Fehlstart in die Super League, Aus in der Champions-League-Qualifikation, viel verspielter Kredit – am Abend des 1. August lag der stolze FC Basel am Boden. Dann kam Marcel Koller – und schaffte es innert Kürze, den taumelnden Riesen zu stabilisieren.
Der Nachfolger von Raphael Wicky und Interimstrainer Alex Frei feierte vier Siege in vier Spielen und verhinderte gestern gegen Vitesse Arnheim – zumindest vorerst – auch, dass der FCB nicht erstmals seit der Saison 2004/05 die Gruppenphase im Europacup verpasst.
🎥 🎤 "Wir sind weiter, das war das Ziel." Das sagen unsere Spieler nach dem 1:0-Sieg gegen Vitesse! #FCBasel1893 #zämmestark #rotblaulive pic.twitter.com/KwOUSHx8Vw
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) 16. August 2018
Doch wie ist dem 57-jährigen «Wunderwuzzi», wie Koller in Österreich genannt wurde, dieser wundersame Turnaround geglückt? Mit drei kleinen, aber feinen Eingriffen und etwas Hilfe von oben.
Zeit, um der neuen Mannschaft seine Spielidee näher zu bringen, hatte Koller beim FCB bislang kaum. Zu dicht ist der Terminplan mit Super League, Europa-League-Quali und Cup. Nur gerade fünf «normale» Trainingseinheiten standen dem neuen FCB-Trainer zur Verfügung. Also musste er improvisieren und vermittelte den Spielern seine Fussballphilosophie fast ausschliesslich per Video.
Gleichzeitig führte Koller unzählige Einzel- und Gruppengespräche, in denen er seine Ideen ausführte und die Spieler stark redete. Vor Auswärts- und Heimspielen versammelt er sein Team ausserdem im Hotel, um die Konzentration hoch zu halten. So ist es ihm gelungen, innert kürzester Zeit in die Köpfe der Spieler zu kommen und mental sofort einiges zu bewirken.
Gegen PAOK Saloniki, St.Gallen oder Xamax wirkte die FCB-Hintermannschaft nicht selten wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Hier setzte Koller als erstes an: Wegen den fehlenden Trainingseinheiten nimmt er vor allem die erfahrenen Spieler in die Pflicht und lässt einen ergebnisorientierten Defensivfussball spielen.
Die jungen Wilden müssen derzeit hinten anstehen. Samuele Campo, Dimitri Oberlin oder Aldo Kalulu kommen kaum mehr Zug. Ihnen fehlt das defensive Gewissen oder die Ballsicherheit, die Koller fordert.
Wie Koller tickt, zeigt sich auch bei seinen kleinen, aber feinen Eingriffen in die DNA der Mannschaft. Ricky van Wolfswinkel zog er beispielsweise vom Sturmzentrum auf den Flügel, weil der 29-jährige Holländer pflichtbewusst nach hinten mitarbeitet und sich so gut mit Silvan Widmer ergänzt.
Profitiert hat Koller auch von der Rückkehr von Eder Balanta und Geoffroy Serey Die. So konnte er Fabian Frei wieder ins defensive Mittelfeld beordern und Luca Zuffi eine Position weiter vorne laufen lassen. Beide Ex-Nationalspieler blühen auf ihren angestammten Positionen wieder auf und sorgen dank ihren Vertikalpässen immer wieder für Torgefahr. Taktisch noch flexibler würde der FCB, wenn Koller bis zum Ende des Transferfensters tatsächlich noch zwei neue Spieler holen dürfte, wie derzeit gemunkelt wird.
Frühe und späte Gegentore – unter Raphael Wicky war beim FCB auch der Wurm drin. Für Koller läuft es gerade umgekehrt: Das späte 1:0 bei Vitesse Arnheim, die strittige Rote Karte im Rückspiel, die zwei gehaltenen Penaltys von Jonas Omlin gegen GC – plötzlich rollt der Ball wieder für den FCB.
Beim FCB ist durch Koller der Glaube an die eigene Stärke zurückgekehrt und durch diesen Glauben scheinen die Basler derzeit auch das Wettkampfglück auf ihre Seite zu zwingen. Gegen Zweitligist Montlingen im Cup kann der einstige Serienmeister wohl darauf verzichten, ab nächster Woche, wenn es in der Europa-League-Qualifikation gegen Apollon Limassol weitergeht, hätte Koller aber sicher nichts dagegen, wenn es ihm und seinem FCB wieder hold ist.