Schweiz
Wirtschaft

Ein Nein zum Rahmenvertrag wäre für Spitäler verheerend

An employee of "Damian" pharmacy talks to a customer, pictured on May 21, 2012, in Nussbaumen in the canton of Aargau, Switzerland. (KEYSTONE/Gaetan Bally)

Eine Mitarbeiterin der Damian Apo ...
Ein Nein zum Rahmenvertrag hätte für Spitäler und Medizinfirmen grosse Auswirkungen. Bild: KEYSTONE

«Prekäre Situation»: Ein Nein zum EU-Rahmenvertrag wäre für Medizinfirmen verheerend

30.12.2018, 06:0230.12.2018, 09:05
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Die EU-Kommission in Brüssel hat den Druck noch einmal erhöht: Lehnt die Schweiz den Rahmenvertrag ab, werden die bilateralen Verträge nicht mehr erneuert. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, bekämen dies als Erste die Firmen der Medizintechnik zu spüren – spätestens im Frühling 2020.

Betroffen wären rund Schweizer 1400 Unternehmen mit über 58'000 Angestellten, die jährlich mehr als 11 Milliarden Franken mit Exporten generieren – der Grossteil davon geht in EU-Länder. 

Es drohen aber auch Engpässe bei der Versorgung hiesiger Spitäler mit überlebenswichtigen Gütern. Die Hersteller von Produkten wie Prothesen, Kathetern und Spitalgeräten müssen damit rechnen, dass ihr Zugang zum EU-Markt erschwert wird. Dies, weil in der EU am 26. Mai 2020 neue, strengere Zulassungsbedingungen für solche Güter in Kraft treten.

Beat Vonlanthen, CVP-FR, spricht waehrend der Debatte um das Wasserrechtsgesetz, waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 20. September 2018 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaun ...
Beat Vonlanthen.Bild: KEYSTONE

Die Schweiz müsste bis dahin den bilateralen Vertrag über die technischen Handelshemmnisse anpassen. Nun besteht die Gefahr, dass sich Brüssel querstellt. «Für uns wäre das eine sehr prekäre Situation», sagt CVP-Ständerat Beat Vonlanthen, Präsident des Verbands Swiss Medtech, in der «NZZ am Sonntag». Dann würden Schweizer Medtech-Firmen wie Unternehmen aus Drittstaaten behandelt.

Schweizer Unternehmen, die keine Niederlassung in der EU betreiben, wären gezwungen eine Vertretung zu suchen – eine kostspielige Angelegenheit. Insbesondere die vielen kleinen Firmen – über 90 Prozent der Mitglieder von Swiss Medtech – würden wegen zusätzlichen Kosten an Wettbewerbsfähigkeit einbüssen.

Zudem müssten sämtliche Produkte neu zertifiziert und Etiketten und Gebrauchsanweisungen gedruckt werden. Es besteht die Gefahr, dass dies nicht rechtzeitig umgesetzt werden könnte. Tausende von Produkten müssten allenfalls vorübergehend vom Markt genommen werden – verheerend für Schweizer Spitäler, die auf die Produkte angewiesen sind. 

Als Drittstaat riskiert die Schweiz aber auch, bei Lieferengpässen benachteiligt zu werden. Gemäss Vonlanthen würde die Schweiz im Falle einer Verknappung von wichtigen Produkten nicht mehr pri­o­ri­tär behandelt werden.

Ein Nein zum Rahmenabkommen würde nicht nur Medizinfirmen treffen: Firmengründer aus dem Umfeld von Hochschulen dürften vermehrt ihre Unternehmen im Ausland ansiedeln: «Wir laufen Gefahr, gut ausgebildete junge Leute ans Ausland zu verlieren», sagt Vonlanthen. (vom)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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CaptainLonestarr
30.12.2018 07:43registriert Dezember 2016
Ahhh, hatte mich schon gefragt wann die ersten Berichte über den unweigerlichen wirtschaftlichen Untergang der Schweiz ohne Rahmenabkommen auftauchen. Und da sind sie auch schon. Bis zur Abstimmung werden wir jetzt täglich zu lesen und hören bekommen wie schlecht es uns ergehen wird. Die Schweizer waren einmal mutig, frei nach Schiller: in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben. Aber eben, wenn man alles hat wird man zum feigen Duckmäuser. Man verzichtet lieber auf seine Freiheit als auf Urlaub mit dem Flieger.
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Schneider Alex
30.12.2018 06:21registriert Februar 2014
Würde der Vertrag über die Personenfreizügigkeit annullierrt, wäre das Vertragspaket I der Bilateralen (sieben Verträge) betroffen. Das viel wichtigere Freihandelsabkommen von 1972 dagegen nicht. Es untersteht ebensowenig der "Guillotine" wie das Zollerleichterungs- sowie über hundert weitere Abkommen.
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roger_dodger
30.12.2018 06:34registriert Februar 2016
Könnte man das ein bisschen genauer begründen warum die Firmen eine Niederlassung im Ausland brauchen? Arbeite bei einer Medizinalfirma und die neuen Richtlinien der EU müssen sowieso wie auch die Richtlinien für jedes andere Land der Welt wie USA, China, Japan etc. eingehalten werden.
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