In Rümlang ZH sind kürzlich zwei Waldrapp-Küken geschlüpft. Die schwarzen Vögel mit strubbeligen Nackenfedern und langem gebogenen Schnabel wurden im 17. Jahrhundert in ganz Europa ausgerottet.
Rund 400 Jahre lang brütete in der Schweiz kein wildes Waldrapp-Paar mehr, wie der Verein Zooschweiz und das Unternehmen Waldrappteam am Montag mitteilten. Dass nun zwei Küken geschlüpft sind, sei «eine kleine Sensation». Die Küken seien wohlauf.
Das Nest befindet sich auf einem Fenstersims der Harley Davidson Niederlassung in Rümlang ZH. Dort war man zuerst wenig erfreut, weil die unerwarteten und anfangs unbekannten Gäste die Fassade verschmutzen. Mittlerweile wurde ein Fassadenschutz angebracht.
Die Eltern der Küken, das Weibchen «Rupert» und das Männchen «Enea» wurden als Teil der Waldrapp-Kolonie im deutschen Überlingen am Bodensee ausgewildert. Das Nest mit den beiden Küken kann in einem vom Zoo Zürich eingerichteten Livestream beobachtet werden.
Dass Rupert und Enea von ihrem Winterquartier in der Toskana aus nicht in ihr angestammtes Gebiet am Bodensee zurückgekehrt sind, sondern sich rund 70 Kilometer entfernt in der Nähe von Zürich niederliessen, hat Fachleute zunächst überrascht. Es handle sich wohl um einen Versuch, ein neues Brutareal zu nutzen, wird Johannes Fritz, Projektmanager und Leiter des Unternehmens Waldrappteam Conservation and Research zitiert.
Waldrappe stehen in der Schweiz unter strengem Schutz. Früher galten die Tiere als Delikatesse. Eine intensive Bejagung führte zu ihrer Ausrottung. Heutzutage droht den Vögeln vor allem Gefahr durch ungesicherte Strommasten, die sie wie andere Vogelarten als Rast- und Schlafplatz nutzen. Rund 40 Prozent der Todesfälle bei Waldrappen werden durch Stromschlag verursacht.
(sda)