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Diese Kampfflugzeuge hat der Bund von 1931 bis heute beschafft

K+W C-36
Die Schweizer Eigenentwicklung K+W C-36 vor heimischer Kulisse.Public Domain (via ETH Bildarchiv)

Diese Kampfflugzeuge hat der Bund von 1931 bis heute beschafft

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27.06.2021, 15:5607.07.2021, 15:52
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Im Jahr 1930 beschloss der Bund, dass die bisherigen Beobachtungsaufgaben der Fliegertruppen durch Kampfaufgaben zu ergÀnzen seien. Erstmals wurde durch den Beschluss des Parlaments ein Kampfflugzeug gekauft: die Dewoitine D-27 aus Frankreich. Seither sind einige mehr hinzugekommen, wie dir unsere Auflistung zeigt.

Hinweis: Trainer und Experimentalflugzeuge wurden nicht berĂŒcksichtigt. Das Jahr gibt immer die Indienststellung der Serienmodelle an.

1931: Dewoitine D-27 III

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Dewoitine D-27 III der Schweizer Luftwaffe 1931
quelle: public domain via eth bildarchiv / unbekannt
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Die Dewoitine D-27 III kam aus Frankreich und war die KampfausfĂŒhrung der Dewoitine D-26, mit stĂ€rkerem Motor und Bewaffnung. Insgesamt hat die Schweiz 65 Modelle beschafft. Am 29. Juli 1948 wurde sie ausgemustert. Danach wurden die Flugzeuge dem Aero Club Schweiz ĂŒbergeben. Diese setzten sie als Schleppflugzeuge fĂŒr ihre Segelflugzeuge ein.

1937: K+W C-35

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K+W C-35
quelle: public domain (via eth bildarchiv)
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Die K+W C-35 war ein Schweizer Kampfflugzeug, das fĂŒr die AufklĂ€rung und fĂŒr Bombenangriffe gedacht war. Entwickelt wurde es ab 1936 von den Eidgenössischen KonstruktionswerkstĂ€tten in Thun. Bereits 1937 wurden die ersten Modelle an die Schweizer Flugwaffe ausgeliefert (wie die Fliegertruppe damals noch hiess). Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs galt die C-35 allerdings bereits als technisch veraltet. Trotzdem blieb sie als Teil des Nachtgeschwaders bis 1954 im Einsatz.

1939: Messerschmitt Me 109

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Messerschmitt Bf 109
quelle: public domain (via eth bildarchiv)
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Ab Mitte der 1930er-Jahre war die Schweizer Flugwaffe nur mit wenig kriegstauglichem Flugmaterial ausgerĂŒstet. Bundesrat Rudolf Minger, der das Eidgenössische MilitĂ€rdepartement leitete (heute VBS), drĂ€ngte daher darauf, moderne Flugzeuge zu kaufen. Setzen wollte man sowohl auf die britische Supermarine Spitfire als auch auf die deutsche Messerschmitt Bf 109. Bekommen hat man nur letztere und so flogen ab 1939 die ersten Bf 109 mit Schweizerkreuz auf dem Heck, die hierzulande aber als Me 109 bezeichnet wurde. 114 Maschinen in verschiedenen AusfĂŒhrungen kamen zum Einsatz, die letzte ging 1949 in Rente.

Abfang-Training der Schweizer Flugwaffe mit Me 109:

1940: Morane-Saulnier D-3800

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Morane-Saulnier D-3800
quelle: public domain (via eth bildarchiv)
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Nebst den Me-109, die die Schweiz kaufte, um ihre Flugwaffe aufzurĂŒsten, setzte man auch auf französische Flieger des Typs Morane-Saulnier D-3800. 1937 trat das Flugzeug in der Evaluation unter anderem gegen die deutsche Henkel He 112 an. Am 3. Juni 1938 beschloss der Bundesrat die Beschaffung von 300 D-3800 mit einem Lizenzvertrag zum Bau in der Schweiz. In die Schweizer Flugwaffe wurden die Maschinen aber erst ab 1940 eingegliedert. Zu dieser Zeit galten sie bereits als klar unterklassig. Aus diesem Grund versuchte der Bundesrat noch bis 1943 Spitfires von den Briten zu kaufen.

1942: K+W C-36

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K+W C-36
K+W C-36.
quelle: public domain (via eth bildarchiv)
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Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs konnte die Schweiz keine modernen Flugzeuge mehr beschaffen. Die Briten hatten kein Interesse, ihre Spitfires der Schweiz zu verkaufen. Die Deutschen wiederum fielen als Lieferanten aus, da die Schweizer Flugwaffe mehrere deutsche Flugzeuge, die den Schweizer Luftraum verletzt hatten, abschoss.

