«Steck ne ina!», befiehlt Yara. Und Arbnor tut's.
Endlich stehen die Nachtstätten auf der einsamen Insel, die gar nicht so einsam ist, aber auf der es trotz allem zu überleben gilt.
Bald wird's dunkel auf Bro Island. Bald werden die Jungs am lodernden Lagerfeuer sitzen und ihre Würste reinstrecken.
Man könnte jetzt denken, triste Sache, so ohne Yara – die ist mit Amir auf einem Date und lässt die Jungs ganz alleine in der Wildnis zurück –, aber weit gefehlt! Hier braucht man weder die Bachelorette noch ein Bürli, hier freut man sich einfach übers brüderliche Zusammensein.
Verknüpfungen macht James generell sehr gern. Nicht unbedingt die richtigen, aber auch mit falschen kommt man im Leben irgendwohin. Womöglich nach Olten. In James Fall allerdings eher an den Galgen.
Immerhin kann er von sich behaupten, den Strick dafür eigenhändig geknüpft zu haben.
Möglicherweise war James in seinem vorherigen Leben ein Orakel. Eventuell gar das Orakel von Delphi. Kryptische Sätze sind sein Ding. Und Dinge spüren, die nicht zwingend da sind. So wie die intensive, telepathische Verbindung zu Yara. Oder sein unerschütterlicher Glaube daran, dass er sich fix in Yaras Herz eingenistet hat.
Aber da, wir erinnern uns, ist er in Folge 5 rasant rausgepurzelt, als er sich in die «engi Muschi» der Treuetest-Choreografin hineingeträumt hat. Da ist seine spirituelle Ader leider ganz schnell versiegt und einem spermatös-sprudelwütigen Rinnsal gewichen, das Yaras makellose türkise Aura mit einem wüsten Tolggen verunreinigte.
Sie hat indes wirklich versucht, ihn wegzuwischen, sie wollte James verzeihen, wollte die Befleckung vergessen, aber was er ihr da hinterliess, war widerspenstig, um nicht zu sagen klebrig-klumpig bis pappig-pastös. Schlicht desaströs.
Und nun frage ich euch: Wenn Jesus so einen Tolggen auf die Backe gekriegt hätte, hätte er seinen Brüdern und Schwestern auch anempfohlen, nicht zu widerstreben und die andere gleich auch noch darzubieten?
Ja.
Aber Yara ist nicht Jesus.
Puh.
«Genug des Masochismus!», muss sie sich gesagt haben. Sie will nicht in alte Muster zurückfallen, wo ein gewisser Schlag Männer ihre liebe Seele derangiert hat. Männer, die Sachen sagen wie:« Ich verbüt nüt a minere Fründin, ich säg ihre nöd, was sie alegä söll» – Applaus, Applaus für diese Edelmütigkeit, diese grenzenlose Generosität, danke, James, einfach nur danke, ah wart, es geht noch weiter ... «mini Partnerin muess alles selbstständig abschätze chönne, was mir nöd gfalle würd.»
Männer wie James, die Freundschaften zwischen Mann und Frau mit «Ich verbüte nüt, aber das find ich au nöd agmässe» kommentieren.
Man muss ihm an dieser Stelle zugutehalten, dass er offenbar von sich und seinen Gepflogenheiten ausgeht und diese – wir erinnern uns an dieser Stelle nochmal an James' prägnante Hintergedanken beim Anblick der Treuetest-Choreografin: «Ich hätt si knallt, Alte. Bro, die engi Muschi, mit mim Schwanz hätt ich se knallt. Diräkt bumse. Luegt si au so, wenn ich si ficke?» – sind ja auch nicht direkt angemessen.
Yaras Gesicht, das immer so strahlt, verliert seinen Glanz.
Jede Lockerheit und Freude ist daraus verschwunden, es verhärtet und verweigert sich den eben vernommenen Worten aus diesem Mund, den sie einst so innig geküsst, so heiss begehrt hatte.
Jede Pore ihres so reinen Antlitzes scheint verstopft von jenem verbalen Dünnpfiff, ein paar christliche Ohrfeigen nichts dagegen.
Mit diesem entgleisten, zugemüllten Gesicht schaut sie James jetzt an und fragt ihn, wo er sich selbst in der Kandidaten-Rangliste sehe. Und er erspürt ... ja, was erspürt er wohl?
Jetzt muss Yara weg da, mehr ist nicht zu ertragen, sie steht vom Tisch auf, kommt zurück und verhängt das Todesurteil über ihre Liebe. Sie legt ihm die Schlinge um den Hals und James verliert den Boden unter den Füssen.
Dabei war Yara doch voll sein «Beuteschema», wie er am knisternden Lagerfeuer noch tollkühn verkündete.
Worte sind Macht. Und Charakterindikatoren. Und darum sagt Eric auch nicht Beuteschema zu Yara, sondern Traumfrau. Und darum weint er auch, als er von seinen grossen und vielen Gefühlen für sie erzählt.
Und darum «fickt's» auch, wenn er daran denkt, dass sie jetzt mit Amir ...
WAS?!
SIE HAT BEREITS MIT AMIR GEKNUTSCHT?!
Wenn man solche Dinge hören muss, dann blitzen die Augen. Eventuell war's aber auch die Wurst vom Sebas, die im selben Moment in die Glut gefallen ist.
Sebas, der jedes Mal «e ufblüeh i mir sälber» feststellt, wenn er Yara sieht. Bei Eric hat sie allerdings schon Stadium «Aufgehende Sonne» erreicht. Eric ist nämlich aufrichtig verknallt, verliebt, verschossen in die Bachelorette und wird von den Jungs für seine Tränen gefeiert.
James: «De Herz.»
Sebas (nickt zustimmend): «De Herz man.»
Und dann küssen sie sich. Zumindest James und Sebas.
Ein bisschen.
Und Yara küsst Amir.
Zwei Mal.
Und bei den Dreamdates wird sie dann auch Suajb küssen, Amir und Eric nochmal und vielleicht auch Sebas. Aber wahrscheinlich eher nicht.
Der herzensgute Arbnor muss leider ungeschmust den Heimweg antreten, dem James hinterher, mit dessen Abschiedsworten auch wir euch in den spätabendlichen Pfingstmontag entlassen wollen:
Und bitte lasst dazu Beethovens wilde neapolitanische Sextakkorde drübersausen, dann ist der Irrsinn komplett:
Wile E.
THEOne
herrlich
Gummibär
Jesses, fast hätte ich das kleine "James" am Ende verpasst und befürchtete schon, dass Anna Rothenfluh , von der Tragik der Sendung übermannt* der Elegie verfallen sei. Uff. Noch einmal mit denm Schrecken davongekommen.
*übermannt/überfraut/ überbatchelorettiert