Vergangene Woche sorgte Roberto Martullo – Gatte der Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher – in Meilen für einen kleinen Coup: An der Gemeindeversammlung verkündete er, er müsse 6.4 Millionen Franken Steuern nachzahlen. Nach diesem Geldsegen beschloss die Versammlung, den Steuerfuss doch nicht von 79 auf 84 Prozent zu erhöhen.
Mit oder ohne Martullos Millionen – die Gemeinde weist aktuell ein Defizit von fünf Millionen auf. Um den tiefen Steuerfuss zu behalten, spart sie unter anderem bei der Entwicklungshilfe. So sagte das Stimmvolk ja zu einer Kürzung fürs kommende Jahr um einen drittel auf 200'000 Franken. Brisant: Die Erhöhung des Steuerfusses um ein Prozent hätte die Einsparungen obsolet gemacht.
Laut dem «Tages-Anzeiger» (TA) ist die Praxis, Hilfsbeiträge zu kürzen, um die tiefen Steuerfüsse beizubehalten, bei den steuergünstigsten Gemeinden im Kanton Usus. Allen voran bei den Goldküstengemeinden.
Beispiel Herrliberg. Seit 2012 sanken die Beiträge für die Entwicklungshilfe von fast 700'000 auf 100'000 Franken. Der Steuerfuss liegt bei tiefen 78 Prozent. Der Gemeindeschreiber Pius Rüdisüli sagte gegenüber dem TA: Die Stimmbevölkerung würde generell solche Senkungen tolerieren oder gar noch vergrössern, sobald es um den Steuerfuss gehe.
So wohl auch die Gemeinde Küsnacht, die die Beiträge seit 2015 von 700'000 auf 500'000 Franken runterschraubte.
Gar keine Beiträge geben seit Jahren Kilchberg und Winkel (beide keine Goldküstengemeinden, aber mit einem Steuerfuss von 76) für die Entwicklungshilfe aus. (rwy)
Heute führt das gegenseitige Steuerdumping (bei den Reichen) bzw. potentionelle Bewohner fernhalten wollen (Arme) dazu, dass es immer mehr Ghettos gibt (auch die Goldküste ist ein Ghetto) und dass die einen hofiert, während den anderen verdeutlicht wird, dass sie unerwünscht sind. Irgendwann zerreisst das die Schweiz.
Aber die Gemeinde-Autonomie ist in der Egoisten-Schweiz ein Tabu.