Oft kommt es vor, dass ein Kader zu Beginn einer Eishockey-WM nicht gleich aussieht, wie dies am Ende des Turniers der Fall ist. Denn manchmal stossen im Verlauf der Zeit weitere Verstärkungen aus der NHL von ausgeschiedenen Playoff-Teams dazu. Das Gerüst der Mannschaften steht aber bereits. So gut sind die Teams dieses Jahr.
Casey DeSmith hat in der NHL schon gute Saisons gespielt, doch die letzte gehört nicht dazu. Die Leistungen des 31-Jährigen waren ein Grund, weshalb die Pittsburgh Penguins erstmals seit 16 Jahren wieder die Playoffs verpasst haben. Cal Petersen wurde von den Los Angeles Kings in die AHL degradiert und der erst 20-Jährige Drew Commesso hat noch keine Profi-Erfahrung.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Die Verteidigung ist die grösste Schwäche im US-Team. Mit Nick Perbix, Connor Mackey und Dylan Samberg sind nur drei NHL-Stammverteidiger im Kader und keiner der Kategorie «gut bis sehr gut». Ersterer hat in seiner ersten Saison bei Tampa Bay in 69 Spielen 20 Punkte geskort und dürfte der beste Einzelspieler in der Hintermannschaft sein. Der 19-jährige Lane Hutson (Zweit-Runden-Draft von Montreal 2022) ist ein grosses Talent und hat eine starke College-Saison hinter sich, aber auch noch keine Profi-Erfahrung. Ansonsten sind noch mittelmässige AHL- und College-Spieler dabei. Das gibt mit Müh und Not drei Sterne.
Lane Hutson (MTL) during the exhibition shootout showed off his spectacular puckhandling ability. Mercy. pic.twitter.com/yzc0Zzr8Y5
— Chris Peters (@chrismpeters) May 9, 2023
Bewertung: ⭐⭐⭐
Im Sturm bringen die Amerikaner zwei der grössten Attraktionen des Turniers mit. Alex Tuch hat in der vergangenen NHL-Saison 36 Tore und insgesamt 79 Punkte gesammelt. Er vereint Technik, Tempo und Kraft auf beeindruckende Art und Weise. Jake Guentzel hat sich in Pittsburgh längst als Topstürmer etabliert. Daneben ist es eine Mischung aus NHL-Spielern, guten AHL-Spielern und interessanten College-Spielern wie Cutter Gauthier oder Carter Mazur.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Jussi Olkinuora führte seine Mannschaft vor einem Jahr mit überragenden Leistungen (1,11 Gegentore/Spiel, 94,8 % Fangquote) zu WM-Gold. Dennoch ist sein Status nun nicht umstritten. Während Olkinuoras Nordamerika-Abenteuer missglückte, führte Emil Larmi die Växjö Lakers mit überragenden Leistungen zum schwedischen Meistertitel.
Bewertung: ⭐⭐⭐
In der Verteidigung können die Finnen nur auf eine NHL-Verstärkung zählen: Olli Määttä von den Detroit Red Wings. Der 28-Jährige ist von der Qualität etwa vergleichbar mit Janis Moser. Die finnische Hintermannschaft ähnelt jener der Schweiz ganz grundsätzlich: Viele gute bis sehr gute Spieler aus Europa, aber keine grossen Stars.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Den grossen Star hat sich Finnland für den Sturm aufgespart: Mikko Rantanen. Der NHL-Flügel hat bei Colorado in 82 Spielen unfassbare 55 Tore und 50 Assists gesammelt. Rantanen wird von Kaapo Kakko, Kasperi Kapanen und Joel Armia – alles ebenfalls NHL-Stürmer – unterstützt. Daneben bringen auch Anttii Suomela (66 Skorerpunkte in 51 Spielen in Schweden), der Genfer Meister Teemu Hartikainen, ZSC-Stürmer Juho Lammikko, Tigers-Captain Harri Pesonen und Biel-Flügel Jere Sallinen einiges an Feuerkraft mit.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Schweden setzt im Tor auf ein Trio ohne WM-Erfahrung. Jesper Wallstedt ist der schwedische Goalie der Zukunft und wurde 2021 in der ersten Runde von Minnesota gedraftet. Ob der 20-Jährige schon dieses Jahr eine grosse Rolle spielt, ist fraglich. Vermutlich werden die Trainer auf Lars Johansson setzen. Der 35-jährige Routinier hat schon bei Olympia in Peking überzeugt, wo Schweden auf dem vierten Platz landete. Im Vergleich zu früheren Jahren hat die «Tre Kronor» aber keinen echten Stargoalie.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Die schwedische Verteidigung ist sehr stark besetzt. Jonathan Pudas, Joel Persson und natürlich auch Henrik Tömmernes sind europäische Spitzenverteidiger. Dazu kommt NHL-Spieler Rasmus Sandin, der nach seinem Wechsel von Toronto zu Washington so richtig aufgeblüht ist. Er ist in der Lage, ein gefährliches Powerplay zu dirigieren. Mit Christian Folin und Patrik Nemeth sind aber auch Spieler im Kader, die mal einen harten Check auspacken und dem Gegner unter die Haut gehen können.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Neben Kanada hat Schweden fast die meisten NHL-Stürmer im Aufgebot. Stars aus Nordamerika sind allerdings keine mit dabei. Der gefährlichste Spieler ist Lucas Raymond, der allerdings seine gute Rookie-Saison bei Detroit nicht ganz bestätigen konnte (17 Tore, 28 Assists in 74 Spielen). Jonatan Berggren, Jakob Silfverberg und Fabian Zetterlund spielten bei ihren Teams Nebenrollen.
