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Arizona Coyotes könnten bald in Utah spielen – NHL verliert die Geduld

Spielt Janis Moser bald in Utah statt in Arizona?
Spielt J.J. Moser bald in Utah statt in Arizona?Bild: imago, shutterstock

Umzug nach Utah droht – die NHL verliert mit den Arizona Coyotes langsam die Geduld

Es ist möglich, dass der Schweizer Janis Moser bald nicht mehr in Arizona spielt. Nicht, weil er die Coyotes verlässt, sondern weil möglicherweise das ganze Team nach Utah zieht.
08.02.2024, 17:56
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Ab dem Sommer 2019 sollte alles besser werden bei den Arizona Coyotes. Nach Jahren der sportlichen Bedeutungslosigkeit und finanziellen Probleme, in denen die NHL ihr Team vor dem Konkurs retten musste, kauft der Finanz-Milliardär Alex Meruelo die NHL-Franchise. Sein Ziel war es, das Team sportlich aufzubauen und eine langfristige Zukunft in Arizona sicherzustellen.

Wie stehen die Coyotes finanziell und sportlich da?

Auf die Saison 1996/97 hin zügelte die NHL-Franchise der damaligen Winnipeg Jets ebenfalls wegen mangelnden sportlichen Erfolges und finanzieller Probleme in die Wüste nach Phoenix, Arizona. Die ersten vier Jahre schaffte die damals noch Phoenix Coyotes genannte Mannschaft immer den Sprung in die Playoffs, gewann allerdings nie eine Runde. In den folgenden 22 Jahren gelang die Playoff-Qualifikation allerdings nur noch fünfmal. Nur einmal – 2012 schafften es die Coyotes bis in den Conference-Final – gewannen die Wüstenhunde eine Playoff-Serie.

In dieser Saison gelang Janis Moser und Co. ein relativ guter Start, seither ist aber wieder Normalität eingekehrt und alles deutet darauf hin, dass Arizona auch dieses Jahr nicht in den Playoffs spielen wird.

Arizona Coyotes' J.J. Moser (90) skates away from Carolina Hurricanes' Michael Bunting (58) with the puck during the third period of an NHL hockey game in Raleigh, N.C., Saturday, Jan. 27, 2 ...
J.J. Moser droht mit den Coyotes schon wieder die Playoffs zu verpassen.Bild: keystone

Die Coyotes sind die NHL-Franchise mit dem tiefsten Wert (500 Millionen US-Dollar), haben in der letzten Saison aber immerhin schwarze Zahlen geschrieben. Das ist insofern beachtlich, als das Team derzeit in einer College-Arena spielt, die weniger als 5000 Zuschauern Platz bietet.

Was ist das Stadionproblem?

Und damit wären wir beim Stadionproblem. Dieses hat die Coyotes nach ihrem Umzug in die Wüste begleitet. Zuerst spielte die Mannschaft in der America West Arena in Phoenix. Doch das Stadion der Phoenix Suns aus der NBA war auf Basketball ausgelegt, weshalb sich viele Eishockeyfans über die schlechte Sicht auf das Spielfeld beklagten.

Also verliessen die Coyotes Phoenix und zogen in die Gila River Arena in Glendale, einem Vorort der Grossstadt. Doch auch dort wurden sie nicht glücklich, war das NHL-Team doch nur Mieter bei der Stadt. Weil aufgrund der grösseren Distanz nach Phoenix (und ausbleibendem sportlichen Erfolg) weniger Fans kamen, beklagte sich die Stadt bald über fehlenden Umsatz. Als die Coyotes dann auch noch Mietzahlungen verpassten, hatte Glendale genug und warf die NHL-Mannschaft aus dem eigenen Stadion.

Auf der Suche nach einer neuen, NHL-tauglichen Heimat wurde Arizona nicht fündig, also landeten sie in der Mullet Arena. Das kleine Stadion (4600 Sitzplätze bei NHL-Spielen) in Tempe, einem anderen Vorort von Phoenix. In der Arena der Arizona State University sind die «Yotes» allerdings nur Nebenmieter. Und die NHL machte von Beginn weg klar, dass dies nur eine Übergangslösung sein kann.

FILE - Fans watch as players warm up prior to the Arizona Coyotes' home-opening NHL hockey game against the Winnipeg Jets at the 5,000-seat Mullett Arena in Tempe, Ariz., Oct. 28, 2022. The Coyot ...
Die Mullett Arena wird den NHL-Erwartungen nicht gerecht.Bild: keystone

Der Plan von Besitzer Meruello war es, in Tempe auf einem Landstück einen grossen Unterhaltungskomplex mit Stadion, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten zu bauen. Doch die Bewohner lehnten das 1,7-Milliardenprojekt in gleich drei unterschiedlichen Abstimmungen ab.

Das ist der Grund, warum die NHL langsam die Geduld mit den Coyotes verliert. Auch im zweiten Jahr in der College-Arena ist ein neues Eishockeystadion in Arizona noch weit weg. Matty Walsh, Chef der Spielergewerkschaft der NHL, hat vor wenigen Tagen die schlechten Zustände in der Mullet Arena angeprangert.

