Deutschland in Nöten – eine Situation, an welche sich die Fans der DFB-Elf mittlerweile gewöhnt haben. Dennoch kam die Niederlage gegen Japan für viele unerwartet. Lange führte das Team von Hansi Flick durch einen Penalty von İlkay Gündoğan mit 1:0. Doch in der Schlussphase wurde der Weltmeister von 2014 nachlässig und liess sich von den eingewechselten Ritsu Doan und Takuma Asano noch düpieren.
Will der vierfache Weltmeister Deutschland nun gegen die spanische Auswahl, welche mit einem 7:0-Sieg gegen Costa Rica optimal ins Turnier gestartet ist, das Ausscheiden noch verhindern, muss er sich in einigen Punkten verbessern.
In den letzten sieben Pflichtspielen schickte Trainer Flick sechs verschiedene Abwehrkonstellationen aufs Feld. In keinem dieser Spiele liefen die gleichen Abwehrspieler wie im Spiel davor auf. Gegen Japan spielte Niklas Süle zum ersten Mal im DFB-Dress als Rechtsverteidiger.
Die Abwehr ist spätestens seit der Nichtnominierung des beim BVB wieder erstarkten Mats Hummels der grosse Knackpunkt im Team. Mit David Raum auf der linken Abwehrseite und Antonio Rüdiger zentral stehen Deutschland zwar zwei sehr gute Verteidiger zur Verfügung, doch die beiden anderen Positionen in der Viererkette sind das grosse Manko.
Die beiden BVB-Spieler Nico Schlotterbeck und Niklas Süle machten bei den beiden Gegentreffern keine gute Figur. Doch welche Alternativen hat Flick? Der junge Armel Bella-Kotchap spielt zwar in der Premier League bei Southampton eine gute Saison, doch für ihn kommt ein Spiel gegen einen Gegner wie Spanien noch zu früh. Lukas Klostermann hat sich gerade erst von seinem Syndesmosebandriss vom Beginn der Bundesliga-Saison erholt und hat kaum Spielpraxis. Damit dürfte er auch keine wirkliche Alternative sein.
Die wohl beste Lösung scheint also zu sein, Süle auf seine angestammte Position ins Zentrum zu ziehen und Joshua Kimmich auf die Rechtsverteidiger-Position zu beordern. Dadurch würde nicht nur die Abwehr an Stabilität gewinnen, auch das Mittelfeld würde profitieren.
Auf Kimmichs Position würde dann neben Gündoğan Platz für den zweikampfstarken Leon Goretzka frei. So hätte man einen zusätzlichen Box-to-Box-Spieler vor der Abwehrkette, welcher sowohl offensiv als auch defensiv seine Stärken ausspielen kann.
Mit Leroy Sané kehrt der wohl talentierteste Spieler im Kader der Deutschen gegen Spanien nach seiner Verletzung zurück. Sané könnte genau der Unterschiedspieler sein, der Deutschland gegen Japan gefehlt hat. Mit seinen schnellen Tempodribblings kann er entweder selbst zum Abschluss kommen oder in der ebenfalls nicht ganz so starken Defensive der Spanier Lücken für seine Mitspieler reissen. Auch wenn Sané aufgrund von schwankenden Leistungen immer wieder in der Kritik steht, könnte er dem Spiel der DFB-Elf gerade in der Offensive sehr guttun.
Gegen Japan lag Deutschland in allen Statistiken bis auf eine nach dem Schlusspfiff zwar vorne. Allerdings war diese Statistik die entscheidende, denn am Ende standen für Japan zwei Tore auf der Anzeigetafel und für Deutschland nur eines.
Dabei hätte der Weltmeister von 2014 genügend Möglichkeiten gehabt, ein zweites Tor nachzulegen, was auch der Wert von 3,24 zu erwartenden Toren zeigt. Doch sowohl Jamal Musiala als auch Gündoğan, Serge Gnabry oder Jonas Hofmann liessen beste Chancen liegen und verpassten es, den Sack zuzumachen.
3.3 – Deutschland verlor trotz 3.3 Expected Goals mit
— OptaFranz (@OptaFranz) November 23, 2022
1-2 gegen Japan – seit Opta diese Daten seit der WM 1966 erhebt, verlor noch nie ein Team eine Partie mit einem so hohen xG-Wert. Verschwenderisch. #GERJPN #FIFAWorldCup pic.twitter.com/0Xykz775n9
Genügend Chancen waren also da – ein Zeichen, das zu Zuversicht führt. Denn in der jüngeren Vergangenheit war das Problem auch häufig, dass die Mannschaft sich fast gar keine Möglichkeiten herausspielte.
Seit Jahren fehlt Deutschland mittlerweile eine echte Neun im Sturmzentrum. Mit Timo Werner und Lukas Nmecha verletzten sich kurz vor der WM auch noch die beiden Spieler, die dieser Rolle am nächsten gekommen wären.
Nun lief gegen Japan Kai Havertz im Sturmzentrum auf. Er bekleidete diese Position zwar ebenfalls schon häufiger, konnte aber gegen die Asiaten bis auf sein Offside-Goal keine Akzente setzen.
Wahrscheinlich wird Havertz gegen Spanien dennoch wieder in der Startelf stehen, doch gegen die Abwehr der Iberer könnte eine frühe Einwechslung des robusteren Niclas Füllkrug durchaus eine Option sein. Der Bremer wäre mit seiner Kopfballstärke ein guter Abnehmer für Flanken, welche gegen die Defensive Spaniens sicherlich ein probates Mittel sein dürften.