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Pornoikone Rocco Siffredi: «Heute vögeln sie alle identisch»

Rocco Siffredi und seine Frau Rosa Caracciolo im Film «Tarzan X – Shame of Jane», 1995.
Rocco Siffredi und seine Frau Rosa Caracciolo im Film «Tarzan X – Shame of Jane», 1995.
bild: rockit
Interview

Porno-Ikone Rocco Siffredi: «Heute vögeln sie alle identisch»

Rocco Siffredis Penis ist 23 Zentimeter lang. Wenn er richtig in Fahrt kommt, sogar 24 Zentimeter. Rocco Siffredi ist ein Pornogott. In über 1300 Filmen hat er über 4000 Frauen mehrheitlich anal penetriert. Heute steht er vor allem hinter der Kamera, hat eine eigene Porno-Akademie – und bald auch eine eigene Reality-Show.
28.11.2015, 17:1929.07.2016, 15:30
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Sperma hat jeder Mann. Aber kaum einer hat so viel wie Rocco Siffredi. Der Mann ist schon in fast jedem Loch gewesen. Und wir reden hier nicht von Olten. Rocco Siffredi ist ein Star. Und er ist eine vom Aussterben bedrohte Art: Gehört er doch einer Zunft von Pornodarstellern an, für die Sex noch ein Handwerk war. Dementsprechend schleichen sich die Züge eines geradezu calvinistischen Arbeitsethos in seine Mimik, spricht man ihn auf seinen Beruf an: Pornos.

Was sagt es über die Sinnlichkeit unseres Landes aus, dass die Erotikmesse Extasia in einer Eishalle stattfindet?
Brava! Wenn in Italien so eine Messe stattfindet, kommen alle und machen «Waaa! Aaaa!». Sie fühlen sich wohl. Sie haben Spass. Hier, ich weiss nicht. Hier ist es sehr komisch. Es sind wenig Leute hier. Sogar die Verkäufer sind irgendwie verklemmt. Dabei sollte es Spass machen. Und es ist zu gross. Das passt nicht zu Sex. Sex sollte intim sein. Grosse Plätze sind unsinnlich.  

Wie ist es denn sonst so an solchen Messen?  
Nun. Ich öffne die Türe und alle sind am rumficken. In Spanien haben wir die grösste Messe aller Zeiten durchgeführt. Da haben die Leute kreuz und quer im Zeug herumgefickt. Es war das genaue Gegenteil von hier. Hier stehen alle nur rum und keiner fickt.

Wir sind in den Achtzigern geboren. Wir haben die Blütezeiten von Sexkinos und Schmuddelkabinen noch miterlebt. Mit deiner etwa dreissigjährigen Erfahrung im Business ... 
Aufs Loch genau dreissig Jahre.  

Der 51-jährige Rocco weiss, wovon er spricht: Mit 21 drehte er seinen ersten Pornofilm.
Der 51-jährige Rocco weiss, wovon er spricht: Mit 21 drehte er seinen ersten Pornofilm.
bild: televisionando
Rocco Siffredi als Botschafter an der Extasia
Rocco Siffredi ist an der Extasia Basel! Die grösste Erotikmesse der Schweiz dauert noch bis zum Sonntag, 29. November. Um 18 Uhr ist Schluss. Also, wenn du den «italienischen Hengst» noch treffen willst, hopp! Er hält Autogrammstunden und lupft seine Fans in die Höhe!
Wo: St.Jakob-Arena, Brüglingen 33, 4052 Basel

... vor und hinter der Kamera ... 
Vor. Vor allem vor der Kamera.

... Was waren die grössten Veränderungen für dich als Darsteller und Produzent?  
Porno ist zur Sitte geworden. Vor 15 Jahren hat sich Madonna im Stile eines Pornostars verkleidet. Heute beeinflussen Pornos eine ganze Generation. Heute kommen 18-jährige Mädchen zum Set, die wie Pornostars herumbumsen, als hätten sie es schon ihr halbes Leben gemacht. Am Filmset tummeln sich Französinnen, Deutsche, Engländerinnen, Italienerinnen, Spanierinnen. Und alle vögeln sie identisch. Sie alle haben diesen Internetstyle. Erst blasen sie, mit der Spucke und dem ganzen Tamtam, stöhnen «Oh ja! Oh yeah!». Dann sagen sie: «Oh bitte, würge mich. Oh bitte, reiss mich an den Haaren.» Dann sage ich: «Das ist das Problem.» Merkwürdigerweise hat Porno in diesem Sinne eine Art Vorbildfunktion übernommen. Sexualkunde, sozusagen. Ob das richtig ist? Ich glaube, es ist nicht die beste Lösung.  

