Unter Zürcher Jugendlichen sind gewaltbereite extremistische Einstellungen (GEE) eher schwach ausgeprägt. Junge befürworten extremistische Gewalt zwei- bis dreimal so häufig wie Mädchen. Ausschlaggebend sind persönliche Faktoren wie etwa die moralische Rechtfertigung von Gewalt, eine geringe Selbstkontrolle oder aggressive Männlichkeitsbilder. Dies belegt eine Langzeitstudie von Forschern der Universitäten Zürich und Cambridge mit 17-jährigen Jugendlichen in der Stadt Zürich.
Vier Prozent der über 1'300 Befragten befürworten GEE stark. Ihnen gegenüber stehen 56 Prozent der Jugendlichen, die GEE stark ablehnen und rund 40 Prozent im Mittelfeld, die gewaltbereite extremistische Einstellungen mehrheitlich ablehnen.
Dabei zeigt sich ein grosser Unterschied in Bezug auf das Geschlecht: 16 Prozent der Jungen sind mit GEE «völlig einverstanden», gegenüber nur 5 Prozent der Mädchen.
Eine gewaltbereite extremistische Einstellung äussert sich insbesondere bei jungen Menschen, die Gewalt allgemein als gerechtfertigt betrachten, die wenig Respekt vor Rechtsstaatlichkeit haben, die aggressive Männlichkeitsbilder in sich tragen, die wenig selbstbeherrscht sind und zu Gewaltfantasien neigen. Wie die Forschenden herausgefunden haben, tendieren die Befürworter von gewaltbereiten extremistischen Einstellungen selbst zu Gewalt und anderem Problemverhalten.
Gewaltbereite extremistische Einstellungen sind unter Jugendlichen mit einem tiefen Bildungsabschluss und aus sozial benachteiligten Milieus etwas häufiger verbreitet.
Hinduistische, muslimische und christlich-orthodoxe Jugendliche befürworten GEE durchschnittlich stärker als konfessionslose, protestantische und römisch-katholische Befragte. Die Unterschiede nach Konfession erklärt Manuel Eisner, Professor an der Universität Cambridge, so: «Die Eltern von hinduistischen, muslimischen und christlich-orthodoxen Jugendlichen stammen überdurchschnittlich oft aus Staaten, die durch Bürgerkriege, ethnische Konflikte und instabile Regierungen geprägt sind.
Gewaltbereite extremistische Einstellungen sind mit Erziehungsaspekten verknüpft – wenn auch schwach. Jugendliche, deren Eltern sich wenig für sie interessieren, und nur bei männlichen Jugendlichen, die von ihren Eltern körperlich bestraft werden, neigen eher zu GEE. (whr)