Für die nationale Impfkampagne haben die Kantone bisher deutlich weniger Mittel abgerufen, als möglich wäre. Von den vom Bund dafür zur Verfügung gestellten 96 Millionen Franken haben die Kantone bis Freitagabend lediglich knapp 18 Millionen Franken beantragt.
Wie der «Sonntagsblick» schreibt, haben bisher die Kantone lediglich 17.7 Millionen Franken an Bundesgeldern für die nationale Impfkampagne beantragt. Eine Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bestätigte am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA diese Angaben. Die Zahlen entsprächen dem Stand von Freitagabend.
Verschiedene Kantone hätten allerdings bereits weitere Massnahmen nachgereicht oder würden dies in den nächsten Tagen tun. Laut BAG-Sprecherin wird am Montag eine neue Übersicht zur Verfügung stehen.
Bei der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) hiess es am Sonntag auf Anfrage, alle Kantone beteiligten sich an der nationalen Impfwoche. «Damit die zusätzlichen mobilen Beratungs- und Impfstellen vom Bund finanziert werden, muss ein Kanton mindestens drei Viertel des vom Bund als ausreichend definierten Angebots bereitstellen», erklärte GDK-Sprecher Tobias Bär gegenüber Keystone-SDA. Das sei eine Hürde.
Kantone, die dieses Quorum nicht erreichten, setzten allenfalls trotzdem zusätzliche Massnahmen um, ohne dass diese jedoch vom Bund vergütet würden. «Die Kantone tun, was möglich und angezeigt ist», so Bär. In vielen Kantonen seien neue mobile Impfeinheiten und Beratungsangebote geplant. Die Kantone stimmten ihre Aktivitäten auf die lokalen Gegebenheiten ab, sie würden auch die Verhältnisse vor Ort am besten kennen.
«Ein limitierender Faktor sind dabei die Personalressourcen», stellte der GDK-Sprecher weiter fest. Die Kantone hätten in der Konsultation zur Impfwoche auf den bereits bestehenden Mangel an Fachpersonal hingewiesen. In den Kantonen liefen eine grosse Anzahl von schon vorhandenen Massnahmen weiter oder es kämen neue dazu, die nicht für eine Finanzierung beim Bund eingegeben worden seien. Die Kantone hätten zudem bereits vor der Lancierung der Impfoffensive von Bund und Kantonen viel unternommen, um die Menschen mit niederschwelligen Impfangeboten zu erreichen.
Recherchen des «SonntagsBlick» zeigten, dass namentlich in der eher impfskeptischen Ostschweiz die Kantone bisher weniger Bundesgelder beantragt haben. So hat Appenzell-Ausserrhoden mit einer tiefen Impfquote von 57 Prozent bisher nur 65'000 Franken beim Bund beantragt. In der Zentralschweiz beantragte Obwalden mit einer Impfquote von 55 Prozent 310'000 Franken. Am meisten Gelder hat bis Freitagabend der Kanton Bern mit 3.9 Millionen Franken beantragt. Die Impfquote in Bern liegt bei 65 Prozent.
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern verzeichnet die Schweiz mit 73 Prozent vollständig geimpften Personen ab 12 Jahren eine tiefe Impfrate. Vom 8. bis 14. November wird daher eine nationale Impfwoche veranstaltet. Die Impfung sei für den Bund und die Kantone das beste und schnellste Mittel die Beendigung der Covid-19-Pandemie, betonen deren Vertreter immer wieder. (sda)