«Roger gegen Markus». So simpel der Name der Sendung, so simpel das Konzept: Roger Schawinski und Markus Somm debattieren auf «Radio 1» die Themen der Woche und geben sich Saures. Hier der linksliberale Radiopionier, da der rechtsfreisinnige Chefredaktor des «Nebelspalters». Eine ideale Ausgangslage für kontroverse Diskussionen, bei der regelmässig die Fetzen fliegen und es auch schon zum Eklat kam.
Seltenheitswert hat es da, wenn die beiden Medien-Titanen mal einer Meinung sind. Genau das geschieht nun in ihrer aktuellsten Sendung, bei der es um den russlandfreundlichen Kurs von «Weltwoche»-Verleger und SVP-Nationalrat Roger Köppel geht. Seit Kriegsausbruch bringt dieser Verständnis für Putin auf und kritisiert die westlichen Sanktionen in seiner täglichen «Weltwoche daily»-Sendung als «suizidär». Wirbel hatte Köppel bereits provoziert, als die «Weltwoche» just am Tag des Kriegsausbruchs ein Cover hatte mit dem Titel: «Putin, der Missverstandene».
Seiner Linie bleibt Köppel bis heute treu. Am Sonntag verteidigte er in einem Interview der «SonntagsZeitung». seine Haltung zum russischen Angriffskrieg. Den Konkurrenz-Medien warf er Einseitigkeit vor und spricht von einem «Putin-Verteufelungskult».
Roger und Markus können das so nicht stehen lassen. Schawinski muss eines vorweg klären. Könne sich Somm überhaupt zu Köppel äussern, fragt er rhetorisch. «Du hast ihn ja nie kritisiert.» Er sei ja ein alter Freund von ihm und sein früherer Chef bei der «Weltwoche», stichelt Schawinski.
Nachdem das geklärt ist, kommt er wie gewohnt früh auf Touren und redet sich regelrecht in Rage. Den «Alleinherrscher der Weltwoche» bezichtigt Schawinski der «faustdicken Lüge», wenn er behaupte, niemand von der SVP oder er selber habe den russischen Präsidenten Wladimir Putin je gelobt.
Nüchterner steigt Markus Somm in die Diskussion ein, gibt Schawinski jedoch in der Sache recht. Es treffe zu, dass Köppel in dem Interview «nicht wahnsinnig kritisch» gewesen sei. Er habe das Gefühl, sein früherer Chef wolle nicht den Stab über Putin brechen. Die Ukraine-Krise scheint Somm und Köppel, die sonst oft auf einer Linie liegen (etwa wenn es um Corona-Massnahmen geht), auseinandergetrieben zu haben. Im «Nebelspalter» kritisierte Blocher-Biograf Somm auch SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher. Sie forderte, dass Europa mit Putin einen Frieden aushandeln müsse, damit die Wirtschaft nicht zusammenbreche.
Hart ins Gericht gehen die beiden Journalisten mit Köppel, weil er die durch Russland begangenen Menschenrechtsverletzungen nicht klar verurteilt. Köppel hatte im Zeitungsinterview rhetorisch gefragt, ob diese «gerichtsfest belegt» seien. Schawinski fragt zurück: «Sind sie bei Mao belegt gewesen, bei Stalin?» Mit diesem Argument entziehe sich Köppel einfach der Diskussion. «Schändlich, schändlich, schändlich!», brüllt Schawinski ins Mikrofon.
Somm pflichtet ihm bei. Bei Stalin habe es nie ein Gerichtsurteil gegeben und trotzdem wüssten alle, dass Menschenrechtsverletzungen passiert seien. Schwer nachvollziehen kann Somm, dass sich der SVP-Nationalrat «im Politiker Putin richtig getäuscht» habe.
Roger Schawinski nimmt auch die freien Mitarbeiter der «Weltwoche» in die Pflicht. Dazu gehören unter anderem Ex-SP-Präsident Peter Bodenmann und Ex-Tamedia-Chefredaktor Peter Rothenbühler. Es sei «schädlich», dass sie dem Verleger eine «gewisse Glaubwürdigkeit» verleihen würden. «Sie sind ein Feigenblatt in einem Hetzblatt und geben so Köppel Flankenschutz,» kritisiert der Radiopionier. Dabei lässt er sich gar zur Aussage hinreissen, dass die «Weltwoche» eine «faschistoide Publikation» sei. Einige Autoren hätten die «Weltwoche» das «Pro-Putin-Hetzblatt» verlassen, so der renommierte Kriegsreporter Kurt Pelda. Er schreibt seit Anfang Juni für CH Media, zu der auch dieses Portal gehört.
Hier widerspricht Somm. Wenn einem Meinungspluralismus wichtig sei, müsse man alle Zeitungen schützen. Er habe bereits mal in der sozialistischen Zeitschrift «Vorwärts» einen Beitrag geschrieben, obwohl er selbstverständlich kein Kommunist sei.
Doch Somm kommt auf den Hauptpunkt zurück. Wenn der Westen jetzt nachgebe, sei das eine «Demütigung» der Ukraine. Das wäre falsch, widerspricht er Köppel. «Das ist ein ganz wichtiger Kampf in der Ukraine.» Somm ist enttäuscht von Köppel, dass er das nicht merke. Seiner Ansicht nach geht es um etwas ganz Grosses: «Wie geht es mit der Welt weiter?» Der Westen dürfe nicht so «dekadent» sein und einzulenken, nur damit es im Winter nicht kalt werde. Wetten, dass der ehemalige Gesinnungsfreund Köppel schon bald öffentlich widerspricht? (aargauerzeitung.ch)
Jetzt aber...
Ehrlich jetzt was ist denn euer Vorschlag? Die Ukraine soll kapitulieren (jaja, schon klar: "verhandeln") weil ihr ein Problem mit den Amis habt?