Zweimal Grégory Hofmann und Carl Klingberg schiessen den Eissportverein Zug zum lang ersehnten, akribisch geplanten und deshalb auf der ganzen Linie verdienten Meistertitel, das 4:1 und 5:1 sind nur noch Zugabe. Die Entscheidung fällt im Schlussdrittel nach einem der seltenen Abwehrfehler der Genfer. Gregory Hofmann zündet in der 49. Minute den Turbo, enteilt Roger Karrer und bezwingt Goalie Daniel Manzato technisch brillant. Hofmann gegen Karrer – ein Duell wie TGV gegen Döschwo, und für Hofmann nach dem einzigen Tor im Spiel 1 und dem 1:0 am Freitagabend bereits der dritte Treffer in diesem Final.
Nur 19 Sekunden macht Carl Klingberg mit dem 3:1 in Überzahl den Deckel drauf. Der stämmige Schwede lenkt direkt vor Manzato einen der gefährlichen Schüsse von Raphael Diaz ab. Für den nach Freiburg abwandernden Captain ist es der dritte Assist auf die genau gleiche Art. Darauf können die Genfer nicht mehr reagieren.
🏆 Die Meisterträume gehen in Erfüllung! 🥳 @official_EVZ pic.twitter.com/8ziQtULiFq
— MySportsCH (@MySports_CH) May 7, 2021
Sie tun sich in der Meisterschaftsentscheidung sowieso äusserst schwer mit dem Tore schiessen. Der Grund ist schnell gefunden: die überragende Defensive der Zuger mit Goalie Leonardo Genoni, der seinen sechsten Meistertitel nach drei mit Davos und zwei mit Bern feiert. Zwei Gegentore (1:0, 2:1, 5:1) in einer Best-of-5-Finalserie sind Rekord. 1987 hatte das Grande Lugano gegen Kloten deren vier kassiert (6:2, 3:1, 4:0).
Drei Minuten vor Schluss erzielt Yannick-Lennart Albrecht noch das 4:1, Dario Simion trifft in den Schlusssekunden ins leere Goal, mit 3,33Toren pro Spiel ist es dennoch der torärmste Playoff-Final der Geschichte (2007 gab es zwischen Davos und Bern 3,7 Tore). Die wenigen Tore sind aber auch eine Folge zweier lange Zeit enorm solider Teams.
Auch im dritten Finalspiel neutralisieren sich die beiden Teams zum dritten Mal zu einem 0:0 nach dem ersten Drittel. Dann geht – ebenfalls wie in den ersten beiden Spielen - Zug in Führung und steht ein erstes Mal kurz vor dem Titelgewinn. Gregory Hofmann darf es nach einem schönen Durchspiel dreimal versuchen, eher er den Puck hinter Servette-Goalie Manzato versteckt. Die Führung ist verdient, denn im ersten Drittel gelingt den Genfern kaum ein gefährlicher Angriff.
Der Rückstand könnte so gesehen eine Vorentscheidung sein, er weckt aber im Gegenteil die Offensivlust der Grenats. Sie steigern sich deutlich, und kurz vor Ende des Mitteldrittels entscheidet Servettes PostFinance-Topskorer Henrik Tömmernes das Privatduell mit seinem Zuger Antipoden Jan Kovar für einmal für sich. Kovar muss für einen Bandencheck zehn Minuten auf die Strafbank, Tömmernes nützt das Powerplay zum 1:1-Ausgleich in der 39. Minute. Es ist aber nur ein Strohfeuer, am Ende gehört der Schwede mit Servette, die auch den dritten Playoff-Final nach 2008 und 2010 verlieren, zu den Verlierern.
Der Sieg fällt zwar um zwei Tore zu hoch aus, doch der Titel der Zuger ist hochverdient, nachdem sie bereits die Qualifikation wie nie ein Team zuvor dominiert hatten. Um 22:21 fliegen dann die Stöcke und Helme aufs Eis. Die Eishockey-Saison 2020/21 hat trotz Corona regulär zu Ende gespielt werden können. Das ist für das ganze Schweizer Hockey ein grosser und wichtiger Erfolg.
Zug - Genève-Servette 5:1 (0:0, 1:1, 4:0)
50 Zuschauer. - SR Stolc/Stricker, Progin/Steenstra.
Tore: 24. Hofmann (Simion, Kovar) 1:0. 39. Tömmernes (Richard, Winnik/Ausschluss Kovar) 1:1. 49. (48:46) Hofmann 2:1. 50. (49:04) Klingberg (Diaz, Hofmann/Ausschluss Winnik) 3:1. 57. Albrecht (Klingberg) 4:1. 60. (59:20) Simion 5:1 (regeltechnisches Tor/ins leere Tor).
Strafen: 3mal 2 plus 10 Minuten (Kovar) gegen Zug, 5mal 2 Minuten gegen Genève-Servette.
PostFinance-Topskorer: Kovar; Tömmernes.
Zug: Genoni; Diaz, Stadler; Cadonau, Zgraggen; Schlumpf, Geisser; Gross; Simion, Kovar, Hofmann; Martschini, Shore, Abdelkader; Klingberg, Albrecht, Zehnder; Leuenberger, Senteler, Bachofner; Langenegger.
Genève-Servette: Manzato, Jacquemet, Tömmernes; Karrer, Le Coultre; Völlmin, Kast; Guebey; Vouillamoz, Winnik, Omark; Rod, Richard, Vermin; Moy, Fehr, Miranda; Montandon, Berthon, Patry; Smirnovs.
Bemerkungen: Zug ohne Wüthrich (verletzt), Alatalo (gesperrt) und Thorell, Genève-Servette ohne Asselin (beide überzählige Ausländer), Descloux, Maurer, Mercier und Smons (alle verletzt). - Genève-Servette von 57:03 bis 59:20 ohne Torhüter. (pre/sda)
Ein würdiger neuer Meister.
Der überzeugende Quali Sieger konnte gegenüber den Viertel und Halbfinals, in denen sie nicht wirklich überzeugten, dafür im Finale noch einmal zulegen.
Die Genfer konnten dies nicht. Zuletzt entschied das Tempo und die Spritzigkeit. Sinnbildlich dafür das GWG von Hofmann, der allen Genfern davonlief und Manzato keine Chance liess.
Genf muss sich keinen Vorwurf machen, aber diese Saison war Zug einfach stärker.
Beginnt damit eine neue Ära?
Nach der souveränen Quali und dem souveränen Finale verdient Meister.
Muss man neidlos anerkennen.