Um im Eishockey einen Titel zu feiern, braucht es immer ein komplettes Team. Dieses stützt sich auf diverse Pfeiler ab, die eine Mannschaft tragen sollen. Wir haben diese Pfeiler der beiden Playoff-Finalisten miteinander verglichen.
Beim wichtigsten Einzelspieler sind die beiden Finalisten äusserst ausgeglichen besetzt. ZSC-Goalie Lukas Flüeler zeigt dieses Jahr wieder, dass er einer der besten Torhüter der Schweiz ist. Und Elvis Merzlikins ist einmal mehr in den Playoffs in grossartiger Form. Flüeler steht dabei statistisch gesehen minim besser da. Zudem haben die Lions mit Niklas Schlegel wohl die talentiertere Nummer 2 als Lugano mit Daniel Manzato.
Mit Kevin Klein ist ein Zürcher Verteidiger heisser Anwärter auf den Titel des Playoff-MVP (wichtigster Spieler der Playoffs). Aber Klein ist nicht der einzige ZSC-Blueliner, der in Topform ist: Patrick Geering spielt konstant wie eh und je und die Rückkehr von Christian Marti hat den Löwen nochmals zusätzlich Stabilität verliehen. Ihre Verteidigung verfügt über eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern.
Lugano hat bisher den Ausfall seines Captains Alessandro Chiesa gut verkraftet. Der Zuzug von Ryan Johnston war entscheidend für den bisherigen Erfolg in den Playoffs. Der Kanadier hat sich perfekt im Tessiner Ensemble eingefügt. Philippe Furrer, Stefan Ulmer, Julien Vauclair und Thomas Wellinger sind gewohnt zuverlässig. Alles in allem ist die HCL-Verteidigung aber weniger talentiert als die der ZSC Lions.
Die grösste Stärke der ZSC Lions ist die Kadertiefe. Auch die vierte Linie der Zürcher mit den jungen Raphael Prassl und Marco Miranda sorgt immer wieder für Torgefahr. Zudem hat das Team von Hans Kossmann mit Fredrik Pettersson einen Trumpf im Ärmel, der jederzeit für ein wichtiges Tor gut ist.
Die drei besten Playoff-Skorer stellt bislang allesamt der HC Lugano. Maxim Lapierre (1,45 Punkte pro Spiel), Jani Lajunen (1,33 Punkte pro Spiel) und Gregory Hofmann (1,27 Punkte pro Spiel) zeigen überragende Playoffs. Aber auch die «zweite Garde» mit Luca Fazzini, Luca Cunti, Raffaele Sannitz und neu auch wieder Alessio Bertaggia überzeugt. Der Sturm der Tessiner ist bisher der beste der Playoffs – und dies obwohl Damien Brunner und Dario Bürgler verletzt ausfallen.
Hans Kossmanns Ausgangslage ist klar: Er hat bei den ZSC Lions keine Zukunft. Also will er die Löwen zum Titel führen und sich so bei anderen Klubs empfehlen. Der 56-Jährige weiss, wie das geht: 2010 wurde er als Assistenztrainer beim SCB bereits Meister. Greg Ireland hat da deutlich weniger Erfahrung. Der Kanadier steht erst in seiner zweiten Saison in der National League. Einen Meistertitel kann Ireland noch nicht vorweisen.
Die Zürcher schossen in den Playoffs bisher öfter und aus gefährlicheren Positionen auf den gegnerischen Kasten als die Luganesi. Dafür haben die Tessiner eine unglaubliche Schusseffizienz von 15,61 Prozent, während beim ZSC «nur» knapp jeder zehnte Schuss den Weg ins Tor findet. Doch Lugano befindet sich in dieser Kategorie derart weit über dem Liga-Durchschnitt, dass man allenfalls einen Einbruch befürchten muss.
Lugano hat in den Playoffs insgesamt mehr Strafminuten (168) aufgelesen als die Lions (154). Bei den Zürchern waren es aber mehr Zweiminuten-Strafen (67) als bei den Tessinern (64), die direkten Einfluss auf den Spielerbestand auf dem Eis haben.
Die ZSC Lions wehren über 86 Prozent ihrer Unterzahlsituationen erfolgreich ab und kassieren weniger als ein Tor pro Spiel mit einem Mann weniger. Auf der anderen Seite verwertet Lugano beinahe einen Drittel seiner Überzahlgelegenheiten. Was passiert, wenn ein starkes Powerplay auf ein ebenso starkes Boxplay trifft, werden wir im Final sehen.
Unsere Punkte-Bewertung deutet auf eine enge und spannende Serie hin. Interessant ist, dass die Stärken der jeweiligen Teams gegensätzlich sind. Das starke Powerplay der Luganesi trifft auf das genau so starke Boxplay der ZSC Lions. Die Zürcher schiessen mehr, aber die Tessiner treffen genauer. Die besseren Verteidiger des «Z» versuchen die besseren Stürmer der «Bianconeri» aufzuhalten. Wenn man das Gesamtpaket betrachtet, haben die Lions wohl leichte Vorteile auf ihrer Seite.