Das globale Finanzsystem befindet sich im digitalen Wandel, und auch Zentralbanken suchen nach Möglichkeiten, das Potenzial neuer Technologien zu nutzen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im vergangenen Dezember das Pilotprojekt Helvetia III lanciert, bei dem digitales Zentralbankgeld in Franken für Finanzinstitute ausgegeben wird.
Die SNB sei die weltweit erste Zentralbank, die Zentralbankgeld in tokenisierter Form auf einer regulierten Finanzmarktinfrastruktur eines Drittanbieters ausgibt, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan an der SNB-Konferenz zum Thema «Auf dem Weg zum Geldsystem der Zukunft» vom Montag.
Die Tokenisierung von Vermögenswerten, also die digitale Abbildung solcher auf einem System zur verteilten Aufzeichnung auf einem Computer-Netzwerk (Distributed Ledger), gewinne derzeit an Bedeutung, so Jordan weiter. Sie verspreche eine sicherere, effizientere und transparentere Finanzmarktinfrastruktur für die Übertragung von Vermögenswerten in Echtzeit.
Die Schweiz sei bei der Anwendung der Tokenisierung in einem regulierten Finanzsystem einer der führenden Finanzplätze, hielt Jordan fest. Im laufenden Jahr seien rund 2,5 Prozent der Frankenanleihen in tokenisierter Form ausgegeben worden. Die SNB stelle sich nun die Frage, wie Transaktionen mit tokenisierten Werten in Zentralbankengeld abgewickelt werden könnten.
Eine Möglichkeit, welche die SNB seit Dezember im Rahmen des Pilotprojekts Helvetia III evaluiert, ist laut Jordan die Ausgabe von tokenisiertem Zentralbankgeld in Schweizer Franken für Finanzinstitute. Dabei werde dieses Geld für die Abwicklung von Geschäftstransaktionen auf derselben Plattform eines Drittanbieters verfügbar gemacht, auf der auch die tokenisierten Vermögenswerte gehalten werden.
Erste Erkenntnisse hätten gezeigt, dass mit diesem Ansatz die Vorteile einer Abwicklung in Zentralbankgeld auch in einer tokenisierten Welt erhalten werden könnten. Es blieben aber noch einige Fragen offen: Soll die SNB beispielsweise mit ihren Initiativen zuwarten, bis die Tokenisierung weiter an Bedeutung gewinnt? Und sind die derzeit diskutierten Instrumente die beste Lösung für die Abwicklung? Zudem brauche es Eckwerte, die Drittanbieter auf ihren Plattformen erfüllen müssten, um für Transaktionen in Frage zu kommen.
Jordan sprach auch noch zum Thema Instant Payments, über die Privatpersonen und Unternehmen künftig Zahlungen untereinander von Konto zu Konto innert Sekunden und rund um die Uhr tätigen können. Dabei würden diese Kundenzahlungen letztlich durch Überweisungen von Zentralbankgeld zwischen Geschäftsbanken abgewickelt.
Die SNB lancierte dazu im November eine neue, stark verbesserte Version des Zahlungssystems SIC. Bis Spätsommer dieses Jahres dürften laut Jordan mindestens 50 Banken, die zusammen rund 98 Prozent der Kundenzahlungen in der Schweiz abdecken, Instant Payments empfangen und verarbeiten können. «Damit wird auch ein Grundstein für den Wettbewerb zwischen verschiedenen Zahlungsinstrumenten und für Innovationen wie programmierbare Zahlungen gelegt», sagte der SNB-Chef. (sda/awp/lyn)