Die Entlassung von Trainer René Weiler sorgt beim FC Luzern wieder einmal für Chaos. Ein Chaos, das mit der Trainerentlassung erst den Anfang nahm. Wie Sportchef Remo Meyer (38) richtigerweise feststellte, war Weilers Verpflichtung im letzten Sommer ein grosser Fehler.
Für diesen muss Meyer nun geradestehen. Nicht nur hat sein Wunschtrainer sportlich nicht eingeschlagen und zuletzt ein lustlos wirkendes Team trainiert, schlimmer noch: Da Meyer auf Weilers Wunsch einging und einen Dreijahresvertrag abschloss, kostet der Fall Weiler den FCL mehr als eine Million Franken.
Nun steht der Sportchef selber arg in der Kritik. Meyer hätte schon bei den ersten Gesprächen merken sollen, dass sich die unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der Finanzen des Vereins nicht vereinbaren lassen. Zudem zeigte sich einmal mehr im schnelllebigen Geschäft Fussball, dass gerade bei Trainern keine langjährigen Verträge abgeschlossen werden sollten. Der FCL bezahlt dies nun schmerzlich.
Auch wenn Präsident Philipp Studhalter erwähnte, dass man ein «Kässeli» anzapfen könne, um die Entlassung zu stemmen, hätte der FCL dieses Geld viel besser in Verstärkung in Form von guten Spielern investieren sollen.
Doch in der Winterpause holte Meyer keinen einzigen Spieler, da er vom Verein nur wenig finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Als die Konkurrenz tüchtig einkaufte, blieb Meyer untätig.
Und die Spieler, die Meyer im Sommer geholt hat, schlugen zum Grossteil nicht ein. Mirko Salvi, Tsiy William Ndenge und Otar Kakabadze haben die Erwartungen nicht erfüllt. Nur gerade Blessing Eleke zeigte die erforderten Leistungen, ist mit sieben Toren immerhin bester Torschütze des FCL.
Rund um den FC Luzern ist zu vernehmen, dass Remo Meyer nach knapp zwei Jahren als Sportchef noch immer sehr abhängig von externen Beratern ist. Offensichtlich konnte er bisher noch nicht das Kontaktnetz aufbauen, das als Sportchef eines Super-League-Vereins nötig wäre. Stattdessen verhält er sich eher wie ein Sportchef-Lehrling.
Dies liegt aber auch daran, dass ihm im Verein die fachliche Unterstützung komplett fehlt. Denn noch immer ist das Problem beim FCL ein altbekanntes. Egal, wer beim FC Luzern das sportliche Sagen hat, am Ende muss der Verwaltungsrat alles absegnen. Er entscheidet in sportlichen Fragen mit, obwohl die Verwaltungsratsmitglieder das nötige Fachwissen offensichtlich nicht haben.
Remo Meyer, ein noch unerfahrener Sportchef, bräuchte wohl innerhalb des Vereins einen grösseren Support. Da wäre es wohl schon hilfreich, wenn im Verwaltungsrat neben den Geschäftsmännern noch jemand mit Fussballsachverstand sitzen würde, beispielsweise ein ehemaliger Spieler.
Nun laufen dem FC Luzern nicht nur die Zuschauer davon, sondern es wechseln auch immer häufiger die Trainer. Mit Markus Babbel, Gerardo Seoane und nun René Weiler verlässt beim FCL zum dritten Mal innerhalb von 14 Monaten ein Coach den Verein.
Das ist kein Zufall, zumal bei allen drei Abgängen ähnliche Gründe ausschlaggebend waren. Babbel kritisierte die gesamte Vereinsführung, Seoane sah wenig sportliche Perspektiven und wechselte zum Meister Young Boys, René Weiler hatte andere Vorstellungen von der Qualität des Kaders. Nun muss sich die Vereinsführung des FC Luzern einige kritische Fragen gefallen lassen, die drei Trainer können nicht in allen Punkten total daneben liegen.
Doch da die Verwaltungsräte nicht entlassen werden können, ist für Meyer die Situation delikat. Sein Entscheid zur Ernennung des neuen Coaches muss sitzen, sonst ist er seinen Job los. Er braucht einen neuen Cheftrainer, der mit den gegebenen Mitteln beim FCL umzugehen weiss und das Beste aus dem vorhandenen Spielermaterial herausholt.
Ähnlich, wie es vor einem Jahr Seoane gelang. Befördert vom U21-Trainer zum Cheftrainer führte er den FCL damals von Platz 9 auf 3. Eine Steigerung ist dem FCL erneut zuzutrauen, zumal der Vorsprung auf den Barrageplatz noch immer sechs Punkte beträgt. Dafür braucht es aber den richtigen Mann.