Der ach so süsse (oder – je nach Ansicht – cringige) Videoclip wurde in Saas-Fee in den Walliser Alpen von einer 40-köpfigen Crew an fünf Drehtagen im November 1984 gedreht und kostete die damals stattliche Summe von 60'000 britische Pfund. Regie führte Andy Morahan; nebst den Wham!-Bandkollegen George Michael und Andrew Ridgeley agiert noch das Model Kathy Hill in der Rolle als Georges verflossene Liebesbeziehung. Weitere Rollen wurden von den Wham!-Background-Sängerinnen Pepsi DeMacque und Shirlie Holliman sowie Spandau-Ballet-Bassist Martin Kemp besetzt, der damalige Freund und spätere Mann von Shirlie Holliman.
Was passiert, wenn man ein Haufen Briten in eine Alphütte steckt, um eine Weihnachtsparty zu filmen? Na, was wohl. Andrew Ridgeley gab im Nachhinein gar zu, er sei überrascht gewesen, dass das Musikvideo überhaupt fertiggestellt werden konnte: «Der Regieassistent hatte schlauerweise jedes Glas randvoll [mit echtem Alkohol] gefüllt. Von da an ging es bergab.» Vor allem George Michael sei fortlaufend sichtbar betrunkener geworden. «Es war ein Chaos», so Ridgeley, «eigentlich erstaunlich, dass wir den Dreh fertig machen konnten, um ehrlich zu sein.»
Kathy Hill, die im Video die Rolle von George Michaels Freundin spielt, ist auffällig in einem roten Pulli gekleidet, während die anderen Darsteller alle dezentere Farbtöne tragen. Und dann wäre noch jene Brosche, die sie im Flashback von Michael geschenkt bekommt und danach – verkehrt herum – am Pulli von Andrew Ridgeley prangt. Deep shit eh.
... ohne Bart.
... in Moon Boots.
Und zwar in seinem Kinderzimmer in seinem Elternhaus. George Michael und Bandkollege Andrew Ridgeley besuchten im Frühling 1984 Michaels Eltern. Während Andrew und Georges Vater TV schauten, rannte Michael plötzlich nach oben in sein Kinderzimmer und kam rund eine Stunde später zurück. «Ich ging nach unten und sagte zu Andrew: ‹Ich habe es geschafft›», so George. «Ich sagte: ‹Wir werden dieses Jahr vier Nummer-1-Songs haben und eines wird eine Weihnachts-Nummer-1 sein.›» (Zu dieser Zeit hatten sie bereits drei Nummer-1-Singles mit «Wake Me Up Before You Go-Go», «Careless Whisper» und «Freedom».)
Wie uns «Love Actually» lehrt, ist die Christmas Number One in Grossbritannien eine Riesensache. Doch bei der Erstveröffentlichung im Jahr 1984 wurde «Last Christmas» diese Ehre nicht zuteil. Der Grund: die Benefiz-Single «Do They Know It's Christmas».
Kurz nach den Dreharbeiten für das «Last Christmas»-Video wurde George Michael eingeladen, zusammen mit anderen britischen Stars an der Wohltätigkeitssingle zugunsten der äthiopischen Hungersnot teilzunehmen. «Ich habe da gerne mitgemacht», so George, «aber ich hatte einfach jenes kleine Arschloch-Ego in mir, das ich ständig unterdrücken musste, das sagte: ‹Scheissescheissescheisse›. Denn dieses kleine Ego in mir hatte diesen Masterplan für vier Nummer-1-Singles in diesem Jahr.» Schlussendlich wurde «Do They Know It's Christmas» die Weihnachts-Nummer-1 und «Last Christmas» die Nummer 2. Und Wham! spendeten alle Einnahmen ihres Songs an den äthiopischen Hungersnotfonds. «Es war trotzdem ein seltsames Gefühl, an jenem Tag nach Hause zu fahren», so George.
In seinem Heimatland war der Song nicht weniger als 15 Mal in die britischen Top 40 und erreichte die Top 10 gar sechs Mal. Doch es dauerte geschlagene 36 Jahre, bis der Song endlich auf der Nummer 1 der britischen Single-Charts landete: Am Neujahrstag 2021 war’s schliesslich so weit. (Vorher hielt sie den Rekord für die meistverkaufte Single, die nie die Nummer 1 erreichte. Dieser Rekord wird nun von «Moves Like Jagger» von Maroon 5 gehalten).
Er war 153 Wochen in den deutschen Single-Charts und hat sich seit 1997 jedes Jahr in den Charts platziert. Heuer garantiert wieder ... und wir müssen diese Statistik dann anpassen.
Wie geht schon wieder der Spruch? Wenn der Weltuntergang ansteht, zieh' in die Schweiz – dort kommt alles erst mit Verspätung. Vielleicht ist deshalb zu erklären, dass Last Christmas erstmals am 13. Januar 1985 in die Charts einstieg – auf Platz 8. Auf der Nummer 1 war der Song noch nie. Aktuell liegt er auf Platz 2 ...
... hinter Mariah.
Der Kärntner Radiomoderator Joe Kohlhofer verkündete im Dezember 2015 seiner erstaunten Hörerschaft, sie seien zu wenig in Weihnachtsstimmung. Und so verbarrikadierte er sich im Studio, sperrte seinen Co-Moderator und seinen Produzenten aus und spielte das Lied auf Schleife. Die ganze Übung fand erst ein Ende, als man Kohlhofers vierjährige Tochter anrufen liess und diese ihrem Vater beteuerte, dass sie das Lied nicht mochte.
Mitte der 1980er Jahre reichten Musikverleger Klage ein im Namen der Autoren von «Can't Smile Without You», einem schnulzigen Song aus den Siebzigerjahren, der unter anderem von den Carpenters und Barry Manilow aufgenommen wurde. Die Klage wurde abgewiesen, als ein Musikethnologe weitere 60 Lieder aus dem 20. Jahrhundert vorlegen konnte, die eine vergleichbare Akkordfolge und Melodie aufwiesen.
Vor seinem Tod im Jahr 2016 arbeitete George Michael mit der Schauspielerin Emma Thompson am Konzept des Films, der auch weitere George-Michael-Songs beinhaltet. Thompson schrieb auch das Drehbuch für die Romantic Comedy, die 2019 in die Kinos kam. In den Hauptrollen spielen Emilia Clarke, die vor allem durch ihre Rolle der Daenerys in «Game of Thrones» bekannt ist, und Henry Golding aus «Crazy Rich Asians» mit.
Von Ariana Grande, Miley Cyrus, Rita Ora, Taylor Swift, Carly Rae Jepsen, Cascada, Joe McElderry, Hilary Duff, Gwen Stefani, Billie Piper, Whigfield, Ashley Tisdale, Jimmy Eat World, The Backstreet Boys, vom Cast von «Glee» ... uff, es sind derart viele. Und dann noch diesen hier:
Wow.
Seit 2010 existiert die Whamageddon-Challenge. Dabei geht es darum, den allseits bekannten Song vom 1. bis einschliesslich 24. Dezember nicht zu hören – auch nicht passiv. Probiert's mal! Fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Sobald man den Song erkennt, hat man verloren und ist dazu eingeladen, die traurige Story, wie es dazu kam, unter dem Hashtag #whamageddon auf Social Media zu teilen. Viel Glück!
In diesem Sinne: