Schweiz
Wirtschaft

CS-Session: Die Reaktionen auf die Nationalrats-Ohrfeige

epa10569216 Swiss Finance Minister Karin Keller-Sutter speaks during an extraordinary session of the Federal Assembly in the Council of States in Bern, Switzerland, 12 April 2023. The extraordinary se ...
Karin Keller-Sutter muss derzeit viel Kritik einstecken.Bild: keystone

«Grösste Niederlage Keller-Sutters» – die Reaktionen auf die Nationalrats-Ohrfeige

Das erneute Nein des Nationalrats gibt zu denken, zu reden – und zu schreiben: Die Schweizer Medien kommentieren den Entscheid und nehmen dabei den Nationalrat in die Pflicht. Eine Presseschau.
13.04.2023, 07:0113.04.2023, 07:55

«Tagesanzeiger»

«Die grösste Niederlage der Karin Keller-Sutter»

Der «Tagesanzeiger» sieht im doppelten Nationalrats-Nein eine Botschaft an die «sonst für ihre Durchsetzungskraft gefürchtete» FDP-Bundesrätin.

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«NZZ»

«Das Misstrauensvotum: Karin Keller-Sutter ist es nicht gelungen, das Parlament vom CS-Deal zu überzeugen»

Auch die «NZZ» stellt in ihrer Analyse die Rolle der Finanzministerin ins Zentrum. Sie bezeichnet das Nein des zum Milliardenkredit gar als Misstrauensvotum für Keller-Sutter.

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«Aargauer Zeitung»

«Der Nationalrat versagt kläglich»

Die «Aargauer Zeitung» hingegen sieht nach dem Versagen der CS-Banker nun selbiges beim Nationalrat. Anstatt der Lage konstruktiv zu begegnen, hätte es das Nein-Lager in seinem «Profilierungsdrang» verpasst, auf eine Lösung hinzuarbeiten. Der Nationalrat habe hier «rein gar nichts erreicht».

«Finanz & Wirtschaft»

«Verantwortungsloser Nationalrat»

Die Fachzeitung «Finanz und Wirtschaft» schlägt in die gleiche Kerbe. Auch sie spricht von einem Misstrauensvotum gegenüber Bundesrat und Finanzdelegation. Das «sture Nein einer Mehrheit des Nationalrats» sende «schwerwiegende Signale» aus.

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«Südostschweiz»

«Der Entscheid des Nationalrates ist nicht das Papier wert, auf das er gedruckt wird.»

Die «Südostschweiz» geht mit dem Nationalrat besonders hart ins Gericht. Sie nimmt den Bundesrat und Finanzministerin Karin Keller-Sutter in Schutz. Bemängelt wird insbesondere, dass das Nein-Lager offensichtlich bereits Wahlkampf betreibe.

«Der Bundesrat hat die Hilfsgelder gesprochen, mit Notrecht. Der Bundesrat hat damit vielleicht nicht den besten Entscheid gefällt, aber er hat im kleinen Zeitfenster, das ihm zur Verfügung gestanden hat, einen Entscheid gefällt. Dafür steht dem Bundesrat Lob zu.

Beherzte Entscheide ist man sich in der Schweizer Politik nicht unbedingt gewohnt. Nachträgliche Besserwisserei und politische Schaumschlachten hingegen schon, in eidgenössischen Wahljahren erst recht.»

«Le Temps»

«Nach der Diskreditierung der Banken folgt die der Politik»

In der Romandie schliesst man sich dieser Sichtweise ebenfalls an. Einige Parteien würden demnach mit dem CS-Kollaps Wahlkampf machen, was unschön sei, wie «Le Temps» schreibt. Das weit grössere Problem sei jedoch, dass es mehr Regulierungen im Bankensektor brauche. Ob der aktuelle Nationalrat den nötigen Mut dazu aufbringe, sei nach dem politischen Geplänkel bei der Abstimmung höchst fraglich.

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«Corriere del Ticino»

«Emotion hat über Rationalität gesiegt»

Für den «Corriere del Ticino» steht unter anderem die Wirkungslosigkeit des Nein-Votums im Zentrum. Der Nationalrat habe sich in der Debatte vom Frust und den Emotionen leiten lassen, obwohl das überhaupt nichts nützen würde:

«Das zweimalige Nein innerhalb von 12 Stunden ist eine zu leicht genommene Opposition. Zu leicht, wenn ein Nein nicht Milliarden wert ist und die Schweiz und ihren Finanzplatz nicht in ein gefährliches und unkalkulierbares Risiko stürzt. Das am Ende sogar mehr wert sein könnte als die 109 Milliarden, die der Bund in diese Transaktion zu stecken beschlossen hat.»
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(con)

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81 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rodolofo
13.04.2023 07:44registriert Februar 2016
Warum Niederlage?
So wie ich es verstanden habe, hat sie (und mit ihr natürlich der Gesamtbundesrat, denn sie kann das ja nicht selber entscheiden) sich (per Notrecht) durchgesetzt, und der Nationalrat durfte lediglich symbolträchtig murren.
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Allkreis
13.04.2023 08:06registriert Januar 2020
Nichts weiter als Gepolter. Obwohl ich die Hauptrichtung befürworte, wird die grundsätzlich neoliberalistische Populistenpartei niemals den richtigen Weg finden. Noch nie hat diese Partei sich um ein wahres Verständnis der Lage bemüht. Alles was sie tut, ist die Verärgerung der Bevölkerung zugegebenermassen geschickt in politisches Kapital umzumünzen. Sobald diese schwindet, ändert das Gepolter den Tenor.
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Greoltb
13.04.2023 10:03registriert März 2023
Doch etwas schade dass allgemein nicht gründlicher berichtet wird. Nordmann hat gestern die Sachlage sehr gut zusammengefasst. Es gab 3 Lager. SVP: nicht retten nicht regulieren. FDP, Mitte GLP: retten und nicht regulieren. Links: nur retten wenn stark reguliert wird.
Die Antwort von FDP an Links? Ok wir werden lange Berichte schreiben und in ein Paar Jahren vielleicht etwas regulieren. .. Wenn man die Vorgeschichte kennt dann erstaunt es wirklich niemand dass links hier nein sagt...
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Wofür will uns SRF mit «Unsere kleine Botschaft» eigentlich bestrafen?
Wenn etwas so gut ist wie «Tschugger» oder «Wilder» sind wir gern die schamlosesten Fans. Wenn etwas nicht so gut ist, nicht.
Nehmen wir zur Veranschaulichung doch einfach zwei Bären. Sie kriechen nach einem verregneten Wochenende gemeinsam aus einer Höhle, freuen sich darauf, einen Bienenstock zu plündern und sich mit Honig die Kante zu geben. Sie stehen mitten im schönsten Herbstwald, sacht entblössen sich die Bäume und lassen goldene Blätter rieseln und die Bären schütteln sich.
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