Ergänzt wird der Sturm der «Tre Kronor» von einigen National-League-Akteuren. Mit von der Partie sind SCB-Center Oscar Lindberg, das Gottéron-Duo Marcus Sörensen und Jacob de la Rose. Ein spannender Name ist zudem Leo Carlsson. Der 18-jährige Stürmer wird im kommenden Draft wohl an dritter oder vierter Stelle gezogen und spielt nun seine erste WM bei den Erwachsenen.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Mathias Niederberger hat viel internationale Erfahrung. Zuletzt hat der 30-Jährige an Weltmeisterschaften und Olympiaturnieren aber keine konstanten Leistungen mehr gebracht. Die Frage ist, ob der neue Bundestrainer Harold Kreis es wagt, auf Dustin Strahlmeier zu setzen oder gar auf Maximilian Franzreb, der vor drei Jahren noch in der zweiten deutschen Liga gespielt hat.
Bewertung: ⭐⭐
Kurz vor dem Turnierstart gab es doch noch Entwarnung für den DEB: Moritz Seider hat von den Detroit Red Wings grünes Licht für die WM-Teilnahme erhalten. Eigentlich hiess es im Vorfeld, der 22-Jährige verpasse das Turnier wegen einer Verletzung. Seider wertet gemeinsam mit AHl-Verteidiger Leon Gawanke die sonst mässig besetzte deutsche Hintermannschaft massiv auf.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Der Sturm wird angeführt von den NHL-Stürmern J.J. Peterka, der eine solide Rookie-Saison in Buffalo hinter sich hat (32 Punkte in 77 Spielen) und Nico Sturm. Ansonsten sind viele der üblichen Verdächtigen der DEB-Auswahl dabei: Dominik Kahun, Marcel Noebels, Daniel Fischbuch, Freddie Tiffels und Maxi Kastner. Dazu einige Youngster wie Justin Schütz oder Filip Varejcka. Das ist gut, aber abgesehen von Kahun keine europäische Spitze.
Bewertung: ⭐⭐
Frederik Dichow dürfte in Abwesenheit von Sebastian Dahm die dänische Nummer 1 sein. Der 22-Jährige hat in seiner ersten Saison als Nummer 2 in der schwedischen Liga etwas Lehrgeld bezahlt. Aber das Talent des Fünf-Runden-Drafts von 2019 ist unbestritten. Dennoch fehlt mit Dahm der sichere Rückhalt, der die Dänen in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hat.
Bewertung: ⭐⭐
Der junge Kasper Larsen dürfte fast schon der talentierteste Verteidiger in der dänischen Mannschaft sein. Und das zeigt gut das Problem der Mannschaft auf. Larsen spielt zwar in Kanada in der Juniorenliga OHL, ist aber trotz seiner 20 Jahre nicht gedraftet worden. Die Gebrüder Lauridsen spielen noch in Schweden, befinden sich aber langsam auf dem absteigenden Ast.
Bewertung: ⭐
Im Sturm ist natürlich NHL-Star Nikolaj Ehlers die grosse Nummer. Der ehemalige Bieler Junior schlug sich in dieser Saison mit einigen Verletzungen rum, sammelte in 45 NHL-Spielen aber gute 38 Punkte. Im Spiel nach vorne wird bei den Dänen auch viel von Nicklas Jensen abhängen. Der Rappi-Stürmer ist nach seiner Verletzung wieder fit. Die beiden sind der einzige Grund, warum es zwei und nicht einen Stern gibt.
Bewertung: ⭐⭐
Für Frankreich und Dänemark muss viel zusammenpassen – so braucht es wohl Aussetzer von Deutschland, dass die Viertelfinalqualifikation möglich ist. Angeführt wird die französische Mannschaft von ZSC-Stürmer Alexandre Texier.
Alles andere als ein direkter Wiederabstieg für Ungarn wäre eine grosse Überraschung. Für Österreich sollte angeführt von Marco Rossi, Ambri-Stürmer Dominic Zwerger und Kloten-Verteidiger David Reinbacher der Ligaerhalt drinliegen.