Nur zwölf Punkte aus den ersten sechs Spielen und Platz 3 in der Bundesliga. Das ist für die hohen Ansprüche des FC Bayern eigentlich zu wenig. Nach drei Unentschieden in Folge stecken die Münchner in einer Ergebniskrise. Trotz des 2:0-Siegs in der Champions League gegen Barcelona droht Bayern-Coach Julian Nagelsmann nun noch ein weiteres Problem.
Nach seiner Auswechslung in der 80. Spielminute für den jungen Mathys Tel liess Leroy Sané seinem Frust freien Lauf. Der deutsche Nationalspieler schien mit der Auswechslung nicht glücklich zu sein und schmetterte seine Trinkflasche auf den Boden vor der Münchner-Ersatzbank. Anschliessend verschwand der Torschütze zum 2:0 direkt in die Katakomben der Allianz-Arena.
Im Interview nach dem Spiel meinte Sané, er habe kein «gutes Spiel» gemacht, deshalb musste die «Flasche leiden». Sané sei «nicht wegen der Auswechslung sauer» gewesen.
Auch der zur Pause eingewechselte Leon Goretzka wurde nach dem Spiel auf die Rotation der Bayern angesprochen. Der deutsche Nationalspieler, welcher nach seiner Verletzung am Knie wieder einsatzbereit ist, fand deutliche Worte: «Diese ganzen angeblichen Probleme sind derart konstruiert, das hat mich echt geärgert. Wir verstehen uns alle super in der Mannschaft, sind alle zufrieden und wissen auch, dass wir viele Spiele haben und jeder mal von Anfang an spielen wird.»
Doch jeder Fussballer möchte in den grossen Spielen auf dem Platz stehen und das möglichst von Beginn an. Solange Julian Nagelsmann allerdings an seinem 4-2-2-2 System festhält, dürften weitere Probleme bezüglich der Aufstellung vorprogrammiert sein.
Denn von den acht Spielern, welche der deutsche Rekordmeister für seine Offensive zur Verfügung hat, können jeweils nur vier Spieler in der Startelf stehen. Das bedeutet: Sobald Kingsley Coman wieder fit ist, hat Nagelsmann ein Überangebot an Angreifern. Wodurch zwangsläufig auch Spieler wie Leroy Sané, Sadio Mané, Serge Gnabry oder der junge Jamal Musiala mal auf der Bank Platz nehmen müssen.
Auch im zentralen Mittelfeld hat Julian Nagelsmann nach der Rückkehr von Leon Goretzka die Qual der Wahl. Marcel Sabitzer, welcher bereits in Leipzig unter dem Bayern-Trainer spielte und als Gewinner der Vorbereitung gilt, wird nun mit Goretzka und Joshua Kimmich um die beiden Plätze im Mittelfeld kämpfen müssen. Hinter den drei etablierten Bundesligaspielern scharrt zudem der junge Niederländer Ryan Gravenberch schon mit den Hufen und zeigte bereits im DFB-Pokal, wozu er in der Lage ist.
Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic stellte sich bereits schützend vor seinen Trainer. Zur Rotation sagte er: «Julian ist noch auf der Suche nach seinem Stil. Einen solchen Kader hat er noch nicht gehabt. Wir spielen lieber mal Unentschieden, als unzufriedene Spieler zu haben.»
Wenn nicht einmal mehr die Weisheit von Ex-Bayern-Coach Louis van Gaal – «Müller spielt immer» – bei den Münchnern gilt, dann kann die Stimmung beim deutschen Meister schnell kippen. Der aktuelle Wolfsburg-Trainer Nico Kovac kann ein Lied davon singen. Dieser liess zu Beginn seiner zweiten Saison als Bayern-Trainer ebenfalls viel rotieren. Vor allem zum Leidwesen von Thomas Müller, welcher unter dem Kroaten nur noch von der Bank kam. Dies sorgte für Unruhe in der Mannschaft und auch der Start in die Saison verlief alles andere als positiv. Schliesslich wurde Kovac nach einer desaströsen Vorstellung der Bayern in Frankfurt nach 65 Spielen im Amt entlassen.
Nein, scheinbar ja eben nicht. Die Spieler selbst haben ja vergangene Saison einen härteren Konkurrenzkampf gefordert. Und Müller ist 33. Der muss - auch mit Hinblick auf die WM - nicht mehr jedes Spiel über 90 Minuten machen.
Die „Unruhe“ wird wieder einmal künstlich von den Medien herbeigeschrieben.