Tiefe Steuern und auch noch (manchmal) über dem Nebel: Geltwil. Bild: Instagram/nuqz_
Oberwil-Lieli war im Kanton Aargau jahrelang die Steueroase. Doch jetzt gibt es einen neuen Spitzenreiter. Geltwil senkte seinen Steuerfuss um sagenhafte 25 Prozentpunkte – und ist damit der grösste Gewinner.
Das freut (wohl die meisten) 220 Seelen im Freiamt: An der Gemeindeversammlung von Geltwil im letzten November wurde der Steuerfuss von 75 auf 50 Prozent gesenkt. Dabei lag er vor zehn Jahren noch bei 105 Prozent. Oberwil-Lieli – langjähriger Spitzenreiter – ist mit 57 Prozent nur noch die zweitgünstigste Gemeinde im Kanton.
Geltwils Steuerfuss ist damit rund halb so hoch wie in den Nachbargemeinden – wie ist das möglich? Die Gründe sind gemäss Aargauer Zeitung gute Steuerzahler, wenig Infrastrukturaufgaben und das neue Quartier Reusstalblick. Wer jetzt denkt: «Da will ich hin», dürfte enttäuscht werden. Viel Platz für Neubauten hat es in dem kleinen Ort nicht.
Am anderen Ende der Steuerfüsse steht Schlossrued. Dort liegt der Satz bei 127 Prozent. Das Dorf musste seinen Steuerfuss um vier Prozentpunkte anheben und übernimmt damit die Rote Laterne. Allerdings hat die Erhöhung auch einen Vorteil: Schlossrued erhält im Gegenzug 143'000 Franken Ergänzungsbeiträge vom Kanton.
2019 teilten sich den höchsten Steuerfuss noch Full-Reuenthal, Hendschiken, Kaiserstuhl, Oberhof, Rekingen, Ueken, Wölflinswil und Uerkheim mit je 125 Prozent. Im Schnitt weisen die 210 Aargauer Gemeinden einen Steuerfuss von rund 106 Prozent aus.
Geltwil ist mit der Senkung von 25 Prozentpunkten auch der Gewinner in diesem Jahr. Immerhin konnten 14 weitere Aargauer Gemeinden ihren Steuerfuss auf dieses Jahr hin senken. Die zweitgrösste Senkung erlebt Kaiseraugst: Von 81 auf 75 Prozent.
13 Gemeinden müssen 2020 einen höheren Steuerfuss hinnehmen – allerdings ist dies in fünfen dieser Gemeinden erst provisorisch. Definitiv ist aber die Erhöhung von 10 Prozentpunkten in Dürrenäsch. Hauptgrund dafür ist das Projekt «Schulraum+», welches die Gemeinde rund 11,5 Millionen Franken kosten wird. Besonders bitter: Noch bis 2017 galt Dürrenäsch als Steuerparadies, schon auf das Jahr 2018 musste die Gemeinde den Steuerfuss um zehn Prozentpunkte anheben.