Wir alle kennen Begriffe wie Rechtsvortritt, Überholverbot oder Nödrächtsüberholedutubel. Im Idealfall ist uns gar ihre effektive Bedeutung bewusst. Und obwohl wir uns alle durch dieselbe (oder immerhin ähnliche) Fahrschule beissen mussten, in der wir alle mit denselben Informationen versorgt wurden, kommt es einem ab und an so vor, als hätten die anderen ihren Führerschein in der Lotterie gewonnen.
Wer weiss, vielleicht liegt es ja weniger an den Regeln (den hard facts), sondern an der Mentalität (den soft facts). Denn da sind wir Schweizer schon ein bisschen ... naja ... eigen. Deshalb ein paar kleine Tipps und Tricks, um für mehr Harmonie auf Schweizer Strassen zu sorgen.
(Anwendung der Tipps auf eigene Gefahr.)
Das Fundament eines jeden guten Autofahrers ist das Mindset. Oft heisst es, dass es in solch abstrakten Belangen keine Blaupause für Erfolg geben kann. Das ist falsch.
Nur, wenn du die Tatsache verinnerlicht hast, dass du in jedweder Hinsicht absolut fehlerfrei bist, kannst du deine beste Leistung im Auto abrufen. Um dieses Mindset über längere Strecken aufrecht zu halten, bedarf es natürlich ein wenig logischer Flexibilität. Will heissen: Um immer im Recht zu sein, muss deine Sicht auf deine Umwelt biegbar bleiben.
Erst, wenn du in beiden Situationen – im Zweifelsfall innert kürzester zeitlicher Abfolge – bis ins tiefste Innere deines Selbst überzeugt bist, dass du im Recht bist, kannst du auf Schweizer Strassen bestehen.
Gleich geht es weiter mit dem Auto-Ratgeber, doch vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zur Story...
Wie Menschen mit einer durchschnittlichen Allgemeinbildung wissen, sind Sekunden – insbesondere Millisekunden – in der Stadt wertvoller als anderswo. Entsprechend gilt es, sie wo immer möglich in urbanen Gefilden zu sparen.
Am wertvollsten sind dabei die Millisekunden an den Ampeln. Sie sind quasi der Stadtkaviar für Autolenkende. Steht jemand zwischen dir und diesen Millisekunden, heisst es, sie mit roher akustischer Gewalt an dich zu reissen. Das bedarf natürlich akribischer Vorbereitung.
Mach dich mit der Hupe vertraut. Streichle sie, liebkose sie, erforsche ihre Form, erkunde ihre Struktur. Die Phase ist erst abgeschlossen, wenn du und die Hupe zu einem Körper verschmolzen seid.
Um ein kurzes, aber bestimmtes Hupen zu erreichen, ist Kraft ein zentraler Faktor. Fokussiere dich dabei nicht nur auf Bizeps, Trizeps und Schulterpartie, sondern stärke auch den Core-Bereich. Die Tiefenmuskulatur verleiht dem «Huper» die nötige Würze.
Dein Hupen ist nur so gut wie dein Timing. Wenn du während der Phase denkst, dass dein Timing perfekt ist, bist du etwa in der Hälfte. Merk dir das.
Experimentiere mit verschiedenen Rot- und Grüntönen. Du musst die Farben nicht nur auswendig lernen, du musst sie verstehen.
Nun gilt es, das Gelernte in die Praxis umzusetzen:
Ärgerlicherweise kommt es des Öfteren vor, dass andere Menschen nicht exakt in jener Geschwindigkeit fahren, die dir genehm wäre (siehe auch Punkt 1). Das Überholen wird somit unabdingbar. Technisch ist dieses Unterfangen jedoch anspruchsvoller als gemeinhin angenommen.
Der wichtigste Aspekt beim Überholen ist der Blick ins Auto des Überholten oder, je nach Situation, in das des Überholenden. Dieser Blick soll jedoch keineswegs neutral sein; er soll schwer interpretierbare Bände sprechen. Darum eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Grundfiguren.
Was du damit sagen willst: «Ich bin aufrichtig gespannt, das Antlitz dieses Autogenossen zu erspähen.»
Was du damit sagen willst: «Ich bin unaufrichtig ungespannt, das Antlitz dieses Autogenossen zu erspähen.»
Was du damit sagen willst: «Ich hätte es anders gemacht.»
Was du damit sagen willst: «Schön, endlich mal den ‹besten› Autofahrer der Welt zu sehen.»
Was du damit sagen willst: Auslachen? Bewunderung? Flirt? Teuflischer Plan? Keine Ahnung.
Andere Autos vor sich einspuren zu lassen, ist ein eklatantes Zeichen der Schwäche und bringt Schande über deine Familie. Deshalb ist die Anwendung des Reissverschlussverfahrens tunlichst zu unterlassen.
In der Schweiz hat dieses Verhalten eine historische Begründung. Mit dem Ingenieur Georges de Mestral war es 1951 ein Schweizer, der den Klettverschluss erfand. Seither gelten Reissverschlüsse jeglicher Art – insbesondere jene im Strassenverkehr – als verpönt.
Die Analyse von Fehlverhalten ist enorm wichtig. Damit ist selbstredend nicht das eigene Fehlverhalten gemeint (siehe Punkt 1), sondern das anderer Automobilisten. Um eine möglichst lückenfreie und zielgerichtete Analyse von abweichendem Fahrverhalten durchführen zu können, wird allgemein geraten, auf das folgende Analyseraster zurückzugreifen.
Schweizer sind bekanntlich unangefochtene Grossmacht im Faust-im-Sack-Machen, auch Sackfausten genannt. Die Fehleranalyse ist in der Regel jedoch harsch, direkt und emotional – drei Attribute, die so eigentlich nicht typisch schweizerisch sind. Ein Widerspruch? Mitnichten.
Denn der Innenraum des Autos vermittelt Herr und Frau Schweizer dasselbe Gefühl, wie die Hosentasche der Faust: Geborgenheit. In anderen Worten macht das Auto aus zurückhaltenden Schweizerinnen und Schweizern Fäuste.
Fahre also ganz einfach dementsprechend.
Kam mir alles ziemlich bekannt vor. Also, so vom hörensagen…..auf mich selbst trifft eigentlich nichts zu 😇🙏