Die «Yotes» sind immer noch auf der Suche nach einem geeigneten Stück Land. Der Plan ist es, für Parzellen des Bundesstaats Arizona zu bieten, weil es dort zu weniger Einsprachen kommen soll. Doch ein solcher Kauf ist nicht garantiert und würde wohl auch nicht schnell über die Bühne gehen. Gegenüber «Daily Faceoff» lassen NHL-Quellen verlauten, dass die Coyotes frühstens im Sommer 2027 in ihr eigenes Stadion einziehen könnten. Und das sei noch das Best-Case-Szenario, bei dem alles nach Wunsch funktioniere. Und da kommt eben Salt Lake City ins Spiel.

Wie kommt Salt Lake City ins Spiel?

Ryan Smith ist der Besitzer des NBA-Teams der Utah Jazz und Mitbesitzer der MLS-Franchise Real Salt Lake. Und der 45-jährige Milliardär würde gerne sein Sportportfolio mit einem NHL-Team in Salt Lake City erweitern. Bereits im Sommer 2023 kündigte er diesbezüglich Interesse an. Im Januar stellte die Smith Entertainment Group bei der NHL offiziell den Antrag, eine mögliche Expansion nach Salt Lake City zu prüfen.

Eine Stelle im Schreiben macht aber stutzig: «Die Smith Entertainment Group hat der NHL klargemacht, dass sie in der Lage ist, auch sofort ein NHL-Team in Utah willkommen zu heissen.» Das bedeutet: Falls die Liga die Geduld mit Arizona verliert und eine weitere Relocation (Umzug eines Teams an einen anderen Ort) ansteht, wäre Salt Lake City bereit, einzuspringen. In den ersten Jahren würde dann das Delta Center der Utah Jazz als Stadion dienen. Später soll dann das Eishockey-Stadion, mit dem Salt Lake City auch für die Olympischen Winterspiele 2034 kandidieren will, als Heimstätte bereitstehen.

Stand jetzt hat die NHL mit Commissioner Gary Bettman den Coyotes stets den Rücken freigehalten und den Interessenten aus Utah noch nichts versprochen. Doch am All-Star-Weekend war Bettman anzumerken, dass selbst er langsam aber sicher den Glauben an das Projekt in Arizona verliert.

Warum hängt die NHL so an Arizona?

Phoenix ist auf dem Papier ein riesiger Markt. Die Hauptstadt des Bundesstaats Arizona ist die fünftgrösste Stadt der USA. Über 1,6 Millionen Menschen leben in der Stadt, fast fünf Millionen in der gesamten Metropolregion. Grundsätzlich will die NHL nicht auf ein derart grosses Potenzial verzichten.

Draufsicht der Innenstadt Phoenix Arizona bei Sonnenuntergang in den USA
Phoenix, Arizona ist die fünftgrösste Stadt der USA.Bild: Shutterstock

Doch nach mittlerweile fast 30 Jahren wiederkehrender Probleme und anhaltender Erfolglosigkeit stehen die Zeichen vielleicht doch auf Abschied. Allenfalls sind die Coyotes noch in Arizona zu halten, falls Meruello seine Anteile an einen anderen lokalen Investor mit klaren Plänen verkauft. Solche sind allerdings nur schwer zu finden. Zuletzt haben die Besitzer des NBA-Teams der Phoenix Suns mitgeteilt, dass sie kein Interesse an der Übernahme der Coyotes haben.

Wann herrscht Klarheit über die Zukunft der Coyotes?

Das ist derzeit schwierig abzuschätzen. Der Vertrag zwischen dem NHL-Team und der Mullet Arena läuft noch bis im Sommer 2025. Es ist also davon auszugehen, dass die Coyotes noch mindestens ein Jahr in Arizona spielen. Das Team gibt sich in Statements nach aussen ebenfalls kämpferisch. Es gibt aber auch NHL-Experten, die damit rechnen, dass Bettman nach dem Super Bowl kommunizieren will, wo die Zukunft der Coyotes liegt.

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Glenn Quagmire
08.02.2024 18:04registriert Juli 2015
Québec wäre genial, aber leider gehts halt um Kohle und nicht um Leidenschaft
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Pesche_Buri_1988
08.02.2024 18:18registriert April 2023
Bitte lass es Kanada sein wo die Coyotes hinziehen, nach Quebec City oder Regina oder Saskatoon oder Anchorage aber nicht bei den Mormonen und Scientology!
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Hundshalter Leno
08.02.2024 18:18registriert September 2023
Gut Eishockey passt definitiv besser nach Utha als nach Arizona. Aber ich möchte gewarnt haben: in der NBA sind die Jazz für gute Spieler eine maximal unattraktive Franchise- was vA mit dem Standort zusammenhängt. Ich verfolge die Liga seit 25-30 Jahren und könnte mich spontan nicht daran erinnern, dass ein grosser Name freiwillig zu den Jazz wechselte. In der NHL befürchte ich ähnliches.

Und falls das so kommt: anders als die Stilrichtung Jazz gäbe es im Staat der Mormonen immerhin Kojoten (solche Dinge beruhigen den Pedanten in mir).
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