Schweiz
Zürich

Beat Jans' Medienchef lässt Zürcher Maturaarbeit schwärzen

Bundesrat Beat Jans spricht mit Journalisten waehrend eines informellen Austauschs mit den Medien ueber Themen des Eidgenoessischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) in die Dampfzentrale Bern, am ...
Bundesrat Beat Jans. Bild: keystone

Jans' Kommunikationschef interveniert bei Maturaarbeit – und vollzieht eine Kehrtwende

16.04.2025, 12:4816.04.2025, 16:19
Nina Bürge
Nina Bürge
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«Zensuriert» steht auf dem Titelblatt. Zurzeit werden im Zürcher Gymnasium Rämibühl in den Gängen Maturaarbeiten ausgestellt. Eine sticht dabei besonders ins Auge.

Die Maturaarbeit handelt von Bundesrat Beat Jans, dem Vorsteher des EJPD, beziehungsweise von seiner Kommunikation, wie die NZZ schreibt. Von der 19-seitigen Arbeit kann man das Inhaltsverzeichnis und die Danksagung lesen. Den Rest hat das EJPD (Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement) schwärzen lassen.

Zur Arbeit gehört ein ca. halbstündiger Dok-Film: «Bundesrat Beat Jans: authentischer Kommunikator oder kalkulierender Schweiger?» Sie soll aufzeigen, was die politische Kommunikation verbergen wolle. Auch den Film hat das EJPD genauer angeschaut und interveniert. Übrig geblieben sind zwei Szenen, die man in der Kanti Rämibühl anschauen kann.

Im Film geht es um Jans’ Kommunikationschef Oliver Washington. Dieser war bis vor Kurzem SRF-Mitarbeiter und Bundeshauskorrespondent. Nach der Wahl von Beat Jans hat dieser Oliver Washington als seinen Sprecher eingestellt. Washington sagt auf Anfrage der NZZ:

«Ich wurde persönlich von einer Studentin der besagten Schule kontaktiert, um an der genannten Maturarbeit mitzuarbeiten.»

Er habe der Schülerin erlaubt, über seine Arbeit Auskunft zu geben. Die Schülerin und Oliver Washington hätten sich im Laufe der Arbeit zerstritten, woraufhin Washington Zitate zurückgezogen habe.

Die Schülerin habe sich nicht an die Vorgaben gehalten, weswegen Washington interveniert habe. Diese Intervention betrifft nun die Veröffentlichung der Arbeit. Abgesehen von ihm habe niemand aus dem EJPD in die Veröffentlichung der Arbeit eingegriffen, sagt Washington gegenüber der NZZ. Er habe jedoch erlaubt, die Arbeit von Lehrpersonen bewerten zu lassen, dass die Schülerin ihren Gymi-Abschluss nicht verpasst.

Die Kantonsschule Rämibühl lehnte die Anfrage der NZZ ab, mit der Schülerin oder mit dem Betreuer der Arbeit zu sprechen. Auch Einsicht in die Arbeit erhielt die Zeitung auf Anfrage nicht. Die Arbeit sei lediglich für «interne Zwecke» erstellt worden.

Schüler dürfen den Film nun doch schauen

Am Mittwochnachmittag verschickte Oliver Washington eine Stellungnahme, aus der die NZZ zitiert. In dieser schreibt er: Die Schülerin sei die Tochter eines befreundeten Paares. Er habe ihr in einem privaten Rahmen Auskunft gegeben. Unter der Voraussetzung, dass die Arbeit nicht veröffentlicht werde und er Aussagen zurückziehen könne. Die Schülerin habe aber den Rahmen des anfänglichen Konzepts verlassen.

«Die Schülerin hat sich nicht daran gehalten und eine Veröffentlichung vorgesehen, indem die Arbeit in der Bibliothek der Schule zugänglich sein sollte.»

Aus diesem Grund habe Washington die Schulleitung zunächst gebeten, den Film nicht zu veröffentlichen. Doch Washington machte nach der medialen Berichterstattung eine Kehrtwende und erlaubt nun die Ausstrahlung des Filmes doch. Er schreibt: «Aufgrund des grossen medialen Interesses habe ich entschieden, dass die Schule den Film im normalen Rahmen in der Schule zugänglich machen kann. Ich habe die Schule und die Schülerin darüber informiert.»

Wer die Schwärzung der Maturaarbeit veranlasst habe, sei Washington nicht bekannt. Vom EJPD habe niemand eingegriffen. Die Schülerin habe in ihrer Arbeit explizit geschrieben, dass das EJPD die Schwärzung veranlasst habe. Wer diese wirklich beantragt hat, bleibt offen.

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Niklaus von Wengi der Jüngere
16.04.2025 13:58registriert Dezember 2024
Niemand hätte sich für eine Maturaarbeit über Jans interessiert, nun will ich sie lesen… weiss nicht, ob das für den Kommunikationschef spricht…
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Neruda
16.04.2025 13:40registriert September 2016
Gebt der Frau eine Sechs! Wer so Brisantes in seiner Maturarbeit aufdecken kann, dass es der Bund zensieren muss, dann muss das wohl eine sehr gute Arbeit gewesen sein 😆
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Irgendwie so
16.04.2025 14:14registriert August 2022
Hmmm.... ein Maturaarbeit wird zensuriert? Von einem Bundesangestellten?
Ist das jetzt kleinlich? Irgendwie sicher peinlich.
Immerhin hat die Schule die Arbeit ausgestellt, es wird wohl nicht lange dauern, bis weitere Inhalte bekannt werden, ausser der juristische Drohammer sei zu einschüchternd. Als Bundesrat würde ich mir meinen Angestellten nach so einem Vorfall aber zur Brust nehmen. Kann das BR Jans?
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