Ein bisschen Gymnastik mit Rocco in einem knappen Höschen für Zwischendurch.
YouTube/LoveMeOfficial
«Wir machen Filme, in denen man mich zusammen mit zehn Frauen sieht. Jede von ihnen hat drei Schwänze im Arsch.»

Was wäre denn die Lösung?  
Die einfache Zugänglichkeit von Pornos birgt Gefahren. Es müsste gleichzeitig schon in der Schule Aufklärungsarbeit geleistet werden. Nicht warnen. Erklären! Es bräuchte ausserdem intelligente, verständnisvolle Eltern, die begreifen, dass ihre Kinder nicht erst mit 16 Jahren Pornos entdecken. Mittlerweile braucht es selbst für eine 10-Jährige im Internet nur wenige Klicks und schon landet sie auf einer Pornoseite und sieht die heftigsten Bilder. Wir machen Filme, in denen man mich zusammen mit zehn Frauen sieht. Jede von ihnen hat drei Schwänze im Arsch.  

Drei Schwänze?  
Privat mach ich sowas nie. Es ist anstrengend. Es ist unbequem. Es ist langweilig. Ich mache das nur, um die Phantasie der Zuschauer anzuregen. Aber wie erklärst du das dieser 10-Jährigen? Vielleicht schminkt sie sich, vielleicht lackiert sie sich die Nägel. Aber man darf nicht vergessen, dass sie trotzdem noch ein Kind ist. Die meisten Eltern sagen ihren Kindern dann nicht: «Das ist etwas, was du später verstehen wirst.» Sie sagen: «Das ist schmutzig, das darfst du dir nicht mehr ansehen.» Das ist das Problem: Diese Doppelmoral. Diese Heuchelei.  

Rocco Siffredi als Marquis De Sade, 1994.
Rocco Siffredi als Marquis De Sade, 1994.
bild: francocenerelli

Hat sich auch die Rolle der Frau im Porno verändert?
Porno hat einen wichtigen Beitrag zur sexuellen Emanzipation der Frau geleistet. Sie ist nicht mehr nur Objekt. Es gibt sogar Filme, in denen Frauen Männern in den Arsch bumsen. Das Squirting ist eine Entwicklung, ja, eine Demokratisierung des Samenergusses. Die Frauen sagen uns Männern: «Wir haben nicht nur einen Orgasmus. Wir spritzen sogar härter ab als ihr.»

Hat das Folgen für den Mann?
Die Frauen sind im Moment sehr stark, ich kenne Frauen, die im Bett gerne die Führungsrolle übernehmen, den Mann gerne unterwerfen, sich dabei aber trotzdem als Frau fühlen wollen. Nur: Wo bleibt in alledem der Mann?  

«Das Squirting ist eine Entwicklung, ja, eine Demokratisierung des Samenergusses. Die Frauen sagen uns Männern: ‹Wir haben nicht nur einen Orgasmus. Wir spritzen sogar härter ab als ihr.›»

Inwiefern beeinflussen Pornofilme die Gesellschaft?
Der Porno beeinflusst die Gesellschaft nicht nur, er hat sie erobert. Ich sage immer: Porno ist der Spiegel der Gesellschaft. Wenn der Porno extrem ist, ist auch die Gesellschaft extrem. Wir machen die Filme, die die Leute sehen wollen. Die Leute wollen keine netten Geschichten sehen. Sie wollen abgefahrenes Zeug. Je abgefahrener desto besser.

Rocco, der Denker. In «Ci pensa Rocco» (so was wie «Rocco richtet's») berät Siffredi Pärchen in Krisenzeiten.
Rocco, der Denker. In «Ci pensa Rocco» (so was wie «Rocco richtet's») berät Siffredi Pärchen in Krisenzeiten.
bild: gds

Warum ist das nur so?
So funktioniert der menschliche Geist: Er will permanent angetörnt werden. Das heisst nicht, dass ich selber tun möchte, was ich sehe. Ich will mir nur vorstellen, dass ich es tue. Weisst du, warum ich das weiss?

Nein.
Ich kenne viele Frauen. Sie kommen zu mir, sie haben gesehen, wie ich richtig extremen Sex hatte. Sie sagen zu mir: «Oh mein Gott. Was du mit diesen Frauen machst, das ist so extrem! Es ist so viel!» Und wenn ich sie frage, ob sie es ausprobieren möchten, rufen sie: «Niemals! Aber ich liebe es, mich dabei zu befriedigen.»  

Setzt du dir bei deinen Filmen irgendwelche ethischen Grenzen?
Ich mache nur das, wofür sich meine Drehpartnerin bereit erklärt. Ich schaue dir in die Augen und ich sehe, dass es dir gefällt. Es ist nicht nötig, dass du mir sagst: «Go! Go!» Ich habe es bereits in deinen Augen gelesen und erkenne, dass du bereit bist, zu experimentieren, bereit für den nächsten Level. Was ich nicht mag, ist, wenn es nicht auf Gegenseitigkeit beruht.

