Es gibt einige davon an diversen Orten dieser Welt. Der Lokalbevölkerung wohlbekannt, erweisen sie sich für den nicht ortskundigen, unachtsamen Lenker eines Gefährts einer gewissen Höhe als nachteilig. Die Rede ist von niedrigen Brücken. Unerwartet niedrigen Brücken.
Auch schon mal eines dieser ebenso schmerzlichen wie peinlichen Videos gesehen von Lastwagen, die sich unter zu niedrige Brücken wagen, wobei das halbe Vehikel aufgeschnitten wird? Bestimmt. So eine gibt es etwa in Köln – im Volksmund liebevoll «Idiotenbrücke» genannt. Oder der «Büchsenöffner» von Durham in North Carolina, USA. Letztere hat gar ihre eigene Website – 11foot8.com (11 Fuss 8 Inches – 3 Meter 55 Zentimeter – so die Unterführungshöhe). Denn obwohl die Warnschilder im Laufe der Jahre fortlaufend aktualisiert und verbessert wurden – einschliesslich einer Höhenerkennung in Verbindung mit Ampelschaltung –, fordert jene Eisenbahnbrücke weiterhin ihre Opfer.
Aber keine ist so, naja, charmant wie «Big Penny», eine 12 Fuss (3,65 Meter) hohe Brücke in Lansing, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Michigan, die kürzlich ihr 100. Opfer seit 2004 forderte.
Die Eisenbahnbrücke ist bei den Locals so beliebt, dass sie spontan eine Party veranstalteten, um diesen Meilenstein zu feiern, wie der örtliche Newsdient WLNS berichtet.
«Big Penny» ist unter den Lastwagen fressenden Brücken dieser Welt insofern einzigartig, als sie ihre Absichten mit einem Satz Reisszähne und einem Paar Kulleraugen deutlich sichtbar macht.
Die Stadt Lansing hat diese Dekoration offiziell zugelassen – wohl in der Hoffnung, ein letztes Mal die Aufmerksamkeit jener Trucker auf sich zu ziehen, die zahlreiche Schilder und Blinklichter übersehen haben, die vor der geringen Höhe der Brücke warnen. Dies hat sich als vergeblich erwiesen. «Big Penny» forderte weniger als 12 Stunden nach der Installation des neuen Gesichts ein weiteres Opfer.
Jene Dekoration stammt von derselben Gruppe, die auch die «Big Penny»-Party organisiert hat – einer gemeinnützigen Organisation mit dem bezeichnenden Namen «STUPID Lansing» …
... welche die Brücke schon seit Längerem als Trumpfkarte für den Bekanntheitsgrad der Stadt erkannt hat.
Zum 100. Lastwagen-Unfall organisierte man ein gemütliches Quartierfest mit einem «Big Penny»-Quiz und weiteren Gewinnspielen. Es gab themenbezogene Speisen und Drinks von der örtlichen Kleinbrauerei, und der ansässige Künstler Ryan Holmes schuf ein Gemälde von «Big Penny», das anschliessend für einen wohltätigen Zweck versteigert wurde. Und, hey, das Country-Musik-Duo Deer & Elk schrieb sogar eigens einen Song für die «Big Penny»-Party:
Sogar die offizielle Facebook-Seite der Stadt Lansing machte mit und gab sich kurzzeitig ein neues Logo (das sich über das kürzlich gescheiterte Rebranding der Restaurantkette Cracker Barrel lustig macht):
Lansing hat etwas, das man als fehlerhafte Infrastruktur bezeichnen könnte, in einen Volkshelden verwandelt. Irgendwann wird die stetige Zahl von LKW-Unfällen wohl dazu führen, dass «Big Penny» abgerissen und neu gebaut werden muss, um mehr Durchfahrtshöhe zu bieten. Aber bis dahin freuen wir uns doch an der Rache an unachtsamen LKW-Lenkern, welche die Warnungen ignorieren und direkt in die zahnbewehrten Klauen fahren!