Vom Weihnachtseinkaufsrausch ist jedes Jahr die Rede – und regelmässig steigen die Umsätze des Detailhandels zu dieser Zeit auf Rekordniveau. Auch 2021 waren Elektrogeräte und Spielwaren in der Adventszeit heiss begehrt, aber ungewöhnlich knapp – vielerorts waren sie gar ausverkauft. So ergab eine länderübergreifende Untersuchung der Unternehmensberatung Oliver Wyman, dass hierzulande 56 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten während des Weihnachtseinkaufs mit leeren Regalen bei ihrem Objekt der Begierde konfrontiert waren. Sprich: Die Artikel waren nicht erhältlich. Damit ist die Schweiz Spitzenreiterin in der sogenannten DACH-Region, zu der auch Österreich und Deutschland zählen.
Die grössten Verfügbarkeitsprobleme gab es laut Studie bei Elektroprodukten, gefolgt von Spielwaren, Lebensmitteln und Kleidern. «Die Menschen wollten sich etwas gönnen, aber fanden nicht, was sie suchten», sagt Nordal Cavadini, Detailhandelsexperte bei der Unternehmensberatungsfirma Oliver Wyman.
Auf die geringe Verfügbarkeit der gewünschten Waren reagierten Kundinnen und Kunden in der Schweiz gemäss Untersuchung verschieden: Während im Lebensmittelhandel viele Enttäuschte auf alternative Produkte auswichen oder zur Konkurrenz abwanderten (25 Prozent), hat im Non-Food-Bereich ein erheblicher Anteil die geplanten Ausgaben ersatzlos gestrichen (24 Prozent). Besonders hart traf der Verzicht die Händler von Laptops, Handys und Fernsehgeräten. «Das ist faktisch entgangener Konsum, der nicht mehr nachgeholt wird», sagt Cavadini.
Die Gründe für die schlechte Verfügbarkeit sind unterschiedlich: In der Elektronikindustrie machen die Lieferschwierigkeiten bei Mikrochips vielen Firmen nach wie vor zu schaffen. Vor allem betroffen ist die Autoindustrie, wo die Chip-Krise zu Engpässen und Produktionsstaus führt. So sind 2021 trotz hoher Nachfrage rund 23 Prozent weniger neue Autos auf die Strassen gelangt als im Vorkrisenjahr 2019.
Coronabedingte Lieferprobleme sind der Studie nach zusätzlich durch Unterbrechungen der globalen Warenströme diverser Branchen entstanden, etwa in Folge geschlossener Häfen oder Produktionsstopps bei Zulieferern.
Das Beispiel des Containerschiffs Ever Given, das im März 2021 für mehrere Tage den Suez Kanal blockierte, zeigte eindrücklich, wie sensibel internationale Lieferketten sind. So führte der Stau zu Verzögerungen in der Einfuhr von Kaffee und Haushaltsartikeln. «Eine Reihe von Einzelereignissen haben aufgrund der heutigen Globalität der Lieferketten das Gesamtsystem aus dem Gleichgewicht gebracht. Das bringt auch den Schweizer Detailhandel in Bedrängnis», sagt Cavadini.
Nebst der eingeschränkten Verfügbarkeit von Produkten, trübten laut der Studie die Coronamassnahmen den Händlern das Weihnachtsgeschäft: In Deutschland, wo die Coronamassnahmen zur Adventszeit besonders streng waren – es galt die 2G-Regel und FFP2-Maskenpflicht – gab ein Drittel der 1900 Befragten an, dass diese Einschränkungen ihnen das Einkaufserlebnis so vermiesten, dass sie insgesamt weniger für die Geschenke ausgegeben haben. In der Schweiz sind es rund 20 Prozent gewesen, die sich von der hier geltenden Maskenpflicht abschrecken liessen. Zusätzlich haben vor allem Zukunftsängste (24 Prozent) die Kauflaune der hiesigen Kundschaft gebremst.
Des Weiteren hat Corona laut Cavadini einen Einfluss auf die Ausgaben der Detailhändler: Aufwand für Desinfektionsmittel, zusätzliche Reinigungen, Eingangskontrollen und Schutzkonzepte trieben die Kosten der Detailhändler zusätzlich in die Höhe.
Über etwas konnten sich Kundinnen und Kunden in der Schweiz jedoch freuen: Während in Deutschland und Österreich eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent respektive 58 Prozent einen Preisanstieg für die Weihnachtsgeschenke wahrnahm, war das in der Schweiz nur eine Minderheit von 45 Prozent. Dies hat auch dazu geführt, dass hierzulande die Hälfte aller Befragten angegeben hat, dass sie in etwa gleich viel für ihren Weihnachtseinkauf bezahlt haben. Im Vergleich dazu, haben in Deutschland und Österreich die Befragten mehr oder sogar deutlich mehr Geld für Geschenke ausgegeben.
Für 2022 erwartet Cavadini eine Verschärfung der Lage: Die Transformation in Richtung Onlineshopping laufe weiter und viele Kundinnen und Kunden würden angesichts von Zukunftssorgen das Geld beisammenhalten. «Eine Entspannung der Lage ist für den stationären Handel nicht in Sicht», betont Cavadini. (saw/aargauerzeitung.ch)
Schuld ist dabei aber auch unser System, welches uns weiss machen will, jeder kann alles und zu jeder Zeit erreichen und sich leisten.