Das bizarre Kräftemessen zwischen Schiedsrichter Felix Zwayer und Bayer-Coach Roger Schmidt beim Bundesliga-Spitzenspiel der Leverkusener gegen Dortmund sorgt für lebhafte Diskussionen und wird Konsequenzen haben. Der DFB-Kontrollausschuss leitet ein Ermittlungsverfahren gegen Trainer Roger Schmidt und Sportdirektor Rudi Völler ein. Bereits klar ist, dass es eine Sanktion geben wird.
Der Kontrollausschuss habe Schmidt angeschrieben und zu einer zeitnahen Stellungnahme aufgefordert, teilte der Deutsche Fussball-Bund am Montag mit. Bereits vor der offiziellen Eröffnung hatte der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses eine Strafe angekündigt. «Es wird sicher eine Sanktion geben. Aber welche, das kann ich noch nicht sagen», sagte Anton Nachreiner. Man werde versuchen «eine schuldangemessene Sanktion zu finden».
Schmidt hatte am Sonntag während des Bundesliga-Spiels zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund (0:1) eine knapp zehnminütige Unterbrechung provoziert, weil er nach einem entsprechenden Verweis von Schiedsrichter Felix Zwayer nicht auf die Tribüne gehen wollte.
Grundlage für die Ermittlungen des Sportausschusses ist ein Sonderbericht des Schiedsrichters. Bereits am «Dienstagnachmittag oder am Mittwoch» werde es einen Entscheid geben, kündigte Nachreiner an.
Neben Schmidt wird auch gegen Völler ermittelt. Wie der Coach soll der Weltmeister von 1990 eine Stellungnahme abgeben. Herbert Fandel, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, zeigte sich auch am Tag nach dem Eklat fassungslos: «Ich bin nach wie vor sprachlos. Wir haben gestern den Tiefpunkt einer leider erheblich negativen Entwicklung erlebt, die mich sehr nachdenklich stimmt.»
Prognosen über ein mögliches Strafmass für Schmidt sind mangels Präzedenzfall spekulativ. Die DFB-Ausbildungsordnung sieht für solche Fälle Strafen von Verwarnungen über Bussen bis hin zum befristeten «Verbot zur Ausübung der Trainertätigkeit (Sperre) bis zur Höchstdauer von zwei Jahren» vor. Mit einer Entscheidung ist laut Nachreiner bereits am «Dienstagnachmittag oder am Mittwoch» zu rechnen.
Erst am Tag nach dem Eklat waren die Leverkusener bemüht, die Wogen zu glätten. «Ich werde mich zu diesem Thema nicht äussern. Es ist dazu viel gesagt – Qualifiziertes und Unqualifiziertes», sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade der Deutschen Presse-Agentur. «Warten wir ab, was passiert. Es nützt doch nichts, Öl ins Feuer zu giessen.» Er habe mit Trainer Schmidt besprochen, das Geschehen öffentlich nicht weiter zu kommentieren: «Wenn es etwas gibt vom DFB, werden wir uns äussern.»
Der Wutausbruch von Völler beim TV-Sender Sky, der schon kurze Zeit später im Internet zu einem echten Klick-Hit wurde, verbesserte die Leverkusener Verhandlungsposition eher nicht. Völler sieht die Leverkusener in der Opferrolle: «Ich weiss, die Schiedsrichter werden sich wieder alle gegenseitig in Schutz nehmen. Jeder wird sagen, unser Trainer hätte vom Platz gehen müssen.» (sda/dpa)