1939 startete unter der Projektnummer C-3601 daher die Entwicklung eines eigenen AufklĂ€rungs- und Erdkampfflugzeugs. Auch dieses wurde bei den Eidgenössischen KonstruktionswerkstĂ€tten in Thun entwickelt. Gebaut wurde es spĂ€ter in den Flugzeugwerken Emmen. 1942 lieferte man die ersten Modelle unter der Bezeichnung C-36 an die Flugwaffe aus. Insgesamt wurden 142 StĂŒck gebaut und bis 1952 eingesetzt.

1948: North American P51D «Mustang»

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P51 D Mustang
Das Hoheitszeichen der Schweizer P51D war anfangs noch in Rechteckform.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg zeichnete sich bereits ab, dass dĂŒsengetriebene Flugzeuge die Zukunft sein wĂŒrden. Um die Zeit bis zur Beschaffung eines ersten DĂŒsenjets zu ĂŒberbrĂŒcken, bewilligte der Bundesrat einen Kredit von 11,1 Millionen Franken. Damit konnte die Schweizer Flugwaffe 100 gebrauche North American P51 D «Mustang» beschaffen. Diese stammten aus RestbestĂ€nden der U.S. Air Force und standen in Deutschland, wo sie von Schweizer Piloten in die Schweiz ĂŒberflogen werden mussten. Etwas spĂ€ter kamen noch einmal 30 Flugzeuge dazu, die als Ersatzteillager dienten. Die Gebrauchtflugzeuge standen von 1949 bis 1957 im Einsatz.

1950: De Havilland DH.100 «Vampire»

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de Havilland DH.100 Vampire
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Im MĂ€rz 1946 erprobten drei Schweizer Piloten in England das einstrahlige Kampfflugzeug DH.100 «Vampire» von De Havilland. Nach weiteren Erprobungen in der Schweiz erfolgte im Mai 1947 der Antrag des Bundesrates an das Parlament zur Beschaffung von 75 Flugzeugen fĂŒr 64,45 Millionen Franken aus England. Im September 1948 stimmte das Parlament diesem Antrag zu und bewilligte im MĂ€rz 1949 weitere 100 Flugzeuge in Lizenzbau. Noch im selben Jahr wurden die ersten Flugzeuge von der Fliegertruppe ĂŒbernommen. Der «VĂ€mpi» blieb in der Fliegerstaffel bis 1967 im Einsatz, als Schulungsflugzeug sogar bis 1990.

1954: De Havilland DH.112 «Venom»

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de Havilland DH.112 Venom
de Havilland DH.112 «Venom».
quelle: public domain (via eth bildarchiv)
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Gerade als die ersten «Vampire» an die Schweizer Flugwaffe ĂŒbergeben wurden, startete in England die Erprobung der «Venom». Im April 1951 bewilligte das Parlament den Lizenzbau von 150 Flugzeugen des Typs DH-112 Mk. 1 fĂŒr einen Verpflichtungskredit von 175 Millionen Franken. Drei Jahre spĂ€ter bewilligte das Parlament weitere 100 «Venom» in der Version Mk. 4. Von 1954 bis 1983 standen 226 DH.112 als Erdkampfflugzeuge im Truppeneinsatz. Damit war die Schweiz 1956 das erste Land der Welt, bei dem alle Fliegerstaffeln (21 StĂŒck) mit modernen Jagdkampfflugzeugen ausgestattet waren.

1958: Hawker Hunter

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Hawker Hunter
Hawker Hunter.
quelle: public domain (via eth bildarchiv)
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Noch bevor die ersten «Venoms» an die Flugstaffeln ausgeliefert wurden, testete die Schweizer Flugwaffe bereits ein neues DĂŒsenflugzeug: den Hawker Hunter. Am 17. Oktober 1953 konnte im Rahmen einer Demonstration im Schweizer Luftraum das erste Mal ein Überschallknall hierzulande vernommen werden. Im Januar 1958 bewilligte das Parlament 100 Hunter, nachdem die Eigenentwicklung P-16 storniert worden war. Der Hunter galt damals als das modernste Kampfflugzeug Europas. Noch im selben Jahr wurden die ersten Hunter-Modelle der Truppe ĂŒbergeben. SpĂ€ter kamen zu den 100 Hunter der ersten Serie nochmals 60 dazu. Der letzte Hunter wurde 1993 ausgemustert.

1964: Dassault Mirage IIIS

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Mirage
quelle: public domain (via etc bildarchiv)
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1961 bewilligte das Parlament 870 Millionen Franken fĂŒr die Anschaffung von 100 französischen Mirage-III-Kampfflugzeugen. Die Schweiz wollte eine Flotte von hochmodernen Jets, die ihnen wĂ€hrend des Kalten Krieges Schutz bieten sollten. Doch die Kosten liefen aus dem Ruder. Unbemerkt hatte die Verwaltung die Beschaffung vorangetrieben und die finanziellen Aspekte strĂ€flich vernachlĂ€ssigt, was spĂ€ter zur Mirage-AffĂ€re fĂŒhren sollte.

