Sein Name fiel diese Woche an der letzten Generalversammlung der Credit Suisse gleich mehrfach. Rainer E. Gut, der heute 90-jährige Ehrenpräsident, hat die Geschicke der CS über Jahrzehnte bestimmt. 1973 wurde er Mitglied der Generaldirektion der Grossbank, die damals noch Schweizerische Kreditanstalt (SKA) hiess. 1983 stieg er zum Verwaltungsratspräsidenten auf, er hatte das Amt bis ins Jahr 2000 inne.
In dieser Zeit schlug Gut, der aus dem Kanton Zug stammt, eine «Hunter-Strategie» ein. Er machte die CS zur grössten Bank der Schweiz. Wäre es nach Gut gegangen, hätte schon 1996 die Mega-Fusion aus UBS und CS stattgefunden. Gut suchte den Zusammenschluss mit dem Lokalrivalen vom Paradeplatz, blitzte aber beim damaligen UBS-Präsidenten Nikolaus Senn ab.
Der Name des 90-Jährigen war in den vergangenen Tagen darum oft zu lesen, weil Rainer E. Gut «am Anfang jener Entwicklung stand, die sie am Ende in den Ruin führen sollte», wie die NZZ schrieb. «Die Misere begann eigentlich unter Rainer E. Gut», sagte Christoph Blocher gegenüber Tamedia.
In der Ära Gut hatte die Bank im grossen Stil in die USA expandiert – vor allem im Investment-Banking, in jenem Geschäft also, in dem die CS Abermilliarden verlor. Erst im vergangenen Herbst entschied der Verwaltungsrat, sich weitgehend vom Investment-Banking zu verabschieden. Ein Schritt, den die UBS unter Oswald Grübel und Sergio Ermotti bereits zehn Jahr früher vollzogen hatte.
Nach seinem Abtritt blieb Gut mit der Bank eng verbunden, auf der Website wird er explizit als Ehrenpräsident genannt. Er zog im Hintergrund weiter die Fäden – etwa bei der Besetzung von Verwaltungsratsposten. Bis 2005 präsidierte er den Nahrungsmittel-Konzern Nestlé. Man traf Gut an Anlässen, etwa 2012 beim Galadinner zur Übernahme der Bank Clariden Leu durch die CS. Seither trat er in der Öffentlichkeit kaum mehr in Erscheinung, und inner- und ausserhalb der Bank fragt man sich: Wo ist der Ehrenpräsident?
Die Medienstelle der CS kann keinen Kontakt vermitteln. Ein Sohn der Banken-Legende, Alexander Gut, kann oder will ebenfalls nicht weiterhelfen. «Sie sind nicht der Einzige, der mit meinem Vater sprechen will», sagt er am Telefon und verweigert jegliche Auskunft.
Gut junior trat 2016 in die Fussstapfen seines Vaters und sass bis 2020 im Verwaltungsrat der CS. Er verzichtet darauf, das Ende der Bank selbst zu kommentieren. Ein anderer Sohn, Mike Gut, ist Gastronom in Zürich, unter anderem beim angesagten Lokal «Razzia». Auch von ihm ist am Telefon nichts zu erfahren.
In Bassersdorf ZH war Rainer E. Gut, dessen Vermögen sich gemäss «Bilanz» auf 125 Millionen Franken beläuft, lange der beste Steuerzahler, aber inzwischen ist er anderswo gemeldet: In Maur ZH. Tatsächlich wird er dort ab und zu gesichtet, aber immer seltener. Ein Bekannter von Gut, der anonym bleiben möchte, sagt warum: «Rainer E. Gut und seine Frau leben inzwischen mehrheitlich in den USA.»
Der Bekannte betont, dies sei «keine Flucht vor dem Schweizer Publikum», wie damals bei Swissair-Chef Mario Corti, der nach dem unrühmlichen Ende der Airline nach Boston ausgewandert ist, um Anfeindungen zu entgehen. Gut sei immer ein USA-Fan gewesen, seine Frau ist Amerikanerin.
Ein anderer Bekannter von Gut sagt demgegenüber, der Doyen halte sich in der Schweiz auf. Er sei lange nicht mehr in den USA gewesen. Es gebe keine Parallele zu Corti.
Trotzdem verbindet Gut und Corti etwas: Nestlé. Gut war dort Verwaltungsratspräsident, Corti Finanzchef. Und nach dem Kollaps der Swissair half Rainer E. Gut mit, aus der Asche der nationalen Airline die Swiss aufsteigen zu lassen.
Guts Wirken wurde nicht immer so negativ beurteilt wie in diesen Tagen. Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2012 war in der NZZ eine schwärmerische Würdigung zu lesen. Gut sei ein «visionärer Wirtschaftsführer»: «Es war eine Meisterleistung, wie er aus der alten SKA, die im internationalen Vergleich mehr grosse Regionalbank als internationale Grossbank war, die globale CS schuf.» (aargauerzeitung.ch)
Ps. Warum kommen Versagerpolitiker nicht auch zur Kasse?
Vieleicht waren sie ja rasch offen, aber das Geld hat sehr schnell und nachhaltig wieder extremst geblendet.