Schweiz
Zürich

Zürcher Jugendliche lehnen extremistische Einstellungen ab

People kneel as they light candles to pay tribute to victims near the site of the attack at the Bataclan concert hall in Paris, France, November 18, 2015. REUTERS/Gonzalo Fuentes
Paris (Bild), Nizza, Brüssel, Berlin: Gewaltbereite Personen haben diese Städte mit ihren terroristischen Akten erschüttert.Bild: GONZALO FUENTES/REUTERS

Grosse Mehrheit der Zürcher Jugendlichen lehnt extremistische Einstellungen ab

04.04.2017, 11:5504.04.2017, 12:05
Mehr «Schweiz»

Unter Zürcher Jugendlichen sind gewaltbereite extremistische Einstellungen (GEE) eher schwach ausgeprägt. Junge befürworten extremistische Gewalt zwei- bis dreimal so häufig wie Mädchen. Ausschlaggebend sind persönliche Faktoren wie etwa die moralische Rechtfertigung von Gewalt, eine geringe Selbstkontrolle oder aggressive Männlichkeitsbilder. Dies belegt eine Langzeitstudie von Forschern der Universitäten Zürich und Cambridge mit 17-jährigen Jugendlichen in der Stadt Zürich.

Vier Prozent befürworten GEE stark

Vier Prozent der über 1'300 Befragten befürworten GEE stark. Ihnen gegenüber stehen 56 Prozent der Jugendlichen, die GEE stark ablehnen und rund 40 Prozent im Mittelfeld, die gewaltbereite extremistische Einstellungen mehrheitlich ablehnen.

Jungen aggressiver als Mädchen

Dabei zeigt sich ein grosser Unterschied in Bezug auf das Geschlecht: 16 Prozent der Jungen sind mit GEE «völlig einverstanden», gegenüber nur 5 Prozent der Mädchen.

Gewaltfantasien

Eine gewaltbereite extremistische Einstellung äussert sich insbesondere bei jungen Menschen, die Gewalt allgemein als gerechtfertigt betrachten, die wenig Respekt vor Rechtsstaatlichkeit haben, die aggressive Männlichkeitsbilder in sich tragen, die wenig selbstbeherrscht sind und zu Gewaltfantasien neigen. Wie die Forschenden herausgefunden haben, tendieren die Befürworter von gewaltbereiten extremistischen Einstellungen selbst zu Gewalt und anderem Problemverhalten.

Die Studie «z-proso»
Das Zürcher Projekt zur sozialen Entwicklung von der Kindheit ins Erwachsenenalter (z-proso) ist eine Langzeitstudie zur lebensgeschichtlichen Entwicklung von Gewalt, Delinquenz und anderem Problemverhalten. An der Studie nimmt eine repräsentative Stichprobe von rund 1'300 jungen Menschen teil, die 2004 in der Stadt Zürich eingeschult worden sind. Bisher wurden 7 umfassende Erhebungen im Alter von 7 bis 17 durchgeführt. Auch nach über 10 Jahren nahmen noch 84% der ursprünglich Befragten an der Studie teil.

Tiefe Bildung

Gewaltbereite extremistische Einstellungen sind unter Jugendlichen mit einem tiefen Bildungsabschluss und aus sozial benachteiligten Milieus etwas häufiger verbreitet.

Religion spielt eine Rolle

Hinduistische, muslimische und christlich-orthodoxe Jugendliche befürworten GEE durchschnittlich stärker als konfessionslose, protestantische und römisch-katholische Befragte. Die Unterschiede nach Konfession erklärt Manuel Eisner, Professor an der Universität Cambridge, so: «Die Eltern von hinduistischen, muslimischen und christlich-orthodoxen Jugendlichen stammen überdurchschnittlich oft aus Staaten, die durch Bürgerkriege, ethnische Konflikte und instabile Regierungen geprägt sind.

Körperstrafen

Gewaltbereite extremistische Einstellungen sind mit Erziehungsaspekten verknüpft – wenn auch schwach. Jugendliche, deren Eltern sich wenig für sie interessieren, und nur bei männlichen Jugendlichen, die von ihren Eltern körperlich bestraft werden, neigen eher zu GEE. (whr)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Zoff im Bundesrat: Jans und Rösti streiten sich wegen Strassburger Klima-Urteil
Der Erfolg der Klimaseniorinnen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte hat in der Schweiz zu heftigen Reaktionen geführt. Der Bundesrat hat bislang geschwiegen – doch jetzt beziehen der neue SP- und SVP-Bundesrat Position.

Das Klima-Urteil gegen die Schweiz gibt auch nach zehn Tagen noch immer viel zu reden. Inzwischen ist die Causa auch in der Landesregierung angekommen. Zumindest trauen sich nun zwei Bundesräte, sich auch öffentlich zum Strassburger Entscheid gegen die Politik ihres Landes zu äussern.

Zur Story