.03.2025, 08:1017.03.2025, 13:45
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Gemäss der jährlichen Erhebung des Schweizer Fahrradlieferantenverbandes Velosuisse ist bald jedes zweite verkaufte Fahrrad ein E-Bike. 2024 wurden in der Schweiz 341'142 Fahrräder (55%) und E-Bikes (45%) an den Fahrradhandel geliefert. Das sind rund 54'000 Fahrzeuge weniger beziehungsweise ein Minus von 13,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Diese Velos werden beliebter

Nicht alle Bereiche verzeichneten einen Rückgang: Die Verkäufe von E-Gravelbikes haben sich annähernd vervierfacht auf knapp 1000 Stück. Auch E-Rennräder (+27%) und E-Cargo-Bikes (+23,7%) legten markant zu.

Während die Lieferungen aller E-Bikes um 12 Prozent auf 151'772 Stück zurückgingen, verloren die motorlosen Fahrräder 15 Prozent auf 189'370 Stück. Der Fahrradbestand wächst damit auf rund 5,2 Millionen, derjenige der E-Bikes auf 1,4 Millionen.

Gründe für die Rückgänge

‌Nach den traumhaften Zuwachsraten in den Corona-Jahren 2000 bis 2022 befindet sich die Fahrradbranche seit 2023 in einer Konsolidierungsphase. Oder anders ausgedrückt: Beim Ausbruch der Coronapandemie 2020 schnellten die Verkäufe von herkömmlichen Velos in die Höhe und verdoppelten sich fast. Mittlerweile liegt man erstmals seit 20 Jahren wieder unter 200'000 Stück in einem Jahr. Zusammen mit den E-Bike-Verkäufen liegen die Zahlen knapp unter denjenigen vor der Pandemie.

Eine gewisse Marktsättigung, abgekühlte Konsumstimmung und die komplett verregneten Frühlinge in den beiden Vorjahren trugen dazu bei, dass die hohen Lagerbestände aus den Corona-Nachlieferungen nicht im gewünschten Mass abgebaut werden konnten.

Betroffen waren die verschiedenen Fahrradsegmente recht einheitlich. Sowohl die Sportfahrräder als auch die Freizeit- und Alltagsvelos mit Ausrüstung (Schutzbleche, Licht, Gepäckträger) büssten 15 Prozent ein.

Nico & Reto wagten sich auch schon aufs E-Bike

Video: watson/nico bernasconi

Schnelle E-Bikes verlieren markant

Bei den E-Bikes war das Bild weniger einheitlich: Bei den Sport-E-Bikes betrug der Rückgang 10 Prozent, bei den Alltags-E-Bikes 13 Prozent. Die E-Bike45-Verkäufe, im vorletzten Jahr noch die grossen Gewinner mit einem Plus von 16,6 Prozent, gingen 2024 um 21 Prozent zurück.

Bei den Reparaturen dagegen konnten die Vorjahresumsätze weiter leicht gesteigert werden, wie Robert Weishaupt, Präsident von 2Rad Schweiz und selbst Besitzer eines Fahrradfachgeschäfts in Zofingen, berichtet.

Weishaupt blickt dennoch positiv in die Zukunft: «In vielen Kantonen gehen mehr Menschen mit dem Velo zur Arbeit. Dieser Trend wird künftig noch zunehmen. Das spüren wir im Geschäft schon jetzt.»

E-Bike sicherer als Velo

Ein Blick über die Landesgrenze zeigt, dass die Schweiz bezüglich Sicherheit für Zweiradfahrer und wirtschaftlicher Unterstützung hinter den Nachbarländern herhinkt. Die kürzlich veröffentlichten Unfallzahlen des ASTRA suggerieren, dass E-Bike-Fahren gefährlicher sei als rein muskelgetriebenes Fahrradfahren.

Nicht erwähnt wird, dass E-Bikes deutlich häufiger unterwegs sind als Velos und die zurückgelegten Strecken rund dreimal weiter führen. Auf die gefahrenen Kilometer heruntergerechnet, ist das E-Bike sogar sicherer als das Velo, was einer gewissen Logik nicht entbehrt.

E-Bikes verfügen in der Regel über stabilere Rahmen, Räder und Reifen und haben meist auch stärkere Bremsen montiert, die inzwischen sogar mit ABS ausgerüstet sein können. Dazu kommt, dass 2023 in der Schweiz eine weltweit einzigartige Tagfahrlichtpflicht für E-Bikes eingeführt wurde.

Die vom Bundesamt für Statistik ausgewiesene tatsächlich gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit differiert nur marginal: Velo mit 12,8 km/h zu E-Bike25 mit 14,6 km/h. Oft wird verunfallten E-Bikern fahrerisches Unvermögen unterstellt. Die vom BFS ermittelten Durchschnittsgeschwindigkeiten legen jedoch den Schluss nahe, dass auch äussere Einflüsse wie fehlende oder gefährliche Radweginfrastruktur sowie das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer eine unfallentscheidende Rolle spielen können.

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ehrenmann
17.03.2025 08:42registriert Januar 2018
War das nicht irgendwie klar? Ich gehe davon aus, dass man vll alle 5-10 Jahre ein neues Velo kauft? Ausgenommen die Kids, aber dort ist das Velo ja eher günstiger und soviel Nachwuchs machen wir ja auch nicht mehr?
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ELMatador
17.03.2025 09:27registriert Februar 2020
Während Covid haben viele ein Fahrrad gekauft, das 1. teurer ist, als sie sich sonst leisten würden, 2. obwohl sie nie Fahrrad fahren, und 3. ohne dass sie es wirklich in ihren Alltag integriert haben.

Das hat dazu geführt, dass der Gebrauchtmarkt mit top Fahrrädern überschwemmt wurde. Warum sollte ich mir jetzt ein teures neues Fahrrad kaufen, wenn ich ein 2 Jahre altes 10k-Franken-Fahrrad, das keine 100 km gefahren wurde, für ein Drittel des Preises haben kann?

PS: Dies hätte auch mit Autos passieren sollen, wenn unsere Grossimporteure den Markt nicht manipulieren würden.
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Gulasch
17.03.2025 10:40registriert März 2014
Ja gut, ich habe 3 Velos, pflege und hege diese, brauche also nicht all zwei Jahre ein neues !
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