Es war jetzt nicht unbedingt eine Profifotografenleistung, die der liebe Greg da abgeliefert hat. Aber die Ladys sind ja auch keine Profimodels, mal abgesehen von Mabel und Michèle.
Jedenfalls kam er, um die Kandidatinnen so abzulichten, wie sie sich noch nie zuvor gezeigt hatten. Sie müssen, so die Aufgabe des Bachelors, eine neue Seite von sich zeigen.
Das ist quasi der Dauerauftrag der Kandidatinnen. In jeder Staffel und auch in jeder Folge. Ständig müssen neue Seiten her. Die Ladys müssen zu Licht brechenden Prismen werden, ihm jeden Tag ein Spektralfarben-Spektakel liefern, einen Regenbogen an menschlichen Facetten herzeigen.
Und das ist für diejenigen, die nicht wie Liliana «gefühlt so zehn Charaktere» haben, gar nicht so einfach.
Ausser man hat zum Ausdruck seiner neuen Seite eine Stange mit Knappst-Outfits von Dennis bekommen, die einem ein bisschen dabei helfen, in die neue Rolle zu finden. Sprich: Zeig dich, orientalische Bauchtänzerin, güldene Schlangenlady, schüchterne Cheerleaderin, hottes Playboy-Bunny, Lasso schwingendes Cowgirl, sündiges Teufelchen und – ein wenig direkter – Frau im Dessous.
Ist es nicht eine Wohltat. Endlich Freizügigkeit! Endlich nackte Haut! Was haben wir gewartet, dass endlich die Knöpfe der hochgeschlossenen Blusen aufgehen und uns Einblick in diese völlig neue Dimension gewähren, dass uns die Kandidatinnen erstmals in ihren Eva-Kostümchen jenen längst verloren geglaubten, paradiesischen Urzustand zurückbringen!
Danke! Danke!
Danke so fest!
Getoppt wird das nur noch von der Eleganz, die so ein «Bachelor»-Action-Doppeldate mit sich bringt.
Denn erstens: Velohelme, die trotz aller Richtigkeit irgendwie falsch sind.
Und zweitens: Ziplining. Aber ganz sicher keine Seilrutsche für Normalos, beim «Bachelor» müssen immer mindestens zwei Geräte aufeinandergepappt werden. Um die Action zu potenzieren. Doppeldate mit Doppelaction quasi. Darum hat man also zwei Velos aufs Seil gestellt.
Leider macht es die Menschen darauf auch nicht spannender. Dafür das Flirten schwieriger. Nichts anderes erwartet Dennis nämlich auf den zwei Metern Höhenvelofahrt von Michi und Aline:
Und wenn das Adrenalin weg ist, ist die Frage nach «risikohafte Erlebnis» nicht weit. Auch Aline kann es kaum erwarten, Dennis von ihren «Gschehnisse» zu erzählen.
Es sind dies zwei angebrochene Halswirbel. In Dennis' Fall ist es die Sache mit seinem Sehnerv, die ihn erblinden und dann wieder sehen liess. Zumindest mit dem rechten Auge.
Und wie immer eint jener Trauma-Austausch einen rührenden Moment lang die Menschen dieses TV-Universums, verbindet ihre angetätschten Seelen und lässt sie sich selbst im Schmerz des anderen erkennen.
Bis jemand mit einer weissen Rose hereinspaziert und alles ruiniert. Sidney crasht Venances Einzeldate, muss es tun, um selbst im Spiel zu bleiben. Und so wandert Dennis' Zünglein von Venances Mund in das von Sidney, wo es doch davor schon in Mabels war, aber so läuft das hier nun mal, entweder werden Traumata ausgetauscht – oder Speichel.
Damit ist Sidney «weg vom Fenschter», ein für allemal gestorben für Venance. Noch ein letztes Mal nimmt sie ihren Namen in den Mund – oder besser den, den sie dafür hält: Disney. Und da ist sie. Die ganze Verachtung, die einer altrömischen Damnatio memoriae gleichkommt:
Vergessen sein soll ihr Name, verflucht ihr Andenken.
Angesichts dieses vernichtenden Vergeltungsschlags kann wohl selbst Diplomaten-Iris nichts mehr deichseln. Sie ist aber auch gar nicht im Namen der Friedensstiftung nach Thailand gereist ...
Deshalb, in ihren undipomatischen Worten, «bye Bitches»!