Erstmals seit elf Jahren ist wieder ein Ausländer wertvollster Spieler (MVP) der Eishockey-Saison. Der Finne Perttu Lindgren wurde Nachfolger seines Davoser Teamkollegen Andres Ambühl. Dieser ist immerhin zum dritten Mal in Folge der Favorit der Fans.
Auch wenn er in der letzten Saison den Playoff-Final nicht erreichte, an den Swiss Ice Hockey Awards stand der HC Davos dennoch im Mittelpunkt. Zwei der wichtigsten Auszeichnungen gingen bei der Verleihung im Kursaal Bern ins Bündnerland. Der Meister SC Bern ging hingegen leer aus, die schwache Qualifikation liess sich auch mit bärenstarken Playoffs nicht wettmachen.
Lindgren verdiente sich die Auszeichnung als MVP mit seiner Konstanz auf höchstem Niveau. Der 28-jährige Center ist zwar in seiner Spielweise weniger spektakulär als beispielsweise sein Teamkollege Dick Axelsson oder dessen schwedischer Landsmann Linus Klasen vom HC Lugano. Der Finne war aber in der Qualifikation zweitbester Skorer und wies mit einem Wert von plus 34 mit grossem Abstand die beste Plus-/Minus-Bilanz auf. Auch in den Playoffs war er hinter dem Luganesen Tony Martensson der zweitbeste Torschütze.
Als typisch wortkarger Finne kommentierte ein sichtlich überraschter Lindgren: «Ich weiss auch nicht, was mich speziell macht.» Er sei aber sehr glücklich. Der Nordländer liess bei der Wahl durch eine Fachjury aus Vertretern von Medien, Verband, Klubs und Spielern den ZSC-Jungstar Auston Matthews und Klasen hinter sich. Er ist der erste ausländische MVP seit Joe Thornton, ebenfalls vom HC Davos, 2005.
Matthews durfte sich mit der Auszeichnung als Youngster des Jahres trösten. Der Amerikaner, der erst nach seinem 18. Geburtstag am 17. September in die Meisterschaft eingreifen durfte, erfüllte sämtliche Vorschuss-Lorbeeren. Der Teenager verblüffte durch eine glänzende Spielübersicht und brillante Pässe und wurde im Draft Ende Juni wie erwartet von den Toronto Maple Leafs als erster Spieler ausgewählt. Matthews bedankte sich via Videobotschaft für den Preis. «Es war ein denkwürdiges Jahr», schwärmte der künftige NHL-Star.
Ebenfalls einen klaren Favoritensieg gab es bei den Goalies mit Elvis Merzlikins von Playoff-Finalist Lugano. Der erst 22-jährige Lette mit Schweizer Lizenz war ein massgeblicher Erfolgsfaktor beim ersten Finaleinzug der Tessiner seit 2006. Er strahlt eine grosse Ruhe aus und ist mit seinen spektakulären Paraden ein Publikumsliebling.
Die weiteren Awards gingen an die Nationalspielerin Christine Hüni-Meier, die an der WM ins Allstar-Team gewählt wurde, Schiedsrichter Tobias Wehrli («Hockey Award») und Fredi Pargätzi («Special Award»). Der Ostschweizer Wehrli leitete an der letzten WM in Moskau zum zweiten Mal in Folge den Final. Der Davoser Pargätzi trat nach 26 Jahren als OK-Präsident des Spengler-Cups zurück. Vorjahres-MVP Andres Ambühl wurde von den Fans zum dritten Mal in Folge zu ihrem Favoriten gewählt. «Dieses Votum der Fans bedeutet mir viel», freute sich das Davoser Urgestein.
Die Awards wurden diesmal im Hochsommer, mehr als einen Monat vor dem Start in die Meisterschaft, durchgeführt. Dadurch konnten die Moderatoren Daniela Milanese (SRF) und Reto Müller (Teleclub) nicht nur fast die gesamte Nationalmannschaft, sondern vor allem auch NHL-Stars wie Roman Josi, Mark Streit oder Nino Niederreiter begrüssen. (sda)