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Parlament beschliesst Netflix-Abgabe von 4 Prozent

Parlament beschliesst Netflix-Abgabe von 4 Prozent

16.09.2021, 11:0616.09.2021, 12:19
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Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon oder Disney müssen künftig 4 Prozent ihres Schweizer Umsatzes in Schweizer Filmproduktionen investieren. Der Nationalrat ist am Donnerstag dem Vorschlag von Bundesrat und Ständerat gefolgt.

Frankreich hat eine Abgabe von 25 Prozent, Italien 20 Prozent - und nun bittet auch die Schweiz Streaming-Plattformen zur Kasse, mit einer Abgabe von 4 Prozent. Das Schweizer Filmschaffen soll mit dieser Massnahme gefördert werden - je nach der Ausgestaltung des Gesetzes werden es jährlich etwas mehr oder weniger als 30 Millionen Franken zusätzlich sein.

Wollen die Streaming-Anbieter keine Investitionen tätigen, können sie als Alternative eine Abgabe an das Bundesamt für Kultur (BAK) bezahlen. Diese Ersatzabgabe wird fällig, wenn die Investitionspflicht im Mittel über einen Zeitraum von vier Jahren nicht erreicht wird.

Weiter werden mit dem Gesetz Streaming-Plattformen Vorgaben zum Angebot gemacht. So müssen künftig 30 Prozent aller Filme europäische Produktionen sein.

Netflix
Bild: Shutterstock

Vorwurf des Protektionismus

Eine Minderheit der FDP und die SVP waren mit dieser Abgabe nicht einverstanden. Der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen argumentierte, dass es sich um ein «rückwärtsgewandtes Gesetze» handle, das die Streaming-Plattformen bestrafe. Schliesslich sei die Abgabe ein verzweifelter Versuch der Schweizer Politik, «das Rad der Zeit zurückzudrehen». Sein Minderheitsantrag wurde deutlich mit 121 zu 65 Stimmen bei 5 Enthaltungen abgelehnt.

Eine zweite Minderheit um SVP-Nationalrat Peter Keller (SVP/NW) forderte, die Abgabe auf 2 Prozent zu reduzieren. Er bezeichnete die Abgabepflicht als Tabubruch. «Wie fänden wir es, wenn Schweizer Unternehmen Zwangsabgaben in den USA zahlen müssten, nur weil sie erfolgreicher sind als US-Unternehmen?» Man dürfe sich schon fragen, wann der Schweizer Film ausreichend gefördert sein werde. Auch dieser Antrag wurde deutlich mit 119 zu 71 Stimmen verworfen.

Die Jungparteien von FDP, SVP, GLP und Mitte-Partei hatten bereits vor dem Entscheid das Referendum angekündigt, sollte der Nationalrat eine Abgabe von 4 Prozent beschliessen. Sie befürchten, dass die Abgaben letztlich die Konsumentinnen und Konsumenten mit höheren Abo-Preisen finanzieren müssen.

Das Gesetz geht zur Bereinigung zurück in den Ständerat. (aeg/sda)

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dega
16.09.2021 13:10registriert Mai 2021
Verschont mich mit CH Filmmüll! Es hat einen Grund warum ich Netflix habe und auf normales TV verzichte!
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Black hat (minus hat)
16.09.2021 13:10registriert Mai 2017
Cool, jetzt darf ich nicht nur über die Billag Produktionen bezahlen, die ich nicht sehen will, sondern auch über Netflix. Da kommt richtig Freude auf!
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Interessierter
16.09.2021 13:11registriert Juni 2016
Das Schweizer Fernsehen hat ja eine eigene Sreamingplattform. Diese bezahlen wir bereits jetzt mit der Zwangsgebühr. Warum um alles in der Welt soll ich jetzt noch beim Netflixabo Zwangsgebühren bezahlen. Nehmt das Geld gefälligst dort…
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