Du bist also ein Profi. Wie reagierst du in solchen Situationen, wenn du hinter der Kamera stehst?
Wenn ich selber Regie führe, unterbreche ich den Dreh. Es gibt Frauen, die ihre Grenzen nicht respektieren. Sie machen es nur, weil sie das Geld brauchen. Wenn ich einen Russen sehe, der in der ersten Szene hereinstürmt und der Frau ins Gesicht spuckt und schlägt, frage ich: «Was soll das?» Und er antwortet: «Hey Rocco, ich dachte, das ist dein Style.» Ich sage ihm: «Das ist nicht mein Style.» Ich arbeite Schritt für Schritt. Ich warte, bis ich sehe, dass sie bereit ist. Ich kann sie würgen, aber nur, wenn sie das auch will. Ich kann meine Hände gebrauchen. Aber nicht nur die Hände. Ohne den Schwanz in ihr gibt es keine Verbindung.  

Rocco Siffredis «Hard Academy»

Was ist mit Vergewaltigungsszenen, sind die für dich ein Tabu?
Den Studenten an meiner Porno-Akademie (siehe Infobox) sage ich immer: «Das Wichtigste ist Kontrolle.» Wir können meinetwegen eine Vergewaltigungsszene spielen. Es gehört zum Kopfkino  – übrigens auch von Frauen. Aber es muss immer klar sein, dass wir es für die Kamera machen. Weisst du, wie viele Frauen mit lebenslangen Analsex-Verletzungen ich getroffen habe? Es ist es nicht wert, sich für einen Pornofilm den Hintern zu ruinieren. Der Film ist zu Ende. Aber der Schmerz ist für immer.

Rocco Siffredis Porno-Akademie
Es ist wahr: «Der italienische Hengst» hat im Oktober 2015 eine Porno-Uni eröffnet – die Siffredi Hard Academy. Tausende haben sich
für einen Studienplatz beworben, die Aufnahmeprüfungen haben aber nur 15 junge Männer und 15 junge Frauen geschafft. Das Semester dauert 15 Tage und
findet an Orten statt, die nicht öffentlich bekannt sind. Dort müssen
die Studenten verschiedene Tests absolvieren. Sie lernen, wie man sich vor der Kamera bewegt und wie man richtig spricht. Warum das wichig ist? Rocco meint: «Heutzutage ist die Sexindustrie viel komplexer als früher. Es gibt eine neue Sexwelt, die man lernen und lehren muss.»

In letzter Zeit sieht man dich häufig in italienischen Reality-Shows. Zum Beispiel in «L'isola dei Famosi» (die italienische Version vom Dschungelcamp). Da du selber nicht mehr in Pornofilmen auftrittst, ist dieser neue Exhibitionismus für dich eine Art Kompensation?  
Heute bin ich reifer, um auch andere Erfahrungen zu machen. Reality-Shows sind für mich eine sehr persönliche Erfahrung. Eine Art Psychoanalyse. Ich war selbst nie bei einem Psychologen. In letzter Zeit war es nicht leicht für mich. Ich hatte Mühe damit, 18-jährige Mädchen auf dem Set zu bumsen, die die Freundinnen meines Sohnes sein könnten. Da hatte ich einen Zusammenbruch. Ich wollte keine 18-Jährigen mehr. Als sie mich für die Insel angefragt haben, war ich begeistert von der Idee, kein Handy, kein Internet zu haben. Es war eine schöne Zeit.

Rocco auf der Promi-Insel, ganz ohne Internet.
Rocco auf der Promi-Insel, ganz ohne Internet.
bild: l'isola dei famosi

Was werden wir als nächstes von dir sehen?
Ich mache bald meine eigene Reality-Show. Mit meinen Kindern. Meiner Frau. «Casa Siffredi».

Mit dem allergrössten Dank an meine Co-Produzenten Miriam Lustig und Lukas Linder!

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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koks
28.11.2015 20:00registriert August 2015
Überraschung. Eine Frau die über Porno ein Interview macht und nicht immer von 'Unterdrückung der Frauen' nuschelt.
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Dan Rifter
28.11.2015 19:11registriert Februar 2015
Die besten ersten 4 Sätze in einem Artikel.
Ever.
41
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Zum Kommentar
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Calvin Whatison
28.11.2015 20:19registriert Juli 2015
... wir reden hier nicht von Olten... Köstlich ;-) Gutes Interview, sehr sachlich. Der Mann versteht sein Geschäft. Merci Anna Rothenfluh
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