Die Ergebnisse aus Frankreich versprechen viel: Acht Hunde wurden dort zu Covid-19-Schnüfflern ausgebildet, und ihre Erfolgsquote war spitzenmässig. Im Schnitt erkannten die Belgischen Schäferhunde die Achselschweissproben von Covid-19-Patienten zu über 90 Prozent. Vier der Hunde erreichten gar saubere hundert Prozent Trefferquote.
Gegenüber Labortests hat die Hundenase einen gewichtigen Vorteil: Sie liefert ihre Ergebnisse sofort. Mit den Hunden könnten vor einem Konzert oder einem Fussballmatch beim Einlass die Infizierten aussortiert werden, damit sie die Viren nicht weitergeben. Sie könnten auch die Ankömmlinge an einem Bahnhof oder Flughafen beschnuppern und sich neben diejenigen setzen, die verdächtig riechen. Diese würden dann zum Labortest überwiesen.
Das sind spannende Perspektiven, wenn es darum geht, eine zweite Welle zu verhindern. Nebst Frankreich wird auch in den USA und Finnland wird daran geforscht, die deutsche Bundeswehr hat ein Projekt gestartet und die britische Regierung unterstützt ein Pilotprojekt mit einer halben Million Pfund (rund 600'000 Franken).
Trainiert werden die sechs Hunde in Grossbritannien vom Verein «Medical Detection Dogs», der bereits mit dem Erschnüffeln anderer Krankheiten wie Krebs und Malaria Erfahrung hat. Für die Ausbildung wird ein Hund immer wieder an einer Reihe von Proben vorbeigeführt, zum Beispiel Gesichtsmasken. Einige davon stammen tatsächlich von an Covid-19 Erkrankten, die anderen von gesunden Menschen. Jedes Mal, wenn der Hund an einer positiven Probe geschnüffelt hat, erhält er ein Biscuit, nicht aber nach den negativen Proben. So lernt er den gefragten Geruch kennen. In einer späteren Phase soll er dann selbständig den gelernten Geruch anzeigen, zum Beispiel indem er sich bei den positiven Proben hinsetzt.
Gelingen kann dies nur, wenn Covid-19 einen spezifischen Geruch hat. Die Erfolgsmeldung aus Frankreich deutet in diese Richtung, und auch aus Finnland liegen bereits ermutigende Ergebnisse vor. Doch das sind erst Pilotstudien mit beschränkter Aussagekraft.
«Einen zuverlässigen Spürhund auszubilden, dauert mindestens ein halbes Jahr», sagt Rudolf Muggli, der als Geschäftsführer der Firma SK-9 in Luzern die Ausbildung von Sprengstoff- und Bettwanzen-Spürhunden leitet. Er sei bereits aus Spanien angefragt worden, ob er Hunde für das Erkennen von Covid-19 ausbilden könnte. Doch aus seiner Sicht spricht zu vieles dagegen. Es wäre schon schwierig, die für das Training nötigen Proben zu erhalten. Und vor allem würde er sich bei der Arbeit mit diesem ansteckenden Virus um die Gesundheit von Tier und Mensch sorgen. «Das Risiko wäre mir zu gross», sagt er.
Vermutlich ist es aber gar nicht das Virus selber, das einen für Hunde erkennbaren Geruch hat. Doch die Infektion wirkt sich auf den Stoffwechsel des Menschen aus und verändern dadurch die Ausscheidungen. Die Gruppe in Frankreich hat mit Achselschweiss gearbeitet, der kaum Viren erhält. Auch von den Urinproben, mit denen in Finnland Hunde trainiert wurden, geht wenig Gefahr aus. An der Universität Pennsylvania werden Schweissproben vor dem Training so behandelt, dass das Virus nicht mehr ansteckend ist. Und im Vereinigten Königreich wird mit sterilisierten Socken und Gesichtsmasken gearbeitet.
Doch die Infektionsgefahr ist nicht die einzige Schwierigkeit beim Besorgen von Proben. Die Biologinnen Jelena Mausbach und Denise Karp von Artenspürhunde Schweiz, die Hunde auf das Erkennen bestimmter Wildtierarten trainieren, sagen: «Man bräuchte eine Vielzahl von Proben von Patienten in verschiedenen Krankheitsstadien, verschiedenen Alters, verschiedenen Geschlechts und von verschiedenen Tageszeiten.» Von der Arbeitsweise der Gruppe in Frankreich distanzieren sie sich ausdrücklich. «In einem Video in den sozialen Medien war zu sehen, wie die Hunde unter Druck gesetzt wurden», sagt Denise Karp. «Das ist nicht gut für den Hund und liefert auch keine nachhaltigen Resultate.» Für seriös halten die Biologinnen dagegen die Projekte in Deutschland und in Grossbritannien.
Bei letzterem wird erwartet, dass ein Hund mit abgeschlossener Ausbildung bis zu 250 Menschen pro Stunde testen kann. Für breite Screenings reicht dies nicht, an einem Flughafen könnten höchstens die Passagiere von ausgewählten Flügen untersucht werden. Doch möglicherweise nehmen sich die Hunde ohnehin bald selber ausser Dienst. Denn wenn es mit ihrer Hilfe gelingt, die spezifischen Komponenten des Covid-19-Geruchs zu identifizieren, soll der nächste Schritt folgen: Sensoren sollen lernen, Covid-19 an der Konzentration bestimmter Gase zu erkennen. Falls dies gelingt, könnten die Flughafenpassagiere in ein Röhrchen blasen, statt sich von einem Hund beschnüffeln zu lassen. (aargauerzeitung.ch)
Kenne mich da nicht aus, aber könnte man keine technische Erkennung der Aerosole entwickeln?