Kürzlich in England:
Okay, erst mal von vorn ...
Gestatten, Harriet Richardson – Performance-Künstlerin, Designerin, Feministin ... und rundum witzige Person.
Als Online-Aktivistin setzt sie sich mit Themen wie Körperwahrnehmung oder Geschlechterrollen in Online-Konversationen auseinander. Am Valentinstag 2024, etwa, ging sie auf 100 fünfminütige Zoom-Dates, die sie als 15 Stunden langen, wunderbar unterhaltsamen Livestream veröffentlichte.
Und, ach ja: Das war sie, damals, mit dem besten Banner ever an einer Klima-Demo.
Richardsons Performance-Kunst beruht immer auf Interaktion und Konversation mit zufällig ausgewählten Menschen – und dies kann auch sehr spontan geschehen, wie die folgende Episode illustriert:
London, 25. März 2024: Harriet Richardson fällt auf, dass die Kirche direkt gegenüber dem Gym, wo sie trainiert, eine gut sichtbare Plakatwand besitzt, die mit täglich wechselnden Bibelzitaten beschriftet ist. Richardson schreibt dem Kirchenpfarrer ein E-Mail: «Sehr geehrter Herr Pfarrer, mein Name ist Harriet, und ich besuche regelmässig das Fitnessstudio gegenüber ihrer Kirche [...]»
Darin erzählt sie von den Anstrengungen, die ihr Fitnessregime ihr abverlangt, und wie das Kirchenplakat doch dazu genützt werden könnte, Fitnessstudio-Besucher und -Besucherinnen zu motivieren, sowohl das Training durchzustehen als auch die Kirche zu besuchen.
Ihre Vorschläge:
Unter anderem:
Eine Woche vergeht – ohne Antwort. Harriet doppelt nach:
«Hatten Sie die Gelegenheit, meine Ideen für Schilder durchzusehen? Ich stehe diese Woche vor meinem ersten 25-Minuten-Lauf und bräuchte dringend ein paar ermutigende Worte von der Kirche.»
Mehr als zwei Wochen später hat Harriet immer noch keine Antwort bekommen. Sie schlägt neu einen Kompromiss vor: «Bibelverse, die sich aufs Thema Fitnesstraining beziehen».
Und dann, nochmals rund eine Woche später, endlich eine Antwort vom Pfarrer:
«Liebe Harriet – danke für deine E-Mails. Gehst du heute ins Gym?»
Sehr wohl geht Harriet ins Gym. Und siehe da:
Übrigens, die Bibelstelle, auf die unten rechts verwiesen wird – 1 Korinther 1:23-24 –, lautet wie folgt:
«22 Die Juden wollen Wunder sehen, die Griechen fordern kluge Argumente. 23 Wir jedoch verkünden Christus, den gekreuzigten Messias. Für die Juden ist diese Botschaft eine Gotteslästerung und für die anderen Völker völliger Unsinn. 24 Für die hingegen, die Gott berufen hat, Juden wie Nichtjuden, erweist sich Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.»
Hmm ... was die Kirche Harriet – und uns – damit wohl verkünden wollte? Jedenfalls scheint daraus eine Freundschaft zwischen dem örtlichen Pfarrer und der Performance-Künstlerin entstanden zu sein: Ta-da – «mein neuer Freund, der Pfarrer»:
Und hier nochmals die ganze Episode, die Harriet als «so ziemlich das Beste, das mir je passiert ist» beschreibt, von Anfang bis Schluss: