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Der Liter Benzin kratzt an der 2-Franken-Marke

Der Liter Benzin kratzt an der 2-Franken-Marke

Schweizer Autofahrer dürften demnächst mehr als zwei Franken für einen Liter Benzin zahlen. Der Preis für ein Barrel Öl hat am Montag die Marke von 92 Dollar überschritten. Experten befürchten deshalb, dass die Preise für «Sprit» weiter steigen.
08.02.2022, 11:44
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Laut dem Branchenverband der Treibstoffimporteure, Avenergy, ist es nicht ausgeschlossen, dass der Preis zumindest an einigen Orten in der Schweiz bald mehr als zwei Franken pro Liter kostet. Dies wäre jedoch nur vorübergehend der Fall, relativiert der Verband auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Der Bundesrat hat die Steuern auf Benzin und Diesel
Ein voller Tank wird teurer.Bild: sda

Seit Anfang Jahr registrierte der Touring Club Schweiz (TCS) drei Preiserhöhungen von jeweils 3 Rappen pro Liter. Laut dem TCS-Experten Erich Schwizer muss ein Autofahrer derzeit durchschnittlich 1.87 Franken für einen Liter Bleifrei 95 und 1.91 Franken für einen Liter Diesel bezahlen.

Schwizer prognostiziert «ein Jahr wie 2008 und 2012 mit vergleichsweise hohen Benzin- und Dieselpreisen erwarten». Ende Juni 2008 hatte ein Liter Benzin an den Tankstellen der Schweiz im Schnitt 1.99 Franken und Diesel 2.27 Franken gekostet.

Starke Nachfrage und geopolitische Spannungen treiben Rohölpreise an

Am Montag wurde das Barrel Öl der europäischen Referenzsorte Brent zu über 92 Dollar gehandelt. Letzen Sommer lag der Preis noch bei etwa 71 Dollar, bevor er im November dann auf 80 Dollar anstieg.

Und der Zenit dürfte noch nicht erreicht sein: Der Rohstoffexperte John Plassard von der Bank Mirabaud geht sogar davon aus, dass der Preis auf über 100 Dollar pro Barrel steigen wird. Dieser Anstieg der Ölpreise wird sich auf die Einkommen und Ausgaben der Haushalte auswirken und könnte die Inflation weiter beschleunigen, so der Analyst.

«Die Sorgen über potenzielle Produktionsausfälle in den USA aufgrund einer Kältewelle stützen die Preise derzeit», erklärte Avenergy in einem Marktbericht. Hinzu kämen geopolitische Spannungen im Nahen Osten und in der Ukraine.

Letzte Woche beschlossen die Mitglieder der erdölexportierenden Ländern (Opec+), das bescheidene Tempo zur Steigerung der Produktion beizubehalten, indem sie das Gesamtproduktionsniveau für März um nur 400'000 Barrel pro Tag anhoben. «Der Markt glaubt jedoch, dass dies nicht ausreichen wird, um die Nachfrage zu befriedigen», heisst es bei Avenergy.

Der Preis für Erdöl ist am Sonntag dramatisch zurückgegangen. (Symbolbild)
Der Preis für Erdöl steigt.Bild: EPA

Raffineriekosten, Steuern und Logistikkosten bestimmen den Preis an den Zapfsäulen

Denn die Nachfrage nach dem schwarzen Gold stieg in Folge der wirtschaftlichen Erholung stark an: «Die grossen Ölgesellschaften wurden derweil von Investitionen abgehalten», fasst Giacomo Luciani, Assistenzprofessor am Graduate Institute of International and Development Studies in Genf, zusammen.

«Sie verfügen zwar über hohe Bargeldreserven, nutzen diese aber meist für die Ausschüttung von Dividenden», sagt Luciani. Erschwerend hinzu komme, dass gewisse Förderländer zwar die Schleusen weiter öffnen wollen, «einige Mitglieder aber nicht in der Lage sind, dies zu tun», so der Experte. Dazu zählten etwa Nigeria, Venezuela oder Libyen.

Schlussendlich hängt der Preis für einen Liter Benzin oder Diesel an den Schweizer Zapfsäulen indes von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen neben den Raffineriekosten und den Steuern auch die Logistikkosten. Klar ist aber, «wenn der Rohölpreis steigt, unweigerlich auch der Preis für einen Liter Kraftstoff an der Tankstelle steigt», erklärt der Genfer Rohstoffexperte Luciani.

(yam/sda/awp)

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Millionen Liter Öl aus Pipeline in Israel ausgelaufen
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Millionen Liter Öl aus Pipeline in Israel ausgelaufen
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quelle: epa/israeli enviromental protection / israeli enviromental protection minstry / handout
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100 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Matrixx
08.02.2022 12:17registriert März 2015
Super. Gemäss Aussage der SVP können sich dann ja nur noch die Reichen den Treibstoff leisten und es wird ruhig auf unseren Strassen!
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Repplyfire
08.02.2022 12:08registriert August 2015
#AuTOfahrEN NuR nOch fuER ReiCHe #SVP Fossile Öl Petrochemie Lobby #wenn es für Nachhaltigkeit geht und Umlage auf Erneuerbare und diversifizierbare Energien, dagegen, mit allen Mitteln. Wenn das Geld ins Ausland und an grosse Öl Multis abfliesst, egal! Hauptsache "öpis" bleibt in den Taschen und der Parteikasse.
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Gin Toni
08.02.2022 12:16registriert Oktober 2020
Mir tun die leid, die wirklich auf ein Auto angewiesen sind um ein Einkommen zu generieren. Ich spreche von der Minderheit die z.B. im Schichtbetrieb arbeitet und die ÖV keine Lösung ist. Für alle anderen habe ich wenig erbarmen. Heut wo gefühlt die Hälfte der Fahrzeuge als SUV ab 100k aufwärts auf der Strasse verkehren, sich 20 Jährige eine Leasingrate von über 1000.- gönnen und das Pendeln im Auto noch staatlich gefördert wird hat es auch bei den Benzinpreisen noch Luft nach oben. Es darf jeder wohne und arbeiten wo er will, aber es soll niemand rumheulen wegen Stau und den Preisen.
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