Qualifikationssieger Lausanne liegt in der Playoff-Halbfinalserie gegen Fribourg-Gottéron etwas überraschend mit 1:3 zurück. Die Waadtländer stehen mit dem Rücken zur Wand und brauchen nun drei Siege in Serie, um wie im Vorjahr noch in den Final einzuziehen. Eines sei vorweg schon mal gesagt: Den jungen Goalie Kevin Pasche trifft keine Schuld an der Rücklage. Zwar performt sein Gegenüber Reto Berra zwischen Gottérons Pfosten noch etwas besser, aber Pasche hat seinem Team in jedem Spiel die Chance gegeben, zu gewinnen.
Mehr kann man von einem 22-jährigen Goalie kaum erwarten. Doch wo liegen dann die Probleme von Lausanne? Was muss verbessert werden, um die Serie gegen Fribourg noch zu drehen? Wir sagen es dir.
Lausanne war schon die ganze Saison ein Team, das Lösungen eher im Kollektiv als durch Einzelspieler gefunden hat. Anders als beispielsweise Bern (Czarnik und Merelä) oder Davos (Tambellini und Stransky) hatten die Waadtländer keinen alles andere überragenden Spieler, sondern glänzten durch ihre Kaderbreite.
Aber natürlich braucht auch der LHC seine ausländischen Spieler, um Erfolg zu haben. Und von diesen kommt in der Halbfinalserie gegen Fribourg-Gottéron noch deutlich zu wenig. Nur zwei Tore haben die Import-Spieler Lausannes in den vier Spielen erzielt. Dominik Kahun, der im Viertelfinal gegen Langnau noch so glänzte, steht gänzlich ohne Skorerpunkt da. Aber auch Ahti Oksanen (1 Tor) oder Lauri Pajuniemi (1 Tor) haben noch nicht nach Wunsch geliefert.
Und selbst Antti Suomela (3 Assists) müsste sich eigentlich noch steigern und wenigstens ab und an ein Tor beisteuern. Symptomatisch für die momentane Ausländerschwäche hat Lausanne die geringste Effizienz aller Halbfinal-Teams. Nur 5,56 Prozent aller LHC-Schüsse finden den Weg ins Tor. Verglichen mit knapp über neun Prozent in der Regular Season ist das natürlich zu wenig.
Bislang gab es in dieser Serie eine ziemlich einfache Formel: Das Team, das mehr Gefahr durch Rush-Angriffe erzeugen konnte, gewann am Ende auch das Spiel. Drei Mal hatte Fribourg diesen Vorteil deutlich auf der eigenen Seite. Beim einzigen Sieg Lausannes in dieser Serie (Spiel 2) konnten die Waadtländer die Rush-Angriffe gut in Schach halten.
Bereits in unserer Vorschau kündigten wir an, dass Lausanne mit den Rush-Angriffen von Fribourg Mühe haben könnte, waren diese Szenarien doch die grösste Schwäche in der Verteidigung der Waadtländer. Lausanne schafft es viel zu wenig, die schnellen Angriffe Gottérons frühzeitig auszubremsen.
Das Videostudium zeigt: Lausanne ist im Forechecking oft sehr aggressiv. Das kann grundsätzlich ein gutes Mittel sein, um gegnerische Angriffe zu unterbinden. Doch in diesem Fall schafft es Fribourg oft, diese erste Welle zu umgehen. Und dann sind die Lausanner in der Rückwärtsbewegung plötzlich in der Unterzahl. Das macht es schwierig, alle Pass- und Schusslinien zu unterbinden, und sorgt für viel Gefahr vor Kevin Pasche. Trainer Geoff Ward muss eine Lösung finden, um diese Rush-Angriffe von Gottéron unterbinden zu können.
Dieser Punkt ist eigentlich ziemlich schnell erklärt. In der Regular Season hatte der LHC das zweitbeste Penalty Killing (PK) der National League. Mit 84,71 Prozent erfolgreich abgewehrter Unterzahlsituationen waren die Waadtländer überragend. Im Playoff-Halbfinal ist diese Quote auf schwache 72,73 Prozent gesunken.
So wird es natürlich schwierig, eine Playoff-Serie zu gewinnen. Eine Abwehrquote von 80 Prozent müsste mindestens erreicht werden. Auch hier ist Geoff Ward gefragt: Entweder findet er eine Lösung, das Unterzahlspiel zu stabilisieren, oder er muss seine Spieler zur Disziplin verpflichten, sodass sie keine Strafen mehr nehmen.
Lausanne ist eigentlich die beste Heim-Mannschaft der National League. In der Regular Season haben die Waadtländer vor eigenem Anhang 20 von 26 Spielen gewonnen, dabei 90 Tore geschossen (3.) und nur 50 erhalten (1.). Das ging auch im Viertelfinal gegen die SCL Tigers weiter. Die Serie dauerte zwar sieben Spiele, doch Lausanne gewann alle vier Auftritte zuhause.
Und jetzt ist das plötzlich anders. Fribourg hat gleich zwei Mal in Lausanne triumphieren können. Das muss sich heute Abend und dann allenfalls auch in einem Spiel 7 dringend ändern. Lausanne muss zuhause wieder dominant auftreten, sonst gehen Théo Rochette, Antti Suomela und Co. schon frühzeitig in die Ferien.
In der letzten Saison hat sich Lausanne – zumindest in der Deutschschweiz – als «dreckige Mannschaft» einen Namen gemacht. Dreckig spielen ist nicht erlaubt, hart und intensiv spielen oder zwischendurch den Gegner mal provozieren aber schon. Der LHC hat im Spiel 7 gegen Langnau beeindruckend gezeigt, was passiert, wenn er seine volle Intensität auspackt.
Mit Fabian Heldner, Aurélien Marti, Tim Bozon, Ken Jäger oder Michael Raffl hätten die Waadtländer genügend Spieler in den eigenen Reihen, die diese nötige Intensität aufs Eis bringen können. Allerdings sind drei der fünf angeschlagen oder verletzt. So müssen andere in die Bresche springen. Es geht nicht darum, die Freiburger mit Verletzungen aus dem Spiel zu nehmen. Es geht darum, den Gegnern keine Sekunde Zeit zu lassen. Ihnen zu zeigen, dass es sofort kracht, mit kernigen Checks und gesunder Härte, wenn sie die Scheibe auch nur einen Moment zu lang tragen.
Vielleicht kann Lausanne die emotionalen Spieler Fribourgs wie Yannick Rathgeb, Christoph Bertschy oder Sandro Schmid zu Strafen provozieren. Wenn das alles gelingt, steigen die Chancen auf ein erfolgreiches Halbfinal-Comeback.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
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