Der Bundesrat hatte das Parlament stellenweise gezielt in die Irre gefĂŒhrt, was die technische Reife des Flugzeugs und die Kostenfrage betraf. Nach einer Untersuchung zog das Parlament die Notbremse: Von den benötigten 576 Millionen Mehrkosten wurden nur 150 Millionen bewilligt. Am Ende kaufte die Schweiz nur 57 statt 100 Flugzeuge, die fĂŒr Schweizer Anforderungen angepasst und als Mirage IIIS in Dienst gingen.

1978: Northrop F-5

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Northrop F-5 Tiger
Northrop F-5 Tiger der Schweizer Luftwaffe.
quelle: eth-bibliothek zĂŒrich, bildarchiv/stiftung luftbild schweiz / swissair
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«Der â€čTigerâ€ș ist der einzige, der im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten in ausreichender Zahl gekauft werden kann», schrieb die Landesregierung im August 1975 in einem Dokument an die Bundesversammlung. Erst drei Jahre zuvor war die Beschaffung neuer Jets des Typs Corsair A-7 vom Bundesrat aus SpargrĂŒnden gestoppt worden. In der Öffentlichkeit wurde der F-5 als «Kampfflugzeug des armen Mannes» verspottet.

Auch von politischer Seite gab es Bedenken, da US-Flugzeughersteller Lockheed in einen Skandal verwickelt war und auch Northrop unter Verdacht geriet. Doch eine informelle Untersuchung des Berner Staatsanwalts entkrĂ€ftete die Bedenken. So stimmte das Parlament schliesslich dem Kauf von 72 Tigern fĂŒr 1.17 Milliarden Franken zu. Dabei hat die Schweiz erstmals in der Geschichte der Flugzeugbeschaffung die Gegenpartei zu KompensationsgeschĂ€ften verpflichtet.

1997: McDonnell Douglas F/A-18

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McDonnell Douglas F/A-18
Undatierte Aufnahme einer F/A-18.
quelle: vbs
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Im FrĂŒhjahr 1992 beschloss das Parlament die Beschaffung von 34 Kampfjets des US-Typs F/A-18 fĂŒr rund 3.5 Milliarden Franken. Die GSoA lancierte daraufhin eine Initiative, die am 9. Juli 1992 mit 181'707 Stimmen zustande kam. Die Initiative wurde abgelehnt, allerdings waren 42,8 Prozent der Abstimmenden gegen Kampfjets.

1996 wurden die ersten fertigen F/A-18-Jets der inzwischen zur Schweizer Luftwaffe umbenannten Fliegertruppe ĂŒbergeben. Noch bevor die letzte «Hornet» 1999 an die Fliegerstaffeln ging, stĂŒrzte eine erste Maschine 1998 im Wallis ab. Heute sind, nach drei weiteren AbstĂŒrzen, noch 30 F/A-18 im Einsatz.

Und der nÀchste Kampfjet, den der Bund beschafft? Womöglich dieser hier:

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Das Schweizer Kampfflugzeug-Projekt N-20
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Das Schweizer Kampfflugzeug-Projekt N-20
Der einzige Prototyp des Schweizer Jagdbombers N-20.10 Aiguillon (deutsch «Stachel») steht heute im Flieger- und Flabmuseum DĂŒbendorf. (bild: wikimedia)
quelle: wikimedia
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54 Kommentare
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Oshikuru
27.06.2021 17:50registriert Juni 2016
Sehr spannender Artikel. Heute fast unvorstellbar, dass die Schweiz mal 300 oder so Kampfflugzeuge hatte und dazu noch eine der modernsten Flotten Weltweit.
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PHILIBERT
27.06.2021 18:27registriert Januar 2021
Da werden Kindheitserinnerungen wach, als in Mollis noch Kampfflugzeuge (Venom, Hunter & Mirage) starteten und dann im Tiefflug ĂŒber den Walensee flogen - manchmal so tief, dass man praktisch den Piloten ''zuzwinkern'' konnte...🙃
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Offener Totsch
27.06.2021 17:03registriert Juni 2021
Die Nachkriegs-Jahre waren wirklich eine wilde Zeit: 250 Venoms, 221 Vampires und und noch 160 Hunter wurden beschafft. Aus heutiger Sicht unglaubliche Zahlen. Ich frage mich, ob die MilitĂ€rflugzeuge damals verhĂ€ltnismĂ€ssig deutlich billiger waren oder ob das Budget zur Landesverteidigung derart gross war, dass solche Beschaffungen ohne grössere finanzielle Probleme durchgefĂŒhrt werden konnte. Die Luftwaffe war ja zu der Zeit, verglichen mit den UswĂŒchsen des Heeres (Festungsbauten, Panzer und Artillerie), die deutlich gĂŒnstigere Teilstreitkraft der Armee
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