Bonjour, ihr Hochzeitstörtchen und Kaviarblinis auf dem Gourmet-Büffet meines Arbeitsalltags, ich bin mir sicher, ihr seid genau so sehr zum Abschlecken wie die Adela das in der heutigen Folge für den Davide gewesen ist. Adela veranstaltete ja eine «Kreativ-Challenge», bei der die «Männer» ihre «Fantasie» walten lassen mussten. Worauf Davide eine irre Kreativfantasie auslebte, auf die echt noch keiner vor ihm gekommen ist: Der Frau die Augen verbinden, die Frau einschmieren, die Frau abschlecken, der Frau eine Traube in den Mund stecken. Adela war von der Traube etwas unterbegeistert:
Nur öppis also. Jedenfalls in dem Sinn. Jo nai drno.
«Jä!» beziehungsweise «Jä, ich will!» sagt sie dagegen gleich zweimal, nämlich zuerst zu Cem und dann auch noch zu Safak, beide machen ihr nämlich einen Heiratsantrag, bloss Minuten nacheinander! Der Cem mit einer Torte, Rosenblättern und einem Ring, der Safak mit einem Herz aus Kerzen und Rosenblättern und einem Ring, auch dabei handelt es sich um eine Challenge, aber obwohl Adela zu beiden Männern Ja sagt, kann nur einer Germany's Next Topmodel ...
Egal. Wenden wir unseren wehen Blick in die silberblaue Weite des Meeres, dorthin, wo Erde und Himmel, Sinn und Unsinn, Wahrheit und Fiktion miteinander verschwimmen. Dorthin, wo Cem verbale Stilblüten pflückt wie diese: «Die Torte wird sie über den Hocker hauen.»
Okay: «Vom Hocker hauen» = umwerfend sein. «Über den Hocker hauen» = äusserst schmerzhafte Züchtigungsmethode aus mittelalterlichen Klöstern oder Saloons im Wilden Westen, in vorliegendem Fall nicht besonders schlimm, da mit einer Torte und nicht mit einem Schlaginstrument vollzogen.
Auch Luca verzehrt sich nach Adela beziehungsweise will sie verzehren:
Lieber, lieber Luca, der du die Adela so sehr zum Lachen gebracht hast, dass darob alle Schmetterlinge in ihrem Bauch sofort tot umfielen und sie leider kein Foto für dich hatte: Mascarpone ist schon IM Tiramisu drin! Besser hättest du gesagt: «Tiramisu, Zabaione, Pistazie-Glacé ...» Egal, jetzt bist du weg. Wie auch der Mario. Trotz Geküsse. Das er so kommentierte:
Tja, Pech, sie bruucht dich aber nicht. Ende. Aus. Weg bist du. Worauf du deine Emotionen mit poetischer Präzision in Worte zu fassen weisst:
Was soll man da noch sagen? Mega! Nein: Meeeeeegamega! Als würden ein Einhorn und ein Regenbogen gemeinsam «Das glitzernd grosse Wörterbuch der Gefühlswelten» schreiben oder so ... Den Schmelz schöner Worte lernt man eben nicht beim Muskeltraining. Schon eher unter der Gesichtsmaske. Siehe David.
Wir hier im Büro streiten uns nämlich, ob sich David a) einfach nur gut schminken kann, b) ein sehr herziges Herz hat oder c) nervt. Ich würde meinen David = a + 2b + 1/3 c. Das Doppel-B kriegt er, weil er sich bei der Kreativchallenge wirklich was überlegte und für Adela ein Liebeslied in der Sprache ihres Vaters singt.
Und sonst? Ich weiss doch auch nicht. Wird es am Ende sowas wie Liebe sein? Wird Adela, die noch nie in ihrem Leben richtig liebte, ihr sonniges Herz tatsächlich an David, Davide, Safak oder Cem verlieren? Und wird ihr Erwählter sie auch gut behandeln? Wird sie glücklich? Ich möchte es ihr wünschen. Dass sie an der nächsten Basler Herbstmesse nicht allein aufs Riesenrad muss. Dass einer der vier für sie Lebkuchenherzen mit kitschigen Zuckersprüchen kauft und sich ihre Hände beim gemeinsamen Griff in die Maroni-Tüte treffen.
Ich gebe zu, ich hab Adela in all den Wochen ein bisschen lieb gekriegt, aber ach, ich hab auch schon so viel beschissenes Scheissfernsehen gesehen, dass ich ein Scheissgefühl habe. Weshalb ich mich jetzt voller Gram abwende und an die gefestigtere Anna Rothenfluh übergebe. Und mit Züri West sage: «I gloube, i verabschiedemimau.» Aber nur bis im Juli. Au revoir, ihr Lieben, man sieht sich, liest sich, spürt sich bald wieder!