Bürger von New York! Genauer: Einwohner von Sheepshead Bay, Brooklyn! Nehmt euch in Acht vor einem schwarzen Auto mit Nummernschild LCM8254! Denn: Seit seiner Inverkehrsetzung vor knapp zwei Jahren hat dieses Fahrzeug satte 971 Strafzettel kassiert. Davon allein 953 (!) für Geschwindigkeitsüberschreitungen. Hey, an einem einzigen Montag vor zwei Wochen kassierte der Göppel acht (8!) Bussen für Geschwindigkeitsübertretungen und eine für Missachtung einer Busspur – Bussgelder im Wert von 450 Dollar.
Okay, und bevor wir nun die Story weiter erzählen: Nun ratet mal, welche Automarke das ist? Na?
Und nun könnt ihr aufs unten stehende Bild klicken, um es herauszufinden.
Und? Passt?
Okay, zurück zum Sachverhalt: 572 Strafzettel in einem Jahr zu bekommen, ist eine wahre Leistung. Ja, das sind zwar automatisierte Strafzettel und nicht solche, bei denen man von einem Polizisten angehalten werden muss, aber trotzdem: Wow.
Der New Yorker Verkehrsblog Streetsblog ermittelte den Audi aus Brooklyn als den Fahrer mit den meisten Geschwindigkeitsübertretungen auf dem Stadtgebiet von New York. (Der Zweitplatzierte – sie nennen ihn den «Menace of Manhattan» – erhielt letztes Jahr 474 Strafzettel in einem Mercedes-Benz.)
Ein Blick auf die online zugängliche Datenbank How's My Driving NY zeigt gar, dass die Situation noch schlimmer ist, als die Daten von 2024 allein zeigen, denn die Verstosse reichen noch weiter zurück – und scheints 2025 unvermindert fortzusetzen.
Gewiss, die Blitzkästen von New York City sind bekannt für ihre drakonische Überwachung (obwohl wohl weniger streng als die in Zürich – aber das ist ein anderes Thema), aber sie sind einheitlich und auffällig genug, dass es einfach ist, seine Fahrweise so zu ändern, dass man nie ein Ticket bekommt: Anders als etwa in der Schweiz ist jede Radarkamera mit Warnschildern versehen, und sie stellen nur Strafzettel aus für Geschwindigkeiten von mehr als 10 Meilen pro Stunde über dem Limit – das sind 15 km/h! Fährt man bloss 14 km/h zu schnell, ist man fein raus. Dieser Audi-Lenker scheint es jedoch vorzuziehen, Zehntausende von Dollar an Bussgeldern zu zahlen, anstatt sein Fahrverhalten zu ändern.
58'758,16 Dollar Bussgeldern hat dieser Audi total kassiert. Davon hat der Fahrer bereits 50'097,49 bezahlt. Geschuldet sind 8'350,11, während 900,11 noch strittig sind. New Yorker Strafzettel sind notorisch schwierig anzufechten, weshalb es in der Praxis einfacher ist, das Bussgeld zu zahlen und nächstes Mal besser zu fahren (jener Audi-Besitzer hat offenbar nur den ersten Teil dieses Ratschlags beherzigt).
«Extreme offenders» wie dieser Audi A6 sind selten. Weniger als 1 Prozent aller Verkehrsstraftäter begehen 15 oder mehr Verstösse. Als extreme offender wird jemand eingestuft, der mindestens 19 Verstösse pro Jahr begeht. Will heissen: Ein extreme offender stellt also dieselbe Gefahr dar wie 19 typische Verkehrssünder.
Die aktuelle New Yorker Bussenordnung scheint eine wenig effiziente Abschreckung darzustellen. Selbst für Extremfälle wie den hier genannten Audi gilt: Solange du deine Bussen bezahlst, wirst du nicht aus dem Verkehr gezogen. Kurze Zeit gab es in New York ein Programm, das auf Fahrer mit 15 oder mehr Verstössen abzielte – das Strassenverkehrsamt konnte sie zu einem zweistündigen Sicherheitskurs verpflichten, etwa. In den drei Jahren, in denen das Programm in Kraft war, nahmen nur 1'600 Fahrer am Sicherheitskurs teil, obwohl mehrere Zehntausend dafür qualifiziert gewesen wären. Und etliche Lenker, die den Kurs besuchten, fuhren danach weiterhin zu schnell. Überdies wurden im Rahmen des Programms nur selten konkrete Massnahmen ergriffen: Ganze 12 Fahrzeuge wurden beschlagnahmt. Alle anderen fuhren weiter, ohne wirklich gebremst zu werden.
Wie es scheint, rasen Wiederholungstäter also weiterhin durch die Strassen New Yorks. Und der Schlimmste von allen fast ausschliesslich in einem einzigen Quartier. Bewohner von Sheepshead Bay, Brooklyn, aufgepasst! Irgendwo in eurer Nähe rast der grauenhafteste Autofahrer New Yorks durch eure Strassen.