Er ist das Kronjuwel des Jahrgangs, der Hauptgewinn am kommenden NHL-Draft. Connor Bedard zeigt an den Junioren-Weltmeisterschaften in Moncton und Halifax, warum er am kommenden NHL-Draft an erster Stelle gezogen werden wird und deshalb die Hälfte der NHL-Teams von ihm träumen.
Der 17-Jährige dominiert die U20-WM nach Belieben. Unfassbare acht Tore und 13 Assists hat er in fünf Spielen gesammelt. Dabei ist es nicht so, dass er einfach davon profitiert, dass Kanada die Konkurrenz dominiert. Bedard hat zwölf Skorerpunkte Vorsprung auf den nächstbesten Kanadier Logan Stankoven. Dass er eigentlich zwei Jahre jünger ist als die Mitspieler – und der jüngste Spieler des gesamten Turniers – fällt dabei nicht auf.
Mit «nur» zwei Toren und einem Assist im Viertelfinal gegen die Slowakei (4:3 nach Verlängerung) hat der Stürmer im Rennen um den ewigen Punkterekord an U20-Weltmeisterschaften – gehalten vom Schweden Peter Forsberg – etwas an Boden eingebüsst. Für Forsbergs 31 Punkte bräuchte Bedard in den letzten zwei Spielen des Turniers noch zehn Punkte. Aber er ist nun bereits der Kanadier mit den meisten Punkten an einer einzelnen U20-WM. Und er schoss seine Ahornblätter mit diesem herrlichen Treffer in der Verlängerung in den Halbfinal.
Shattering records and overtime heroics. 🇨🇦@HockeyCanada #WorldJuniors pic.twitter.com/F4Zsx9XWo3
— IIHF (@IIHFHockey) January 3, 2023
Der Kanadier ist eine offensive Allzweckwaffe. Sein Schuss ist brandgefährlich. Aber er hat auch die Übersicht und die Passqualität, um einen besser positionierten Mitspieler zu finden, sollte es einen solchen geben. Diese Fähigkeit kombiniert Bedard mit blitzschnellem, wendigem Skating und einem überdurchschnittlichen Ehrgeiz. Er will nicht nur gewinnen, er will der sein, der in wichtigen Momenten ein Spiel entscheidet. Zudem ist er ein giftiger Spieler, der auch mal in der Lage ist, die Gegner zu provozieren.
Bedard gilt als bester Nachwuchsspieler seit Connor McDavid. Die kanadische Juniorenliga WHL dominiert er bereits nach Belieben (28 Spiele, 27 Tore und 37 Assists). Shane Wright, sein Teamkollege bei Kanada und vergangenes Jahr von Seattle gedraftet, traut ihm bereits den Sprung auf die grosse Bühne zu: «Er könnte vermutlich auch schon jetzt in der NHL punkten. Er ist einfach ein spezielles Talent.»
So lässt der Stürmer mit Jahrgang 2005 die NHL-Funktionäre träumen. «Er ist das grösste Talent seit Crosby», sagt ein Funktionär anonym gegenüber «The Athletic». «Er ist ein Generationen-Talent und hat das Jahr für Jahr immer wieder bewiesen», meint ein anderer. Das sorgt in der hinteren Tabellenhälfte der besten Liga der Welt schon jetzt für Vorfreude, aber auch Spannung.
Das liegt daran, wie die Draft-Lotterie in der NHL funktioniert. Die schlechtesten elf Teams der Saison haben die Chance auf den Nummer-1-Pick – und je schlechter du bist, desto grösser ist die Chance. Das Team auf dem 32. und letzten Platz hat eine rund 18-prozentige Chance auf den Nummer-1-Pick und somit auf Connor Bedard.
Nun ist es so, dass kaum ein Profisportler oder Trainer absichtlich verliert. Aber Team-Funktionäre haben die Möglichkeit, gute Spieler mit Trades wegzutransferieren und so das eigene Team zu schwächen. Das nennt sich «tanken». Und die Chance auf Bedard will sich natürlich keine schwächelnde NHL-Mannschaft entgehen lassen.
Deshalb wird erwartet, dass es auf dem Markt in der besten Liga der Welt bald rundgeht. Je früher man mit dem Verlieren beginnen kann, desto besser. Chicago hätte etwa Patrick Kane oder Jonathan Toews abzugeben. Arizona würde sich gerne von Jakob Chychrun trennen. Bei Vancouver soll ausser Elias Pettersson kein Name unantastbar sein. Und früher oder später dürfte in San Jose auch über die Personalie Timo Meier (und Erik Karlsson) diskutiert werden.
Normalerweise würden solche Trades erst in unmittelbarer Nähe der Trade-Deadline am 3. März fixiert werden. Aber ein Supertalent wie Bedard stellt das Programm etwas auf den Kopf. Das Motto für die halbe NHL lautet jetzt: «Lose hard for Bedard.»