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Der coole, erfahrene Taktiker hat den ungestümen, wilden, zehn Jahre jüngeren Draufgänger in einem wahren Drama besiegt.
Armon Orlik war Favorit – nicht so klar wie Eugen Hasler 1989 in Stans gegen Adrian Käser zwar –, aber von seiner Kampfweise her schien auch er alle Vorteile auf seiner Seite zu haben. Und zudem die Geschichte. Noch nie ist einer in der Neuzeit nach seinem 30. Geburtstag König geworden.
Aber Matthias Glarner hat es geschafft. Er konterte jeden Angriff seines Gegners und es war förmlich zu spüren, dass es genau so kommen musste. Der Nachteil des Offensiv-Schwingers: Seine Angriffe werden von Mal zu Mal ein bisschen weniger explosiv und können immer besser gekontert werden. So hat Adrian Käser 1989 im Schlussgang den dynamischen Angriffsschwinger Geni Hasler ausgekontert.
Taktisch durchaus ähnlich hat nun Matthias Glarner mit einem Gegenschwung einen wuchtigen Kurz-Angriff aufgefangen, seinen Gegner im Kreuz zu fassen bekommen und mit einem Fussstich in der 14. Minute den Wurf zum Sieg vollendet. Die Kampfdauer war auf 16 Minuten angesetzt. Armon Orliks Angriff war zu ungestüm, sichtlich stärker geprägt von Verzweiflung (die Zeit lief davon) als von Zielstrebigkeit.
Matthias Glarner ist kein so charismatischer König wie vor ihm Kilian Wenger (2010) und Matthias Sempach (2013) und er hat auch nicht die Popularität von Christian Stucki, dem Schlussgangverlierer von 2013 und König der Herzen. Das kann er von seinem Kampfstil her auch nicht sein. Aber er ist ein grosser, ein verdienter König. Kein König der Emotionen und der Herzen. Er ist ein König des Verstandes, der Taktik, des Selbstvertrauens und der harten Arbeit.
Estavayer 2016 ist auch der grösste Triumph der Berner in der eidgenössischen Geschichte (seit 1895). Gewiss, sie waren im Schlussgang schon mehrmals unter sich. 1969 in Biel (Rudolf Hunsperger gegen Hans Stucki), 1974 in Stans (Rudolf Hunsperger gegen Fritz Uhlmann) und zuletzt 2013 in Burgdorf (Matthias Sempach gegen Christian Stucki).
Aber Estavayer 2016 übertrifft alles. Die Titanen der Berner sind alle gestürzt worden. Kilian Wenger, Matthias Sempach, Christian Stucki und Remo Käser. Und am Ende ist der «Wasserträger», die nominelle Nummer vier oder fünf der Berner, böser, stärker, taktisch schlauer und besser als die Titanen aus der Nordostschweiz, aus der Südwestschweiz, aus der Innerschweiz und aus der Nordwestschweiz.
Es ist eine bittere Niederlage für Armon Orlik. Er hat die Zukunft vor sich. Aber die Geschichte lehrt uns, dass ein Verlierer eines eidgenössischen Schlussganges nie mehr König werden kann.
Für die Zuschauer im Bernbiet brechen goldene Zeiten an. Drei Jahre lang, bis zum Eidgenössischen 2019 in Zug, treten Fest für Fest gleich drei Könige an. Kilian Wenger, Matthias Sempach und Matthias Glarner. Wahrlich, das Bernbiet ist königlich.